www.Crossover-agm.de GRAVESTONE: Back To Attack
von rls

GRAVESTONE: Back To Attack   (Karthago Records)

Album numero vier der Grabsteine aus dem Süddeutschen (und nicht numero fünf, wie es in den Liner Notes steht - oder sollte da noch irgendwo etwas im Verborgenen ruhen?) geht einerseits als konsequente Weiterentwicklung von "Victim Of Chains" durch, ist aber herkunftsseitig jederzeit problemlos zu identifizieren. Dafür sorgt allein schon der typische Gesang von Berti Majdan, der zwar im Gesamtdurchschnitt ein wenig tiefergelegt daherkommt (extreme Lagen wie in "Fly Like An Eagle" vom Vorgänger bleiben diesmal unerreicht bzw. sind soundlich harmonischer eingebettet worden), aber trotzdem nach wie vor als Erkennungsmerkmal durchgeht. Und auch musikalisch hatte sich bei dem Quintett nicht sooo sehr viel verändert, wenn man von den geringfügig ausladenderen Arrangements absieht, was sich schon äußerlich an der längeren Gesamtspielzeit der neun regulären Songs manifestiert. Mit dem Begriff "etwas epischer", den die Liner Notes auffahren, sollte man dagegen etwas vorsichtig umgehen, um keine falschen Erwartungen beim mit heutigem Hörhintergrund ausgestatteten Metaller hervorzurufen, der beim Begriff "episch" mehr oder weniger automatisch eine Combo wie Rhapsody und deren Epic Hollywood Metal im Hinterkopf hat - er könnte beim Hören von "Back To Attack" eine genauso böse Überraschung erleben wie der Stratovarius-Fan, der sich die Scheibe allein deswegen zulegt, weil das Covermotiv dem zu "Fright Night" etwas ähnelt (wobei Schlangen in ähnlichen Positionen durchaus nicht selten im Metal sind - es wäre beispielsweise auch an Omen zu erinnern). Trotz der geringfügig opulenteren Inszenierung blieben Gravestone nämlich konsequent im traditionellen teutonischen Metal, wenngleich sie zumindest einen kleinen klassischen Ausflug unternahmen (was zu dieser Zeit im Metal noch ziemlichen Seltenheitswert hatte), indem sie ein auf einem klassischen Tanzschema aufgebautes "Menuett" schrieben, das sie übrigens ohne jeglichen Keyboardeinsatz inszenierten. Die einzigen nichtmetallischen Elemente sind mal wieder die Glockeneffekte, die man ja auch schon vom Vorgängeralbum kannte - hier leiten sie "The Tiger" ein, einen allerdings nicht so richtig mitreißenden, etwas zerrissen arrangierten Midtemposong, der zeigt, daß den neuen Gravestone auf diesem Sektor (den man allerdings nicht als "progressiv" titulieren sollte, um auch hier keine falschen Erwartungen zu wecken) noch etwas die Reife fehlte. Da überzeugen die reinen Powersongs schon mehr, etwa der straighte Opener "I Love The Night", das früher offensichtlich mal die B-Seite der LP eröffnende "Won't Stop Rocking" (ob das "Menuett" ihm noch vorgeschaltet war oder aber den Ausklang der A-Seite bildete, müssen die Besitzer der LP klären) oder aber das mit hingebungsvollem Gestöhne anstelle eines Hauptsolos ausgestattete "Dirty Tales". Auch der Titeltrack enthält gute Ideen, der Stampfer "Suicide" machte live garantiert mehr Eindruck als in der eher unauffällig wirkenden (aber trotzdem guten!) Studiovariante, nur die Halbballade "Break Out" fällt wieder ein Stück ab - auch für solchen Stoff hatten sie offenbar noch nicht das richtige Händchen, um ein emotionales, zerbrechliches, aber trotzdem unkitschiges und anspruchsvoll umgesetztes Ergebnis zu erzielen. "You Are The Sun" beendet das reguläre Album - rein vom Titel her hätte man auch hier eine Kuschelballade erwarten können, aber es handelt sich wieder um einen powernden Song der ersten Güteklasse, nicht sonderlich kompliziert, aber mit viel Energie und Herzblut, lediglich in der Bridge mit dem halb wegbrechenden Gesang Bertis etwas komisch arrangiert. Die compilerseitige Auswahl der beiden Bonüsse geht mit der These, die straighten Powersongs seien die besten des Albums, konform, denn es handelt sich um Liveversionen von "Rock'n'Roll Is Easy" und "Son Of The Freeway", beide in den Studioversionen auf "Victim Of Chains" angesiedelt und beide ebenfalls zur Sektion der klassischen unkomplizierten Powersongs gehörig, erstgenannter eher im Midtempo und mit an einen Automaten erinnerndem Drumming (Variationsbreite stellt auch in der Liveversion ein völliges Fremdwort dar - Anhänger basischer Umsetzungen werden jubeln), letztgenannter mehr Tempo aufnehmend, Berti auch mal höher kreischen lassend und damit einen erneut lohnenden Re-Release abschließend.
Kontakt: Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
I Love The Night
The Tiger
Back To Attack
Break Out
Menuett
Won't Stop Rocking
Dirty Tales
Suicide
You Are The Sun
Rock'n'Roll Is Easy
Son Of The Freeway
 




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