www.Crossover-agm.de TROJA: Wosduschnije Samki
von rls

TROJA: Wosduschnije Samki   (Eigenproduktion)

Troja hatten anno 2008 mit "Mir W Ognje" quasi aus dem Stand ein blitzsauberes Melodic-Metal-Album hingelegt, was die Erwartungen an den Nachfolger natürlich auf ein enorm hohes Niveau schraubte. Selbiger Nachfolger hört auf den Titel "Wosduschnije Samki", übersetzt soviel wie "Luftschlösser" - aber ein Luftschloß baut die russische Band damit keineswegs auf und auch keines aus Sand wie weiland Nena. Nein, "Wosduschnije Samki" hat wie schon der feurige Vorgänger Biß und Substanz und enthält mit den beiden Openern zwei der besten Songs, die man im melodischen Metalsektor seit der Jahrtausendwende gehört hat. "Serije Dni" schwelgt im Midtempo, nicht behäbig, aber doch entspannt und mit brillanter Gitarrenmelodik versehen - sieben Minuten der Extraklasse, denen mit "Geroi Interneta" sechs nicht minder begeisternde folgen, diesmal aber im zupackenden Speedtempo, allerdings erneut hochmelodisch und mit Gitarren, Gitarren und Gitarren brillierend. Das melodische Händchen der Sechssaitenbediener bildet einen der Haupttrümpfe Trojas, denn was Wladimir Butnik und Alexei Podgusnij hier abziehen, gehört ganz klar auch im Weltmaßstab zur Spitzenklasse in der Kategorie "furios, aber songdienlich". Freilich wäre das alles ohne einen erstklassigen Sänger, eine tighte Rhythmusgruppe, glückliche kompositorische Einfälle und einen klaren Sound mehr oder weniger wertlos - aber auch in diesen Komponenten kann die russische Band hoch punkten. Freilich schafft das Quintett es nicht, das schwindelerregend hohe Niveau der eröffnenden dreizehn Minuten auch über die noch folgenden reichlich 44 zu halten, aber auch dort findet sich noch allermindestens gutklassiges Material en gros, das auf 99% aller anderen Genrealben zu den unbestrittenen Highlights gehören würde, und manch ein Song kommt fast an die außerordentliche Brillanz der beiden Opener heran, etwa das superbe sechsminütige Instrumental "Osjen". Wem übrigens die einleitende Struktur bekannt vorkommt: Es dürfte Zufall sein, daß auch das Supreme-Majesty-Meisterwerk "Tales From A Tragic Kingdom" in gleicher Weise anhebt, und es dürfte vielleicht auch Zufall sein, daß sich Troja bisweilen wie eine Variante von Supreme Majesty mit weniger Keyboards anhören - die Russen haben keinen festen Keyboarder und setzen dieses Instrument nur an einigen Stellen zur Stimmungsuntermalung, in "Krylja Sobstwennoi Wery" in Klavierform zur Strukturierung des Hauptthemas sowie als Kunstgeige für den Background sowie in manchen Songs für einige Solospots ein, von denen der in "Geroi Interneta" wohlige Erinnerungen an die Bestleistungen der Landsleute Archontes auf ihrem "The World Where Shadows Come To Life"-Album hervorruft. Im Gegensatz zum etwas kompakteren "Mir W Ognje"-Album geben Troja den Kompositionen diesmal mehr Raum, wobei beide Herangehensweisen ihre jeweiligen Reize ausüben. Daß sie sogar ganz leichte moderne Einflüsse in ihren urtraditionellen Sound einfließen lassen können, ohne daß es dem Traditionalisten sauer aufstößt, beweist "Formula Stschastja" mit den leicht verschleppten Drums unter dem Hauptthema, die man erst beim dritten Hören bemerkt. Wenn man klitzekleine Schwächen herausfiltern möchte, kann man vielleicht die Backingvocals in diesem Song hernehmen, deren Arrangement nicht ganz hundertprozentig überzeugen kann. Aber während man noch über sie grübelt, haben Troja längst das erwähnte Instrumental "Osjen" ("Herbst") angepackt und malen damit bunte Bilder an die Zimmerwand, die einem waschechten Indian Summer in nichts nachstehen, wirbeln die Blätter mal mit einem veritablen Herbststurm durcheinander und lassen sie auch wieder sanft zu Boden sinken. Was diese Band mit ihren Gitarren anstellt, hat ein schwindelerregend hohes Niveau, und es bleibt nur zu hoffen, daß die nach Albumrelease aufgetretenen Line-up-Probleme dauerhaft gelöst werden können und am Ende eine erneut starke Besetzung ein erneut starkes drittes Album einspielt. Momentan sieht's jedenfalls ganz danach aus: Sänger Dmitri Argento, der zwischenzeitlich ausgestiegen war, ist wieder zurückgekehrt, und auch die vakante Bassistenposition konnte mit einem Rückkehrer besetzt werden: Andrei Malinowski, offenbar der Bruder von Drummer Anatoli Malinowski, hatte auf "Mir W Ognje" allerdings noch die zweite Gitarre bedient. Harren wir gespannt der Dinge, die da kommen werden - bis dahin sei "Wosduschnije Samki" allen Melodic-Metal-Anhängern nachdrücklich empfohlen, und wer statt dessen zu "Mir W Ognje" greift, macht ebenfalls nichts falsch.
Kontakt: http://vk.com/troyrus

Tracklist:
Serdze Dni
Geroi Interneta
Wosduschnije Samki
Formula Stschastwa
Osjen
Posizija Odin
Krylja Sobstwennoi Wery
Umtschatsja Wdal
Gdje-to...
Broschennij Raj
Polja U Atenrai
 




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