www.Crossover-agm.de GAZPACHO: London
von ta

GAZPACHO: London   (kscope)

Erstmal ganz prinzipiell: Gazpacho sind göttlich, gehören zum Besten und Rührendsten, was es im Klangflächenprog und Artrock derzeit gibt, und haben mit mehreren ihrer Alben, insbesondere "Night" und dem auf diesen Seiten ebenfalls besprochenen "Tick Tock", qualitativ selbst Großmeister wie Marillion bzw. deren Alben nach "Marbles" hinter sich gelassen.
Dennoch: Eher unnötig ist dieses Live-Album. Zum einen braucht kein Mensch mehr Live-CDs im Zeitalter von Live-DVDs. Zum zweiten doppelt sich die Setlist zu großen Teilen mit der nur ein Jahr zuvor erschienenen CD/DVD-Veröffentlichung "Live At Loreley", nämlich bei den Songs von "Tick Tock" und "Night". Lediglich das Aussparen der ersten drei Alben und natürlich das Auftauchen einiger Tracks von "Missa Atropos" (seinerseits 2011 erschienen) unterscheidet setlisttechnisch beide Veröffentlichungen.
Indes hat "London", ein Doppeldecker mit 49:58 bzw. 60:44 Minuten Spielzeit, doch einen speziellen Charme. Die Aufnahmen sind weitestgehend unbearbeitet, so dass die Songs einerseits sehr sparsam, andererseits für Gazpacho-Verhältnisse relativ rau klingen. Dies dürfte an der spontanen Entstehung des Albums liegen, denn folgt man den Linernotes, handelt es sich um eine Gelegenheitsproduktion, die lediglich auf einem ungeplanten Mitschnitt des Konzerts basiert.
Trotz kleiner gesanglicher Unsicherheiten ist die Darbietung von Jan Henrik Ohme natürlich über alle Zweifel erhaben und Verspieler gibt es bei den Osloern ohnehin nicht. Die Atmosphäre der Originale kommt dennoch in keiner der reduzierteren Live-Versionen so überzeugend rüber wie auf dem Album, dafür fehlt dann doch diese und jene Akzentuierung auf dem Schlagzeug, dieser und jene Hintergrundsound vom Synthesizer, diese und jene Verzierung im Gesang, dieser und jene weiche Akkord der Gitarre - unverzichtbare Details im fein austaxierten, sensiblen Klanggebilde, das Gazpacho so überzeugend zu errichten in der Lage sind. Dies macht "London" zusammen mit den o.g. Kritikpunkten zu einer Angelegenheit für reine Gazpacho-Alleskäufer. Alle anderen sollten sich lieber mit dem neuen Album "March Of Ghosts" etwas Gutes tun.
Kontakt: www.gazpachoworld.com, www.kscopemusic.com

Tracklist:
CD 1:
1. Mass For Atropos I
2. Defense Mechanism
3. Snail
4. Vera
5. River
6. Desert Flight
7. The Walk, Part 1
8. The Walk, Part 2

CD 2:
1. Splendid Isolation
2. Mass For Atropos II
3. Missa Atropos
4. Dream Of Stone
5. Chequered Light Buildings
6. Upside Down
7. Winter Is Never



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver