www.Crossover-agm.de ZANA MESSIA AND THE BALKAN SOUL ORCHESTRA: Balkan Soul
von rls

ZANA MESSIA AND THE BALKAN SOUL ORCHESTRA: Balkan Soul   (Eigenproduktion)

Zana Messia gehört zu den Menschen, deren Leben ohne die jüngsten Kriege auf dem Balkan wohl zumindest etwas anders verlaufen wäre. Mit neun Jahren mußte sie aus ihrer Heimatstadt Mostar flüchten und lebte dann längere Zeit mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Schweden, wo sie ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahm. Im neuen Jahrtausend kehrte sie zunächst nach Bosnien zurück, zog dann aber nach Los Angeles, wo ihre Schwester mittlerweile lebte, und stellte dort die Musiker für das Balkan Soul Orchestra zusammen, mit dem sie nun die erste gemeinsame CD vorlegt. Die erweist sich beim oberflächlichen Hinhören "nur" als simple, wenn auch gute Jazzplatte - aber genaueres Analysieren lohnt sich trotzdem, denn Zana und ihre Musiker, von denen zumindest Gitarrist Almer Imamovic seinem Namen gemäß ähnliche Wurzeln aufweisen dürfte, haben die balkanesken Einflüsse bisweilen etwas getarnt und unauffällig, aber durchaus strukturimmanent eingebastelt. Freilich gehen sie nicht so weit, aus "Balkan Soul" nun etwa eine reine Gypsy-Jazz-Platte zu machen, aber das Ziel, gewissermaßen einen musikalisch geprägten West-östlichen Divan zu erzeugen, erreichen sie durchaus. Da kommt etwa der Opener "My Invention Of You" noch relativ klassisch-jazzig daher - aber Dan Weinsteins leicht zigeunerhafte Geige am Ende weist schon in die Richtung, die andere Tracks noch deutlicher einschlagen werden, etwa gleich der zweite: "This Is How I Get" entpuppt sich als äußerst schleppender Groover mit finsterer Tuba, der aber im Mittelteil eine Auflockerung durch lockeren Gypsy-Swing erfährt. Und so geht es im Verlaufe der insgesamt nur 39 Minuten weiter, wobei die warme, aber trotzdem oft ein wenig kratzbürstig wirkende Stimme Zanas immer im Mittelpunkt steht. Interessanterweise setzt die Chefin zumeist auf Eigenkompositionen: Sechs der zehn Tracks sind komplette Eigenkompositionen, bei zweien wirkten andere Bandmitglieder mit, und nur zweimal kommt Fremdmaterial zum Zuge. Dabei funktioniert Thelonoius Monks Klassiker "Round Midnight" auch mit einem aus der mazedonischen Volksmusik stammenden 7/8-Takt, und mit "Djelem Djelem" ist ein Traditional aus der Roma-Musik vertreten, das naturgemäß die intensivsten Balkan-Einflüsse beinhaltet und daher auf den westlich geprägten Hörer auf der Suche nach dem besonderen Etwas den größten Reiz ausüben dürfte. In vielen anderen Tracks muß man sich wie beschrieben auf der Suche nach diesem X-Faktor etwas anstrengen, wenn man nicht schon Zanas Stimme als besonderen Faktor anzusehen gewillt ist, und die überzeugt in der Tat von Anfang bis Ende. Ansonsten hat "Balkan Soul" nämlich das Problem, als Ganzes noch etwas zu unauffällig herüberzukommen - "Djelem Djelem" stellt den einzigen richtigen Hinhorcher dar, alle anderen Tracks sind trotz der beschriebenen interessanten Elemente in ihrer Gesamtheit doch etwas zu unauffällig geraten und können das auch nicht mit speziellen anderen Qualitäten, etwa einer unwiderstehlichen Tanzbarkeit, die man sonst von balkanesken Sounds häufig geliefert bekommt, kompensieren. Angenehm und nett durchzuhören ist die sauber produzierte und in einem hübschen Digipack steckende 39minütige Scheibe aber allemal und läßt gute Ansätze erkennen, die auf dem Zweitling dann hoffentlich weiter ausgebaut werden.
Kontakt: www.zanamessia.com

Tracklist:
My Invention Of You
This Is How I Get
Radio
Red Shoes
Never Loved This Way
Palm Tree Leaves
I've Seen Him Before
Round Midnight
Djelem Djelem
If You're Wondering



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