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von ta

NILE: Ithyphallic   (Nuclear Blast)

Selten fiel mir eine Rezension so schwer wie diese. Anfangs war alles wie gehabt: Nile veröffentlichen ein neues Album, jeder erwartet eine neue Offenbarung, die Presse spart des Lobes dann auch tatsächlich nicht - nur ich wurde diesmal nicht so richtig warm und kann es bis heute nicht mal richtig begründen. Musikalisch hat sich erstmal gar nicht soviel verändert im Hause der Hobbyägyptologen. Der Ausstieg von Bassist Jon Vesano ist erwartungsgemäß spurlos an dem komplexen und epischen Highspeed-Death Metal der zum Trio geschrumpften Mannschaft vorübergegangen und das delikat betitelte "Ithyphallic" führt folglich nahtlos die Entwicklungslinie von "Annihilation Of The Wicked" fort: Noch etwas geradliniger, noch etwas schneller und inzwischen erstaunlich greifbar. Wo früher eine einzige, bei den ersten Durchläufen undurchdringliche Soundwand den Hörer überrollte, sind heute Differenziertheit und Klarheit im Arrangement angesagt. Nur die Anfangspassage von "Papyrus ..." beschwört noch die Chaosstimmung älterer Tage herauf. Was ist schlimm daran? Nun, streng genommen gar nichts, nur haben mir die undurchdringlichen Nile eben besser gefallen. Besonders auffällig wird die Differenziertheit in der Produktion: Gesang, Gitarren und Drums lassen sich durchweg ohne Anstrengung für sich genommen verfolgen, weil Neil Kernon einen sehr abgeklärten Sound für Nile zurechtgeschmiedet hat. So differenziert, dass ich schon den Eindruck habe, dass die verschiedenen Spuren irgendwie nebeneinander, aber nicht miteinander ablaufen - besonders das Schlagzeug klingt wie im Nachhinein aufgepropft. Vielleicht liege ich ja völlig neben der Spur, aber "Ithyphallic" ist meinen Ohren zufolge mindestens produktionstechnisch nicht vollständig ausgereift, keine ganz runde Sache.
Kompositorisch gibt es das gewohnt volle Brett. Höchstgeschwindigkeitsorgien wie "What Can Be Safely Written", "As He Creates So He Destroys" (Killer!) oder "Laying Fire Upon Apep" werden unterbrochen durch die Doom-Walzen "Ithyphallic" (Monster!), "Eat Of The Dead" und "Even The Gods Must Die". Sanders und Toller-Wade betreiben fleißig Fingerspagat und spielen die ägyptischsten Soli der Welt, Kollias stellt seine Füße unter Strom und in jedem Text tauchen mindestens 5 ägyptischer Gottheiten Namen auf, die man als normaler Mensch nicht kennt. Drunter geht eben nicht, und das heißt schon viel - wir haben es ja mit Nile zu tun. Was von alledem am Ende zu halten ist, entscheide der geneigte Fan aber am besten für sich selbst.
Kontakt: www.nile-catacombs.net

Tracklist:
1. What Can Be Safely Written
2. As He Creates So He Destroys
3. Ithyphallic
4. Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water
5. Eat Of The Dead
6. Laying Fire Upon Apep
7. The Essential Salts
8. The Infinity Of Stone
9. The Language Of The Shadows
10. Even The Gods Must Die
 




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