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von ta

CRYPTOPSY: Cryptopsy   (Eigenproduktion)

Dass sich viele Fans nach dem Deathcore-lastigen "The Unspoken King" von Cryptopsy abgewandt haben, ist kein Geheimnis, aber dass die kanadische Bolzinstitution nun ohne Label dasteht, ist doch etwas viel der Strafe. Immerhin haben Cryptopsy sich musikalisch besonnen und zwei Schritte zurück und einen zur Seite gemacht. Das heißt auf der einen Seite, dass "Cryptopsy" bergeweise Blastgedonner enthält, irrwitzige Doublebassattacken, krasse Gitarrenabfahrten, derbes Grindriffing und völlig kaputte Jazz-Einschübe, die nach Sekundenbruchteilen wieder kaputtgedonnert werden (höre nur mal "Red-Skinned Scapegoat" um die fünfte Minute herum). Und über dem musikalischen Gewaltausbruch grunzt Matt McGachy sich ins Nirwana. Die gesanglichen Eskapaden sind vergeben und vergessen. Das Core-lastige Gegroove des Vorgängers: Vergangenheit. Die übertrieben moderne Produktion: passé - ach nein, doch nicht. Das ist der Schritt zur Seite: Cryptopsy anno 2012 haben immer noch die Produktion einer Deathcore-Band, alles ist laut und fett und sauber und steril und gleichförmig. Geschmackssache und meins nicht.
Bei aller Freude über die wiedergekehrte Brutalität kann ich mir ein paar kritische Anmerkungen nicht verkneifen. Zum einen riecht der musikalische Rückschritt natürlich nach Kalkül, was mich indes weniger stört - jede Band kalkuliert. Schwerer wiegen songwriterische Aspekte. Die Songs von "Cryptopsy" sind untereinander kaum unterscheid- und relativ austauschbar, bilden ein Sammelsurium aus Riffs und Rhythmen, die aneinandergereiht werden, ohne dass ein richtiger Flow zustande kommt. Aus dem Songganzen lässt sich jedenfalls häufig nicht erschließen, warum bspw. ein Riff nun gerade an dieser Stelle in diesem Song auftaucht und nicht an jener Stelle in jenem Song. Eine Ausnahme bildet das im Vergleich mit dem Albumrest recht gemäßigte "Amputated Enigma" und das zumindest phasenweise schlüssige "Cleansing The Hosts".
Was gibt es sonst noch zu sagen? Olivier Pinard, das neue Tier am Bass, ist im Sound ebenso präsent wie sein nicht minder begabter Vorgänger Eric Langlois. Flo Mounier knüppelt in "Ominous" einen seiner schnellsten Blastbeats ever. Und "Cryptopsy" ist ob seiner kompromisslosen Gangart nur 35 (ausreichende) Minuten ausgefallen. Welcome back!
Kontakt: http://cryptopsy.ca

Tracklist:
1. Two-Pound Torch
2. Shag Harbour's Visitors
3. Red-Skinned Scapegoat
4. Damned Draft Dodgers
5. Amputated Enigma
6. The Golden Square Mile
7. Ominous
8. Cleansing The Hosts



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