www.Crossover-agm.de MANIAC: Maniac/Look Out
von rls

MANIAC: Maniac/Look Out   (Blower Records)

"She's a maniac on the floor"? Mitnichten. Auch ein Schielen nach Norwegen führt zu keinen Ergebnissen, denn als diese Maniac hier ihr selbstbetiteltes Debütalbum eintüteten, übten Mayhem noch (wenn sie denn übten). Vorliegende CD enthält das regulär konservierte Gesamtwerk der Österreicher, das aus den beiden Alben "Maniac" und "Look Out" besteht, die weiland beim Gama-Label herauskamen und schon allein deshalb wenig Chancen auf eine größere Karriere einräumten. Als österreichische Band bestanden sowieso nur begrenzte Möglichkeiten, und klang "Maniac" 1985 mit seinem traditionellen Teutonenmetal gerade noch zeitgemäß (im Underground regte sich allerdings schon die Schneller-härter-Bewegung), so wirkte "Look Out" 1989 schon reichlich anachronistisch, und es verwundert daher nicht, daß die Bandköpfe/Gitarristen Markus Überbacher und Christoph Just die Aktivitäten irgendwann einstellten. Freilich hinterließen sie zwei durchaus hörenswerte Alben, die zwar keine ganz großen Highlights enthalten, sich aber vor der deutschen Konkurrenz wie Gravestone, Tyrant oder Noisehunter durchaus nicht verstecken müssen. Vor allem in der Leadgitarrenarbeit hatten die Ösis durchaus gute Einfälle, wie etwa "Dressed To Kill" oder die fließenden Tappings in "Stage Free" (letzteres war sicherlich ein beliebter Showopener) beweisen, und auch in puncto Power und Geschwindigkeit läßt gleich der Opener des Debüts, "You Don't Know It", für 1985er Maßstäbe wenig Wünsche offen, sofern man eben nicht schon den Puls am Ohr des Untergrunds hatte, der dann Bands wie Kreator oder Destruction ausspucken und groß machen sollte. Auch das knapp neunminütige "We Swear At You" langweilt trotz seiner nicht sonderlich komplexen Anlage nicht, sondern läßt sich mit nicht erlahmender Aufmerksamkeit verfolgen, wenngleich der atmosphärische Zwischenteil doch ganz leicht bemüht wirkt (vor diesem Problem standen damals aber auch andere, etwa Helloween in "Victim Of Fate"). Freilich kennt man die eine oder andere Idee schon aus anderen Kontexten, und das bezieht sich nicht darauf, daß "God Of Thunder" vom Debüt etwa eine Kiss-Coverversion oder "Lambs To The Slaughter" von "Look Out" eine von den 1989 gerade wieder erstarkenden Raven sein sollte. Aber gerade "God Of Thunder" greift doch ziemlich offensichtlich die Stilistik von Black Sabbaths "Heaven And Hell" auf, kann sich mit diesem Klassiker aber natürlich nicht messen. "Shout It Loud" (auch kein Kiss-Cover) wiederum stampft in den Strophen durch die Botanik, plaziert dann geschickt ein Break, das zum flotten Refrain überleitet, der leider seinerseits wiederum völlig einfallslos arrangiert wurde und Sänger Mark Wedeller eine arg monotone Aufgabe überbürdet, der er sich erst im letzten Ton mit einem überraschenden hohen Schrei entledigt und auch das nicht in allen Wiederholungen. So schlecht ist der Sänger nicht, ein großes Genie aber auch nicht. Auf "Look Out" war er dann schon nicht mehr dabei - Überbacher übernahm neben der einen Hälfte der nach wie vor interessanten Gitarrenarbeit auch noch den Posten am Mikrofon und legte die Gesangslinien etwas höher, ohne freilich in ungenießbare Sirenengefilde vorzustoßen. Ein ganz Großer seines Faches ist auch er nicht, aber er macht seine Sache doch ordentlich, wenngleich er in "Fighting" hörbar an der Obergrenze seiner