www.Crossover-agm.de NOISEHUNTER: Time To Fight
von rls

NOISEHUNTER: Time To Fight   (Karthago Records)

Diese Truppe ging schon seit 1976 auf Lärmjagd (anfangs noch unter dem kürzeren Namen Noise), brauchte aber zehn Jahre, bis sie ihr erstes Album herausbringen konnte (in der heutigen Zeit, wo jedwede Amateurkapelle nach den ersten drei Proberaummonaten schon die erste Konserve auf die mehr oder weniger interessierten Mitmenschen losläßt, kaum noch vorstellbar) und agierte in dieser Zeit auch mit einer stabilen Besetzung (auch eine Sache, die heute selten geworden ist); erst nach dem nunmehr re-releasten Debütalbum "Time To Fight" gab es am Baß einen Wechsel. Das Quartett hatte sich kompromißlosem geradlinigem Metal verschrieben, wie bereits der schnelle Opener "Love Scream" (so heißt er auf dem Backcover) bzw. "Scream It" (so steht's im Booklet über den Texten) mehr als deutlich macht. Dennoch hatten sich auch Noisehunter nie ganz unmetallischen Einflüssen verschlossen - nicht nur, daß sie in ihrer Embryonalzeit auch Covers von Status Quo oder den Ramones spielten, sie statteten "Necromancer" oder "Hellbound Fever" auch mit derartigen Backingvocals im Refrain aus, wie man sie eher aus dem US-Westküsten-Hardrock kannte. Songtitel wie "Made Out Of Steel" (entsprechende Geräuschkulisse inclusive) oder "Federal Republic Of Metal" (was singen die im Intro da eigentlich für einen Text?) kontrastieren auf den ersten Blick mit "Rock'n'Roll Outlaws", auf den ersten Hör stellt man aber fest, daß auch letztgenannter Song rock'n'roll-freie Zone bleibt, der Metal in den knapp 31 Minuten also deutlich siegt, zumal der Rausschmeißer "Stormbringer" sich nicht als Deep Purple-Cover herausstellt. Spötter könnten bemerken, daß Noisehunter zumindest auf dieser frühen Konserve nur zwei Songs hatten, nämlich den schnellen, verdoublebassten und den mittelschnellen, stampfenden - und die werden auch noch hübsch im Wechsel gespielt. Aber das stört herzlich wenig, denn abgesehen vom relativ dumpfen Sound macht das Album durchaus Spaß, gerade wegen seiner Ungekünsteltheit und der jederzeit spürbaren Energie und Spielfreude, wenngleich nicht jeder der neun Songs so ganz ins Schwarze trifft und man sich auch an Hannys rauhe Stimme (die nichtsdestotrotz souverän eingesetzt wird) erst gewöhnen muß. So mutet das abrupte Vorschlußbreak in "Rock'n'Roll Outlaws" etwas zu gestelzt an, und erstaunlicherweise läßt auch der Hymnencharakter von "Federal Republic Of Metal" einen Tick zu wünschen übrig - vielleicht ist der live besser rübergekommen; darob kann man sich auf der CD selbst ein Bild machen, denn mit ebendiesem Song sowie "Love Scream" (oder wie auch immer der nun heißt - by the way: Das Booklet enthält zwar Liner Notes und die Texte, transportiert aber die Namen der Bandmitglieder nur versteckt und läßt, ohne einen Lexikoneintrag aufzusuchen, unklar, wer denn auf welcher Position gespielt hat) sind zwei der Albumtracks auch noch als Live-Videomitschnitte zu sehen, dazu kommen mit "Girls Don't Mind" und "Hot For Livin'" noch zwei Videos zu Songs, die erst auf späteren Veröffentlichungen der Band enthalten waren. Offensichtlich sind die vier Songs aber bei ein und demselben Gig mitgeschnitten worden, natürlich nicht professionell, sondern mit einer einzigen Kamera in Mischpultnähe, gleißendem und blendendem Licht sowie rumpeligem Sound. Aber man bekommt einen schönen Einblick in eine Noisehunter-Show von damals, stellt fest, daß "Federal Republic Of Metal" live tatsächlich mehr hermacht als in der Studiovariante, daß der Song mit dem unklaren Namen von Hanny als "Love Scream" angesagt wird (so daß diese Version wohl stimmt) und daß Hannys Gitarrenpartner Erwin fast wie der Frontmann der Flippers aussieht. Oberkultig übrigens noch die Szenerie, als in "Federal Republic Of Metal" jemand mit einem hochgehaltenen Tablett voller Bierbecher von links nach rechts durchs Publikum läuft, während er in "Girls Don't Mind" von rechts nach links läuft und gerade noch zwei Becher auf dem Tablett stehen. Unter den Audiotracks durchbricht erst der Letzling "Stormbringer" die beschriebene Schnell-Mittelschnell-Folge, indem er ein kurzes mystisches Intro auffährt und sich temposeitig danach zwischen den beiden Kategorien ansiedelt. "Time To Fight" kann man sich auch heute noch anhören, wenngleich ganz große Höhepunkte durch Abwesenheit glänzen und bei einer notwendigen Entweder-Oder-Entscheidung die Priorität eher bei Gravestone zu setzen wäre. Aber mit diesem Album war wie angedeutet noch keineswegs Schluß der Noisehunter-Fahnenstange.
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Love Scream
Made Out Of Steel
Necromancer
Rock'n'Roll Outlaws
Time To Fight
Federal Republic Of Metal
Hellbound Fever
Back To The Roots
Stormbringer
 





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