www.Crossover-agm.de FLY: Handle With Care
von rls

FLY: Handle With Care   (Sweet Home Records)

Auch 'ne ungewöhnliche Strategie für eine Rockband: Fly gründeten sich im September 2006 und verbrachten erstmal zwei Jahre im Proberaum, bis sie im September 2008 ihr erstes Konzert spielten; in der Zwischenzeit hatten sie aber schon ihre erste Single "Snowqueen" veröffentlicht, der dann mit "Alcohol" noch eine zweite folgte, welcher in der heimatlichen Szene einiger Erfolg beschieden gewesen sein soll. "Heimatliche Szene" bedeutet im vorliegenden Fall "Georgien", denn Fly stammen aus dessen Hauptstadt Tbilissi. Daß Katie Melua bekanntlich georgische Wurzeln besitzt, hat noch nicht dazu geführt, daß sich das Interesse westlicher Musikinteressierter oder -unternehmer auf das kleine Land am Südhang des Großen Kaukasus fokussiert hat, obwohl man da durchaus mancherlei Interessantes entdecken könnte, wie eben Fly. Das Trio spielt eine durchaus mit dem Wort "Alternative" umschreibbare Mixtur aus klassischer Rockmusik und Grunge, die live durchaus für Begeisterungspotential gut sein dürfte (vor allem der nach vorne marschierende Opener "In Peace And Understanding"), aber auch in konservierter Form auf dem Debütalbum "Handle With Care" nicht zu verachten ist. Sänger David Gogoladze besitzt eine interessante Stimme zwischen dunkel gefärbter gelangweilter Grunge-Nöligkeit und gelegentlichen rauheren Anklängen, wobei er bisweilen kurioserweise an Kirill Njemoljajew erinnert, allerdings ohne dessen parodistischen Unterton. Will man westliche Vergleiche für die Stimme heranziehen, wird man am ehesten im britischen Gothic und bisweilen auch im klassischen Grunge fündig. Die Songs sind so angelegt, daß man sie auch als Trio problemlos live reproduzieren kann, und zudem recht kompakt arrangiert - mit neun Songs schafft es "Handle With Care" nur auf 31 Minuten Gesamtspielzeit. Trotzdem finden sich interessante Wendungen, die die Songs aufwerten, allerdings bisweilen auch einige Hördurchläufe brauchen, bis man sie verstanden hat. Gerade das als erste Single veröffentlichte "Snowqueen" ist ein solches Beispiel, das aus grundverschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, deren Zusammengehörigkeitsprinzip ein gewisses Einhören verlangt, wenngleich hier natürlich keinesfalls chaotische Strukturen a la Mathcore auftauchen. Zudem besitzt der Song eines der wenigen Gitarrensoli im Schaffen Flys, das allerdings leider dort, wo es immer ekstatischer zu werden beginnt, ausgeblendet wird - gerade hier wäre es spannend gewesen, die weitere kompositorische Entwicklung demonstriert zu bekommen. Diese Komponente zeigt das Trio aber im folgenden "One More Bad Day", das im Gegensatz zu "Snowqueen" aber nach klassischem Rockprinzip lediglich über eine Grundidee gebaut ist. Das ebenfalls als Single ausgekoppelte "Alcohol" ist keine Gang-Green-Coverversion und auch kein wilder feucht-fröhlicher Eigenbau-Partysong (sowas würde zu den zumeist mit Würde trinkenden Georgiern auch nicht so richtig passen), sondern moderner Alternative Rock. Gogoladze und seinen beiden Mitstreitern Shota Khatoev (b) und Alexander Gongliashvili (dr) ist ein auch soundlich konkurrenzfähiges Album gelungen, das für alle Alternative-Freunde, die auf der Suche nach Raritäten sind, ein willkommenes Suchobjekt sein dürfte - in Mitteleuropa wird kaum jemand diese CD besitzen. Der Rezensent hat sein Exemplar in einem Plattenladen in Tbilissi gekauft, der aber mittlerweile nicht mehr existiert. Also viel Spaß beim Suchen ...
Kontakt: www.myspace.com/flylive

Tracklist:
In Peace And Understanding
For You
In The Corner
Believe
Snowqueen
One More Bad Day
Alcohol
Overcover
Killer's Sorry
 




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