www.Crossover-agm.de GRAVESTONE: Creating A Monster
von rls

GRAVESTONE: Creating A Monster   (Karthago Records)

Das 1986er Album sollte zum Grabstein für die Band werden - zumindest was die Aktivitäten unter der Bezeichnung Gravestone anging (über die Nachfolgeband weniter unten mehr). Nachdem die Band auf "Back To Attack" zarte Andeutungen gemacht hatte, sich vom straighten Metal (zu dem sie auf "Victim Of Chains" gerade erst gefunden hatte - die beiden Früh-Alben enthalten eher Seventies-Progrock) einen Tick weit entfernen zu wollen, ging sie auf "Creating A Monster" keinen Schritt weiter, sondern konservierte eher die Linie des Vorgängers. Soll heißen: Einige kleine Einsprengsel wie die hintergründigen Keyboardfanfaren in "You Can't Take It With You" (zwar war Europes finaler Countdown kurz zuvor erschienen, aber Gravestone wiesen ihren diesbezüglichen Passagen eine weit marginalere Bedeutung zu, zumal sie auch nach der neuerlichen Umbesetzung keinen festen Keyboarder besaßen) oder das glasglockenartige, ein wenig mehr Variabilität wünschen lassende Geklimper im Thema von "The End Of Our Love" lockern den ansonsten recht kompromißlos nach vorn marschierenden Traditionsmetal auf (ein paar beinahe progressiv zu nennende Drumverschiebungen in "Dirty City" stellen keine Antithese zu dieser Einstufung dar); man höre beispielsweise auch das sanfte Intro des Titeltracks, in das die Band ein paar leise vor sich hin säuselnde Streicher eingebastelt hat, bevor die Zeugung des Monsters im gewohnt powernden Stil vor sich geht, nur mittig nochmal von einem ausführlichen Halbakustikteil unterbrochen. Das Ergebnis dieses Zeugungsvorganges, das Sänger Berti am Ende des Halbakustikteils zu einem langgezogenen Schrei animiert, sieht man dann in quietschbunten Farben auf dem Cover prangen, eine Art Mixtur aus archaischen Vorstellungen und industrialkompatiblen Elementen, die bei Frontalpräsentation im Plattenladen die Aufgabe des Hinguckers auf jeden Fall mehr als erfüllt hätte. Auffällig an gleich mehreren Stellen des Materials ist der Fakt, daß Berti seinen Gesang wieder ein Stück höher gelegt hat als auf dem Vorgänger, wenngleich die ultrahohen Passagen, die er auf "Victim Of Chains" bisweilen zum Vorschein gebracht hatte, spitzenseitig nicht ganz erreicht werden. Der Abgang von Gitarrist Mathias Dieth (der später bei Sinner und U.D.O. wieder auftauchen sollte) konnte mit dem Zugang von Jürgen Metko kompensiert werden (wer sich das Hauptsolo in "Illusions" mal genau anhört, wird ein verwandtes acht Jahre später in Mind Odysseys "The Reaper" entdecken), und mit der komplett auf den Vornamen Thomas hörenden Rhythmusgruppe war die Besetzung komplett, die über den Bandnamen hinaus noch Bestand haben sollte, die den kompromißlosen Speed der beiden neben dem Titeltrack als Albumhighlights anzusprechenden "Masters Of The Earth" und "Danger" komplett ad acta legte und in der Folgezeit einen deutlich vom US-Westcoast-Hardrock geprägten Kurs einschlug. Im Gegensatz zum ersten großen Stilwechsel (dem vom Progrock hin zum Metal) erachtete man diesmal aber auch den Bandnamen als wechselwürdig und firmierte fortan als 48 Crash. Unter diesem Namen erschien 1990 noch das Album "Some Like It Hot", von dessen zwölf Tracks vier als Bonustracks für den Re-Release von "Creating A Monster" dienen (Anspruchsvolle, die sich fragen, warum man nicht gleich alle zwölf Tracks draufgepackt hat, zumal "Creating A Monster" eh nur eine reichliche halbe Stunde dauert, gehen leer aus, denn damit wäre man dann doch über die 80-Minuten-Kapazitätsgrenze gesprungen). "Madelaine" als erster der vier macht dabei die neue Ausrichtung eindrucksvoll deutlich: ausgefeilte Backingchöre, Bertis zwar noch wiedererkennbare, aber wieder ein Stück tiefergelegte Stimme, zurückhaltendes Riffing, auch gerne mal auf halbakustisch zurückschaltend, und ebenfalls von der Intensität her reduziertes Drumming. Dabei spielen 48 Crash hier durchaus ihre songwriterische Klasse aus, viele der Songs auf der Platte sind richtig gut - aber die Band ging damit trotzdem baden. Dem neuen Label fehlte es an Finanz- und Marketingkraft, die alten Gravestone-Fans wollten (wenn sie das nach vier Jahren Pause erschienene Album überhaupt als Ex-Gravestone-Produkt registrierten) andere Musik hören, und die Gewinnung von Neufans scheiterte auch, so daß das Komplettprojekt begraben wurde. Bei "Forever Goodbye" überlege ich schon längere Zeit hin und her, wo ich den Textanfang schon mal anderweitig gehört habe; ebenso wie in diesem Song täuscht auch in "Walking In The Shadow" der sanfte Beginn über das spätere Losrocken hinweg. Metal ist das sicher keiner mehr, gute Musik bleibt's aber trotzdem, und wer ganz viel Glück hat, dem läuft die 48 Crash-CD vielleicht mal noch über den Weg (Achtung: Im Gegensatz zu "Creating A Monster" ist deren Cover nun wiederum völlig unauffällig ausgefallen). Appetit holen kann man sich mittels des lohnenden Erwerbs von "Creating A Monster" ja schon mal.
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Masters Of The Earth
Right To Rock
You Can't Take It With You
Creating A Monster
The End Of Our Love
Danger
Dirty City
Illusions
Madelaine (48 Crash)
Forever Goodbye (48 Crash)
Waking In The Shadow (48 Crash)
All Your Love (48 Crash)
 




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