Tessitur arbeitet. Zudem hat die Band in Arrangementdingen noch etwas dazugelernt und die neun Songs von "Look Out" abwechslungsreicher gestaltet, ohne freilich von der traditionsmetallischen Linie abzuweichen. Aber der plötzliche Akustikpart in "Bell Of Doom" kommt schon etwas überraschend, entpuppt sich allerdings als Geniestreich, der dem ganz leicht konstruiert wirkenden Refrain deutlich das Wasser der Bewertung abgräbt. Kurioserweise besitzen manche Backingvocals eine Färbung, die an klassische Van-Halen-Tage erinnert - man höre hierzu etwa den Refrain des hochkarätigen Speedbolzens "Armageddon's Day"! Überhaupt: Das Grundtempo liegt einen Tick höher als auf dem Debütalbum - nach dem Akustikintro folgen etwa mit "Evil" und "City's Burn" gleich zwei schnelle Tracks, und auch späterhin macht der neue Trommler Tom Peroutka gern Tempo. Der begeisternde Grundgestus und die einmal mehr hochwertige Leadgitarrenarbeit retten allerdings das mal wieder mit einem auch schon für damalige Verhältnisse erschreckend einfallslosen Refrain, dessen spätere Flackerbewegungen wieder eher bemüht wirken, ausgestattete "Hot Shots" nicht mehr auf die Gewinnerseite. So wechseln sich auch auf diesem Album Licht und Schatten ab. Im Nachhinein betrachtet sind Maniac nicht so durchschnittlich gewesen, wie man sie vielleicht aus zeittypischer Perspektive in Erinnerung behalten haben könnte - mit "Fighting" versuchten sie sich gar an Tolkien-Lyrik, lange bevor das en vogue und inflationär wurde, und auch von den Songs her bleibt durchaus hörenswertes Material zu konstatieren. Kurioserweise erinnert die Einleitung von "Power Metal Addicts" gleich an zwei Klassiker, der eine von Arija und der andere von Judas Priest - viel Spaß beim Hören und Identifizieren! Die Mexikaner von Blower Records haben (interessanterweise ohne ihren Labelnamen irgendwo zu erwähnen) beide Alben auf eine CD gepreßt, das Booklet mit einem Wendecover ausgestattet und die restliche Gestaltung an die des Debütalbums angelehnt (die freilich schon 1985 nicht als Meisterleistung durchging, und auch das Cover von "Look Out" dürfte eher abschreckend auf potentielle Käufer gewirkt haben). Editorisches Problem an der Vorgehensweise ist, daß sich das Audiomaterial tatsächlich auf die 17 Songs der beiden Alben beschränkt, obwohl es von Maniac auch noch mindestens zwei Demos gibt, von denen zumindest das 1989 eingespielte drei Songs enthielt, die nicht auf den Alben zu finden waren. "Confused Hearts" wurde außerdem 1989 als Single ausgekoppelt, und da wäre bei Gelegenheit nachzuprüfen, ob auf deren B-Seite noch weiteres unveröffentlichtes Material lauert. Die editorisch reizvollste Lösung hätte also darin bestanden, beide Alben auf je einer CD wiederzuveröffentlichen und die anderen Tracks noch als Boni beizufügen. Da mit der vorliegenden CD der Bedarf aber für längere Zeit gedeckt sein dürfte, ist mit einer solchen Maßnahme auf absehbare Zeit eher nicht zu rechnen. Wer nicht bis zu diesem Sankt Nimmerleinstag warten will, schaue nach, ob www.karthagorecords.de noch ein Exemplar auf Lager haben.
Kontakt: www.blower-records.com

Tracklist:
You Don't Know It
Get Ready
Dressed To Kill
God Of Thunder
Ride On
Shout It Loud
Stage Free
We Swear At You
Evil
City's Burn
Bell Of Doom
Hot Shots
Confused Hearts
Fighting
Power Metal Addicts
Armageddon's Day
Lambs To The Slaughter
 




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