NILE: Ithyphallic von ta (Nuclear Blast)
Selten fiel mir eine Rezension so schwer wie diese. Anfangs war alles wie gehabt: Nile veröffentlichen ein neues Album, jeder erwartet eine neue Offenbarung, die Presse spart des Lobes dann auch tatsächlich nicht - nur ich wurde diesmal nicht so richtig warm und kann es bis heute nicht mal richtig begründen. Musikalisch hat sich erstmal gar nicht soviel verändert im Hause der Hobbyägyptologen. Der Ausstieg von Bassist Jon Vesano ist erwartungsgemäß spurlos an dem komplexen und epischen Highspeed-Death Metal der zum Trio geschrumpften Mannschaft vorübergegangen und das delikat betitelte "Ithyphallic" führt folglich nahtlos die Entwicklungslinie von "Annihilation Of The Wicked" fort: Noch etwas geradliniger, noch etwas schneller und inzwischen erstaunlich greifbar. Wo früher eine einzige, bei den ersten Durchläufen undurchdringliche Soundwand den Hörer überrollte, sind heute Differenziertheit und Klarheit im Arrangement angesagt. Nur die Anfangspassage von "Papyrus ..." beschwört noch die Chaosstimmung älterer Tage herauf. Was ist schlimm daran? Nun, streng genommen gar nichts, nur haben mir die undurchdringlichen Nile eben besser gefallen. Besonders auffällig wird die Differenziertheit in der Produktion: Gesang, Gitarren und Drums lassen sich durchweg ohne Anstrengung für sich genommen verfolgen, weil Neil Kernon einen sehr abgeklärten Sound für Nile zurechtgeschmiedet hat. So differenziert, dass ich schon den Eindruck habe, dass die verschiedenen Spuren irgendwie nebeneinander, aber nicht miteinander ablaufen - besonders das Schlagzeug klingt wie im Nachhinein aufgepropft. Vielleicht liege ich ja völlig neben der Spur, aber "Ithyphallic" ist meinen Ohren zufolge mindestens produktionstechnisch nicht vollständig ausgereift, keine ganz runde Sache.
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