www.Crossover-agm.de THABU: Reborn
von rls

THABU: Reborn   (Pure Prog Records)

Kennern der argentinischen Metalszene sind Thabu möglicherweise schon mal über den Weg gelaufen - anno 2008 veröffentlichten sie ihr Debütalbum "La Opresión De Lo Inevitable" und spielten drei Jahre später ihren Zweitling "Reborn" ein, der nun wiederum ein Jahr später von Pure Prog Records auch regulär in hiesigen Landen veröffentlicht wird, so daß der Progmetalanhänger keine Ausrede mehr hat, sich nicht mit dieser interessanten Band beschäftigen zu wollen. Freilich hätte er auch gar keinen Grund dazu, sich eine solche Ausrede einfallen lassen zu wollen, vor allem dann nicht, wenn er Anhänger von Symphony X ist, denn in deren Kompositionen finden Thabu offensichtlich ihre Vorbilder. Allerdings gestalten sie ihre eigenen Songs weniger im Hinblick auf das Keyboard als zweites Leitinstrument, da sie keinen festen Keyboarder besitzen und ihre Gastkeyboarder (von denen sie zwei in Reichweite hatten, als sie "Reborn" einspielten) nicht über die komplette Albumdistanz an vorderster Front beschäftigt haben. Freilich nutzen sie durchaus gern die Möglichkeiten, die sich ihnen durch eine Instrumentariumserweiterung um das Keyboard bieten - schön zu hören im eindringlichen Mittelteil von "Fictionating The Present" oder auch im Intro von "Beyond The End", das durch die tiefen Klaviertöne erst seine ganz besondere Wirkung entfalten kann. Die Songtitel legen es übrigens schon nahe: Hatten Thabu auf ihrem Debütalbum noch spanisch gesungen, so sind sie auf "Reborn" zum Englischen gewechselt - möglicherweise ein Verdienst des neuen Sängers James Robledo, der den Keyboarderjob seines Vorgängers nicht mit übernommen hat, aber eine sehr starke Gesangsleistung erbringt, die auch alle diejenigen überzeugen könnte, die hohe Stimmen im Progmetal nicht mögen: Von ganz hohen Lagen hält er sich nämlich fern und bringt statt dessen eine mal klare, mal angerauhte Stimme in normaler Mittellage zu Gehör. Außer ihm ist auch noch Bassist Marco Ignacio Toba neu in der Band, und dem recht tiefenlastigen Gesamtsound der Saiteninstrumente auf "Reborn" entsprechend hält der auf dem Foto im Booklet keinen Vier- und auch keinen Fünf-, sondern einen Sechssaitenbaß im Arm. Von unten her ist das Klanggewand Thabus also sehr voluminös besetzt, was Dream Theater zu "Train Of Thought"-Zeiten oder bisweilen eben auch Symphony X analog gehandhabt hatten. Mit beiden eint Thabu zudem die eher wenig experimentelle Herangehensweise innerhalb der abgesteckten Grenzen des Progmetal, was natürlich nicht bedeutet, daß sie etwa stromlinienförmig musizieren: Sie wechseln munter die Taktarten, sind sich aber auch nicht zu schade, nachvollziehbare Melodielinien zu schreiben. Im Instrumental "Remains Of Reality" greifen sie zudem auf eine typisch barocke Tastenlinie zurück - nichts revolutionär Neues, aber doch immer wieder gern gehört. Erst im letzten Song wird's dann wirklich revolutionär: Thabu covern einen Tango von Astor Piazzolla, wandeln ihn in einen Metal-Tango um, nennen den Song "Violentango" und erfinden damit wirklich ein neues Genre, nämlich eben den Metal-Tango (komme keiner mit dem Argument, das habe Doro schon vor 25 Jahren getan - deren "Metal Tango" ist bestenfalls als Vorstudie für eine derartige Verschmelzung zu betrachten). Das sind die Momente, wo der Progressive Metal seinen Namen im Wortsinne trägt. Freilich macht die "Unfortschrittlichkeit" der anderen acht Kompositionen auf "Reborn" diese keinesfalls schlechter - spieltechnisch sind Thabu über alle Zweifel erhaben, interessante Arrangements schreiben können sie auch, und auch wenn man hinter dem Coverartwork eigentlich Doom Metal oder etwas anderes Düsteres erwarten würde, so korrespondiert es zumindest mit der erwähnten dunklen Färbung der Saiteninstrumente auf "Reborn". Für ein absolutes Topalbum fehlen Thabu vielleicht noch ein, zwei Übersongs, aber das sollte Anhänger von Symphony X nicht von einem intensiven Hineinhören in "Reborn" abhalten.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.thabu.com.ar

Tracklist:
A Game Of Lies
Reborn
Fictionating The Present
Beyond The End
Theater Of Faith
Remains Of Reality
Leaving My Root
Hunting Sinners
Violentango



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