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von ta

DER WEG EINER FREIHEIT: Unstille   (Viva Hate Records)

Mille von Kreator lobt die Black-Metaller von Der Weg einer Freiheit im SPIEGEL Online vom 10.05.2012 als "die Zukunft des deutschen Extrem-Metal". Klingt dreifach erfunden, ist aber so. Die Typen haben kurze Haare mit richtigen Frisuren, tragen Brillen und malen sich nicht an. Ist auch so. Gothic-mäßige, schwarzromantische Gedichte über den Tod schreiben sie außerdem. DWEF sind einfach untrve wie Sau.
Die Mischung aus rasantem Black Metal einerseits und dem Fehlen der entsprechenden Ästhetik und Attitüde andererseits hat in einschlägigen Internetforen zu den üblichen Grabenkämpfen um die Definition wahren Black Metals geführt und ist der Grund, warum Black-Metal-Ideologen die Band zu verabscheuen und Antiideologen sie zu lieben scheinen. Ich, eigentlich den Antiideologen zugehörig, kann mich auch nach wiederholtem Hören nur schulterzuckend in der Mitte positionieren. Technisch kann die Band, insbesondere Schlagzeuger Tobias Schuler, Referenzen vorweisen. Melodisch und rasant ist ihr Black Metal, eine typisch schwedische Mischung, die an Naglfar, Nagelfar, Dissection und Negator erinnert, je nach angewähltem Track. Und als musikalisches Alleinstellungsmerkmal mixen DWEF noch etwas Postrock hinein, was diverse langsame, ruhige Passagen zeitigt und zwei der präsentierten Stücke über die Zehn-Minuten-Grenze hebt.
Klingt auf dem Papier ansprechend, reißt in der Umsetzung aber nur mit Abstrichen mit. Die Harmoniefolgen sind bei aller Moll-Lastigkeit vergleichsweise tonal, schweben irgendwo zwischen Melancholie und Süße und machen das Album sehr zugänglich. Passagenweise erklingen ein paar dissonante Einzeltöne über dem Riffteppich, und dann entwickeln DWEF eine bedrohliche Atmosphäre, die das ganze Album, nicht nur einige ausgewählte Sekunden, verdient hätte. Das Spiel mit Dissonanzen macht den Schlusstrack "Zerfall" zum interessantesten Song des Albums, während ausgerechnet der über die Laufzeit von fünf Minuten mit bis zum Fußbodenblech durchgetretenem Gaspedal gespielte "Lichtmensch" zwar spannungsreich anhebt, dann aber minutenlang mittelintensiv vor sich hin knattert, ehe er erst in seinen letzten Sekunden nochmal richtig zupackt. Fans der "Storm ..."-Dissection, zu denen ich nicht gehöre, dürfte indes gerade dieser Track mit seinem Nödtveidt-Gedächtnis-Riffing um die zweite Minute herum gut reingehen.
Am Ende hängt es also doch ein wenig an der subjektiven Liebe oder Nichtliebe zur generellen Marschrichtung. Liebhaber der Schwedenschule im weiteren, nichtideologischen Sinne sollten "Unstille" deshalb auf jeden Fall kennen.
Kontakt: www.derwegeinerfreiheit.de, www.vivahaterecords.com

Tracklist:
1. Zeichen
2. Lichtmensch
3. Nachtsam
4. Zu Grunde
5. Vergängnis
6. Zerfall



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