www.Crossover-agm.de GALLOWS POLE: Waiting For The Mothership
von rls

GALLOWS POLE: Waiting For The Mothership   (Karthago Records)

Die Farbgestaltung von Gallows-Pole-Alben wird auch immer verrückter: "Waiting For The Mothership" hat ein schon recht farbenfrohes Cover mit einer Evolutionsszene vor einem zartvioletten Himmel, und dann liegt karthago-typisch mal wieder ein farbiges Tray dahinter - und zwar ein mit dem Cover in schreiendem Kontrast stehendes goldgelbes. Man mag davon halten, was man will - relevant ist natürlich in erster Linie die Musik. Aber auch die überrascht. "Revolution", der Albumvorgänger, hatte sehr basisch inszenierte Kompositionen enthalten, die den epischen Charakter früherer Werke Alois Martin Binders fast völlig ausblendeten. "Waiting For The Mothership" geht diesbezüglich nun ein gutes Stück back to the roots. Zwar kommt Binder auch in den acht neuen Stücken mit relativ wenig Grundideen pro Song aus, aber er arrangiert diese deutlich ausladender und spielt zugleich mit dem Stilmittel der Monotonie, die an manchen Stellen für ein viel besseres Einprägen der grundstrukturellen Elemente sorgt. Zudem transportieren Gallows Pole damit ein altes, etwa aus den Siebzigern bekanntes Element in die Gegenwart: Der Solist improvisiert über einem gleichbleibend strukturierten musikalischen Unterbau, dessen Grundthema durchaus auch mal längere Einheiten aufweisen darf, wie man in "Return To Paradise" zu hören bekommt, wobei natürlich auch die Möglichkeit besteht, daß das Gitarrensolo hier auskomponiert ist. Zudem finden sich weitere Gliederungselemente in den Songs, die allerdings partiell weit mehr als nur solche sind; hierfür mag der ausgedehnte ruhige Part im Titeltrack als Beispiel dienen. Mit seinem fast ein wenig schwingenden gehobenen Midtempo setzt dieser an dritter Position befindliche Track auch einen wirkungsvollen Kontrapunkt zu den deutlich schleppenderen ersten beiden Songs, wobei er nach fünf Minuten allerdings auch in diesen schwereren Beat verfällt, der weite Teile des Albums prägt, ohne es deswegen aber zu einem Doomalbum zu machen. Dazu ist das Ganze zum einen musikalisch zu positiv aufgeladen, was zweitens auch mit dem Albumkonzept übereinstimmt (es geht um die Besiedlungsvorbereitung eines öden Planeten durch eine intelligente Spezies - ein ewig junges Thema, wenngleich hier auch mit durchaus kritischem Unterton und einigen Störungen aufbereitet). Drittens schließlich gibt es mit "Do You Remember" einen aus den anderen sieben hervorstechenden Songs: Vermutet man in der ruhigen Einleitung zunächst Anklänge an die alten DDR-Artrock-Legenden zu vernehmen, so bricht sich bald ein anderer Vergleich Bahn, und der ist keineswegs nur am Refraintext angekoppelt, der da "Do you remember the glory days" lautet: Der Song hätte durchaus auch auf ein klassisches Album von Bruce Springsteen gepaßt, und das ist in diesem Kontext durchaus als Kompliment zu verstehen. "Area 51" wiederum koppelt einen eher entspannten Halbakustikpart mit harten, allerdings nicht völlig ausgereizt wirkenden Verschiebungen im Mittelteil, bevor die entscheidende Dramatisierung dann doch noch im Vorschlußteil mit der Frage "Mothership, mothership - will they get away with it?" geschieht. Hier bekommt Alois Martin Binder gesangliche Unterstützung von einer jungen Dame namens Elsko, ebenso im nächsten Song "A Big Mistake", wobei die beiden weiblichen Parts allerdings recht unterschiedlich klingen, was für eine große Stimmvielfalt der Sängerin spricht. Kompositorische Unterstützung im zweitgenannten Song kam von seinem langjährigen Bandkollegen Günther Steiner (Keyboards), der mit seinem Klavierspiel diesen entspannten Melodicrocker auch strukturell prägt. "The Universe Will Understand" und "Mothership Is Coming" kehren zum Finale des Albums dann eher in den schwereren Epicrock zurück, wobei es vermutlich eher Zufall sein dürfte, daß die Rhythmusgitarre des letztgenannten stilistisch wie soundlich an das Schaffen eines gewissen Malcolm Young in einer bekannten australischen Band erinnert. Auch wenn Binders Gesang natürlich ganz anders klingt als der von Brian Johnson oder Bon Scott und auch die Leadgitarre ganz anders arbeitet als Angus, sollten sich AC/DC-Anhänger diesen Song mal etwas genauer anhören - vielleicht finden sie da etwas Interessantes in einer eher unerwarteten Sparte, zumal hier auch Elsko wieder Backings singt und mit dieser hohen, fast schrillen Ausprägung ihrer Stimme sogar ein wenig in Richtung Johnson tendiert (ein wenig, betone ich!). Ansonsten ist "Waiting For The Mothership" primär für Anhänger des früheren Gallows-Pole-Schaffens und darüber hinaus für den Fankreis Magnum bis Saracen, vielleicht auch noch trotz geringerer Härte bis zu Manilla Road und trotz fehlender orchestraler Komponente bis Zed Yago auszudehnen, interessant.
Kontakt: www.karthagorecords.de, www.bgg-entertainment.com

Tracklist:
Old Man Cry
Return To Paradise
Waiting For The Mothership
Do You Remember
Area 51
A Big Mistake
The Universe Will Understand
Mothership Is Coming



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver