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von ta

NILE: At The Gate Of Sethu   (Nuclear Blast)

"At The Gate Of Sethu" schließt nicht nur zeitlich, sondern auch der musikalischen Ausrichtung nach an "Those Whom The Gods Detest" an, inklusive des Nile-typischen Auslotens neuer Extreme, was beispielhaft "The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased" zeigt: streckenweise die Tempogrenzen bis zum Anschlag auskostend, dann an anderer Stelle mit beinahe "Gesang" zu nennendem Melodiegebrüll ausstaffiert und hierbei richtig eingängige Melodien kredenzend. Apropos eingängige Melodien: Da gibt es einige herrliche Gitarrenthemen im kompromisslosen "The Inevitable Degradation Of Flesh" und im Beinahe-Midtempo-Song "Supreme Humanism Of Megalomania". Und apropos "Gesang": Dallas Toler-Wade erkundet seine Stimme ebenfalls mehr denn je: Das echte Todesmörtelgrunzen gehört von den wenigen Auftritten des Karl Sanders abgesehen der Vergangenheit an, jetzt regiert Brüllen, Fauchen, Schreien, Erzählen und das genannte Brüllsingen, tendenziell also eine deutlich höhere Stimmlage als noch auf, sagen wir, "Annihilation Of The Wicked". Das ist neben dem immer geradlinigeren Songwriting eine Entwicklung, die Nile immer zugänglicher macht. Was jetzt nicht heißt, dass "At The Gate Of Sethu" nennenswerte Kompromisse eingeht. Einen derart verschrobenen und unstrukturierten Song wie "Tribunal Of The Dead" haben Nile sich auf den letzten beiden Alben nicht erlaubt.
"At The Gate Of Sethu" wurde in der FAZ Anfang Juli 2012 zur "CD der Woche" gekürt. In der zugehörigen Rezension von Dietmar Dath findet sich das schöne Satzpaar: "Insgesamt [...] vertraut Sanders seinem Kollias, und mit vollstem Recht: Der wird das Kind schon martern." Und Recht hat auch Dath. Die ICE-Drumakrobatik von George Kollias ist noch immer nicht von dieser Welt und dominiert den Nile-Sound der jüngeren Alben stark. Gleichzeitig tritt das Majestätische, Erhabene in der Musik von Nile immer mehr zurück. Zwar gibt es noch diverse orientalische Melodiebögen zu hören, Karl Sanders hat einige seiner typischen Pharaonen-Interludes eingestreut und das doomige "The Chaining Of The Iniquitous" scheint musikalisch eine große Geschichte zu erzählen, aber im Großen und Ganzen klingt die Musik von Nile inzwischen deutlich weniger ausladend und episch, direkter zupackend und kompakter. Die Gitarrenthemen werden hierbei immer abgehackter und technischer. Das unsterblich betitelte "Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water" von "Ityphallic" war bei seiner Vorabveröffentlichung anno 2007 eine kleine Überraschung in seiner gitarristisch verfriemelten und dabei doch irgendwie in wenigen Sekunden auf den Punkt kommenden Gangart. Anno 2012 darf man wohl behaupten, dass der Song ein Signaturstück der "neuen" Nile ist, die sich auch in dem vorliegenden Album widerspiegeln.
Nile-Jünger müssen "At The Gate Of Sethu" natürlich haben, es gehört qualitativ auf eine Stufe mit "Those Whom The Gods Detest" und führt dessen Entwicklungslinie konsequent weiter. Das wird Freunde der majestätischen Nile (wie den Rezensenten) noch das eine oder andere Tränchen kosten, ist aber Teil einer logischen und kompromisslosen Schrittabfolge.
Kontakt: www.nile-catacombs.net, www.nuclearblast.de

Tracklist:
1. Enduring The Eternal Molestation Of Flame
2. The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased
3. The Inevitable Degradation Of Flesh
4. When My Wrath Is Done
5. Slaves Of Xul
6. The Gods Who Light Up The Sky At The Gate Of Sethu
7. Natural Liberation Of Fear Through The Ritual Deception Of Death
8. Ethno-Musicological Cannibalisms
9. Tribunal Of The Dead
10. Supreme Humanism Of Megalomania
11. The Chaining Of The Iniquitous
 




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