Restlos ausverkauft - ein Ringen um vereinzelte Plätze und Gedrängel bereits sitzender Zuschauer - aber gemütlich ist es trotzdem.
Unter den Liebhabern der Singer-Songwriter-Musik hat es sich schon längst herumgesprochen: Einmal im Monat lädt TV Noir nationale und internationale Liedermacher nach Berlin. Live und in Schwarz-Weiß wird das Konzert auf ZDFkultur übertragen und erfreut sich mittlerweile einer großen Fan-Gemeinde. Grund genug für TV Noir flügge zu werden und das gemütliche Wohnzimmer im Neuköllner Theater temporär zu verlassen, um als eigenständige Konzertreihe die deutschen Bühnen zu besiedeln und deren Publika zu erobern. Mit riesigem Erfolg! Opas alter Röhrenfernseher und Omas Stehlampe aus den 60ern präsentieren sich selbstbewusst zwischen Mikrofonen, Musikinstrumenten und Musikern. Bewohnt wird die Stube zur Zeit von Moritz Krämer und der Schweizer Band We Invented Paris. "Akustische Konzerte ohne Moderation oder sonstigen Schnickschnack - einfach nur Musik." So lautet das Statement der TV-Noir-Konzertreihe. Und es überzeugt.
Moritz Krämer betritt die Bühne - ohne sich vorzustellen, nur mit einem schüchternen Begrüßungsblick ins Publikum - und beginnt. Die Gitarre um den Hals, in der Haltung etwas verkrampft, aber in der Musik mehr als überzeugend verkündet er ehrlich und direkt seine Botschaften. Er singt von Alltäglichkeiten, vom Finden und Verlieren und kleinen wie großen Gefühlen. Er bringt die Dinge auf den Punkt, spricht unverstellt von unserer verklemmten Gesellschaft, bedeutenden Sinnlosigkeiten und einem verpeilten Mädchen, in das er sich verliebt hat. Banalitäten werden wichtig und namenlose Emotionen beschrieben: "Zwischen uns ist immer etwas Luft, die dehnt sich aus und die platzt, wenn sie dann muss, im Wahn, haben wir geahnt." Und zwischendurch immer wieder witzige Zeilen zu schwermütiger Trennungsthematik: "Er wird dir Rom zeigen, brauchst keine Filmsprüche mehr an den Badspiegel schreiben. Wollt' dir nur sagen, deine Katze, die ist tot, wir haben elegant landen vom Balkon geprobt."
Einen ganz anderen Ton schlagen We Invented Paris an. Lässig und cool, mit Holzfällerhemden und englischen Texten, denen jedoch, im direkten Vergleich mit Moritz Krämer, die eloquente Tiefe fehlt. Dafür gehen sie ordentlich ab und ziehen die Zuhörer mit. Das TV-Noir-Thema der akustischen Musik treiben sie auf die Spitze, indem sie die Wohnzimmerbühne verlassen und in den Reihen des Publikums Platz nehmen, um dort weiter Musik zu machen. Der letzte und gemeinsame Song der Künstler bringt wiederum das Publikum als Geräuschklang in einem Sample auf die Bühne.
Das war ganz großer Sport mit guter Unterhaltung. Vielen Dank, Jungs und lasst wieder was von euch hören!

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