www.Crossover-agm.de BLACK HAWK: Straight To Hell
von rls

BLACK HAWK: Straight To Hell   (Karthago Records)

"The Invasion" war gegenüber dem bisweilen noch etwas unausgegorenen Vorgänger "Dragonride" ja schon ein großer Schritt vorwärts gewesen, und mit dem Nachfolgeralbum "Straight To Hell" können Black Hawk dieses neu gewonnene Level allermindestens halten, wenn nicht übertreffen. Stilistisch bleiben sie ihrem lieben und treuen melodischen Mittachtziger-Metal natürlich weiterhin verbunden, aber sie haben sich in den neuen Songs hier und da doch noch ein bißchen mehr getraut und zudem noch ein paar Verfeinerungen vorgenommen. Letztgenannte Komponente betrifft vor allem Udo Bethkes Gesang, dessen Einbindung in den instrumentalen Unterbau wieder ein bißchen organischer gelungen ist und nur an einigen wenigen Stellen wie den Zeilenenden von "Isolation" noch den einen oder anderen Wunsch offenläßt. In "Shoot Shoot" (kein UFO-Cover) wagt sich der Sänger sogar ein Stück weit ins Kreischfach vor, und da auch der instrumentale Part ein bißchen nach Accept klingt, paßt das auch vom Gesamtbild her sehr gut zusammen. Gecovert wird auf "Straight To Hell" allerdings auch - die Wahl fiel auf Saxons "Crusader", und die massive Umsetzung macht Biff Byford und seinen Spießgesellen sicherlich keine Schande, auch wenn der Spielfluß im Intro mal kurz unterbrochen scheint, was einen leicht holprigen Eindruck hinterläßt. Der ungewöhnlichste Track des Albums ist allerdings "Seven Years Of Pain", denn orchestrale Arrangements kannte man von Black Hawk bisher nicht. Zwar enthält schon der unmittelbar zuvor angesiedelte Titeltrack ein Klassikzitat, nämlich einige der ersten Takte aus Beethovens Fünfter am Anfang des Solos, hier auf die Gitarre übertragen, aber das kennt man von Accept ja auch schon, und die haben generell auf dem Album ein wenig häufiger Pate gestanden als auf den früheren Tonzeugnissen Black Hawks. Aber "Seven Years Of Pain" fällt dann doch noch etwas aus dem Rahmen. Einerseits klingt das Intro fast wie eine Antwort auf "In Trance" der Scorpions, und dann tritt auch noch das orchestrale Arrangement hinzu, das dieser Ballade einen besonderen Touch verleiht. Da sich Black Hawk selbst scheinbar nicht sattelfest genug für dieses Metier fühlten, beauftragten sie mit Corvin Bahn einen Externen, und der hat gute Arbeit geleistet, songdienlich, aber trotzdem mit einem Mehrwert gegenüber der imaginierten "nackten" Variante, vor allem im zum Hauptsolo hinleitenden Part, und auch der shantyartige Chor im Finale besitzt zweifellos Charme. Natürlich überzeugen Black Hawk aber auch auf ihren angestammten Feldern wieder, einzig das etwas zu plumpe "Bad Pussy" fällt etwas aus dem selbstgesteckten Rahmen, aber das könnte in diesem Falle sogar songwriterische Absicht sein, die halt nur das Hören nicht eben zum Genuß macht. Mit "Crystal Shark Pt. I" hat Gitarrist Wolfgang Tewes ein flitzefingeriges Instrumental beigesteuert, das mindestens einen zweiten Teil auf dem Folgealbum erwarten läßt, während sein Instrumentenkollege Thorsten Bettge seinen Genrebeitrag "The Last Mile" eher nachdenklich konzipiert hat, da er hier einen krebsbedingten Todesfall reflektiert. Ansonsten herrscht auf "Straight To Hell" business as usual im besten Sinne - Black Hawk machen das, was sie ganz offensichtlich am besten können, und das machen sie auch gut. Freilich: So nahe wie an Running Wild wie in "Nothing To Lose" positionierten sie sich bisher auch noch nicht, aber Hamburg ist halt klein ... Produktionstechnisch ist bei den von Tewes betreuten und von Gamma Ray-Bassist Dirk Schlächter gemixten und gemasterten Aufnahmen ebenfalls nichts schiefgegangen. Interessanterweise finden sich die hervorstechenden Tracks eher im mittleren Bereich des Albums, während sich zu Anfang und Ende die etwas konventionelleren Beiträge häufen, aber das kann durchaus Zufall sein. Das ornithologische Problem des Bandlogos bleibt weiter ungelöst, während man fürs Cover diesmal ein Motiv von Markus Vesper wählte, das einerseits den Albumtitel gut illustriert (nicht den Text des zugehörigen Titeltracks allerdings) und andererseits so urkatholische Vorstellungen repräsentiert, wie nur irgendein Motiv urkatholische Vorstellungen repräsentieren kann. Und das bei einer Band aus dem protestantisch geprägten Hamburg ... Wie auch immer: Der Freund des bisherigen Schaffens von Black Hawk kann ebenso unbedenklich die 48 Minuten "Straight To Hell" erwerben wie der bisherige Nichtkenner der Band, aber Liebhaber typisch deutschen Mittachtziger-Melodic Metals.
Kontakt: www.karthagorecords.de, www.black-hawk-music.de

Tracklist:
In Hell (Intro)
Isolation
Shoot Shoot
Straight To Hell
Seven Years Of Pain
Crystal Shark Pt. 1
Crusader
Nothing To Lose
The Last Mile
Stranger (In This Land)
Bad Pussy
Guardians Of The Night



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