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UFO: Showtime
von gl

UFO: Showtime   (Steamhammer / SPV)

Und einmal mehr ein Live-Album der britischen Stehauf...-Männer. UFO haben sich bekanntlich Anfang letzten Jahres für "You Are Here" mit Jason Bonham am Schlagzeug und Vinnie Moore an der Gitarre zwei Könner in ihre Band geholt, was eine sehr weise Entscheidung war, denn sowohl die Studioplatte als auch die Live-Shows waren vor allem durch diese zwei Schlüsselpositionen als äußerst gelungen zu bezeichnen. Das wird jetzt auch hier wieder demonstriert bei dem übrigens in Wilhelmshaven im Mai 2005 aufgenommenem Konzert. CD 1 bietet mit "When Daylight Comes To Town", "The Wild One", "Mr. Freeze" und "Baby Blue" vier Stücke vom neuen Album, eingestreut zwischen alte Perlen wie "This Kids" (vom Album "Force It", 1975) oder "Only You Can Rock Me" (vom Album "Obsession", 1978), während CD 2 eine komplette Klassiker-Parade ist, die live bereits in verschiedensten Ausführungen vorliegt: Auflistung siehe unten. Die Frage wird kommen: Wer braucht so was, wenn er "Strangers In The Night", 1979 in Chicago aufgenommen, daheim stehen hat? Ein Album, dem allenthalben Klassiker-Status zugesprochen wird ... Ohne die Qualität dieses Live-Dokuments von vor 26 Jahren zu schmälern, habe ich mir doch tatsächlich mal die Mühe gemacht, die beiden Alben bzw. die Stücke direkt zu vergleichen (und bei der Gelegenheit auch gleich "Lights Out In Tokyo" von 1993 mit ins Boot genommen), da alte Klassiker ja so oft in den siebten Himmel gelobt werden. Ein reichlich merkwürdiges Unterfangen, zugegeben, aber es war auch spaßig, die Unterschiede zu bemerken, die mitunter kleinen Metamorphosen, die die Songs durchmachten.
Noch einmal: Vinnie Moore ist Michael Schenker ebenbürtig, er hat einen eigenen Stil und spielt Schenker nicht nach. Am nachhaltigsten ist dies am Stück "Rock Bottom" (Länge 1979: 11:31; Länge 2005: 15:26) zu bemerken, dem Vinnie, oder sagen wir das neue Arrangement, einen komplett anderen Anstrich gibt. (Abzug gibt's für das Geraspel bei Minute 10.)
Oder nehmen wir das nach wie vor wunderbare "I'm A Loser" (vom Album "No Heavy Petting", 1976), welches ebenfalls völlig anders begonnen wird. Genau kann ich mich erinnern, wie Vinnie zunächst die Akustik-Gitarre (auf einem Ständer) spielte, dann schnell umgriff zur elektrischen, hier nachzuhören. Und welch Enthüllung: Der Song gefällt mir jetzt gar besser! ("Strangers ..." ist als Gesamtwerk aber noch stärker.) Klar, sind nur Peanuts, an der Güte der Songs ändert das nichts, demonstriert aber, dass es die Band versteht, die Songs nicht nur runterzuspielen, sondern das Ganze interessant zu halten. Phils Genuschel ist hier etwas besser als auf den Konzerten in Mannheim oder Balingen zu verstehen, na vielleicht gibt er sich mehr Mühe.
UFO haben es immer verstanden, selbst nach bescheidenen Platten, als Beispiel seien hier "High Stakes And Dangerous Man" oder "Misdemeanor" genannt, dennoch gute Live-Auftritte folgen zu lassen, damals mit Laurence Archer oder einem gewissen Atomic Tommy M. an der Klampfe. Und diese Tradition wird hier fortgesetzt. Soweit zur Audio-Version dieser Show, von der es auch eine DVD gibt.
PS: Ein anonymer Mensch hat in einem Message-Board gepostet, ich hätte was an den Ohren, wenn ich nicht bemerken würde, dass der Sound des neuen Albums scheiße sei. Das mit den Ohren stimmt sogar, übrigens seit dem UFO-Konzert in Freiburg im Jahre 1978, aber diese frühe Erfahrung hat evtl. vor einem Tinnitus bewahrt, den andere hatten, die im Gegensatz zu mir jahrelang OHNE Gehörschutz zu Konzerten gingen. Meine geschädigten Amateur-Ohren können zwar ausmachen, dass der Mix von Tommy Newton ggf. den Gesang ein klein wenig zu stark hervorgehoben hat, aber mir zumindest macht es viel Spaß, das Album anzuhören.
Bandkontakt: www.ufo-music.com
Labelkontakt: www.spv.de

Tracklist:
CD 1:
Mother Mary
When Daylight Comes To Town
Let It Roll
I'm A Loser
This Kids
The Wild One
Fighting Man
Only You Can Rock Me
Baby Blue
Mr. Freeze

CD 2:
Love To Love
Too Hot To Handle
Lights Out
Rock Bottom
Doctor Doctor
Shoot Shoot



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