www.Crossover-agm.de SATAN: The Early Demos
von rls

SATAN: The Early Demos   (Death Rider Records)

Satan gehörten zu den großen Pechvögeln der Metalszene, woran sie zumindest partiell selber schuld waren: Trotz des "bösen" Namens, den sie sich gegeben hatten, als sie mit 16 noch in der Schule saßen und kaum ihre Instrumente richtig spielen konnten, hatten sie (im Gegensatz zu den diversen anderen Bands, die sich in jüngerer Vergangenheit so getauft haben) nichts mit Satanismus am Hut, wurden aber dennoch immer wieder in diesen Topf geworfen, mehrfach unter Druck gesetzt, den Namen zu ändern (was sie auch zweimal taten, aber ebenfalls ohne Erfolg, weder als Blind Fury noch als Pariah), und hatten letztlich laufend Probleme, eine feste Besetzung auf die Beine zu stellen, wobei kurioserweise drei Fünftel der Band stets konstant blieben: Bassist Graeme English sowie die Gitarristen Steve Ramsey und Russ Tippins. Die Sänger und Drummer dagegen wechselten häufig, und so sind auf der vorliegenden CD, die Material aus drei Jahren enthält, je drei verschiedene Sänger und Drummer am Werk.
Gehen wir chronologisch vor, wie es die CD tut, so entdecken wir zunächst die vier Songs eines in dieser Form nie veröffentlichten 1981er Demos, die oftmals die große Vorbildwirkung Iron Maidens deutlich erkennen lassen, sowohl was die Gitarrenarbeit als auch was das Drumming betrifft, wobei Satan sich allerdings eher an den schnelleren Stücken der Vorbilder orientierten und diese in "The Executioner" geschwindigkeitstechnisch bereits in den Schatten stellten. Ausgerechnet der midtempolastigste der vier Songs, "Kiss Of Death" wurde später als Single veröffentlicht, dessen flottere B-Seite "Heads Will Roll" ebenfalls unter den vier Demotracks war. "Oppression" und das erwähnte "The Executioner" hingegen landeten neben völlig obskuren Bands wie Brands Hatch oder Under Den Linden auf dem 1982 veröffentlichten "Roxcalibur"-Sampler, der die namentliche Inspiration für eine NWoBHM-Tributband der besonderen Sorte hergab, deren Drummer Andreas "Neudi" Neuderth übrigens die tontechnische Aufbereitung der hier vorliegenden Satan-Aufnahmen besorgt hat.
Das düstere Intro "Into The Fire" leitet das ebenfalls 1982 eingespielte gleichnamige Demo ein, worauf "Trial By Fire" folgt, unter Nicht-Fans der Band ihr wohl bekanntester Song, über den auch mancher jüngere Metaller auf die Truppe aufmerksam geworden sein dürfte, wenngleich es ihr zu diesem Zeitpunkt nichts nützte: Blind Guardian hatten ihn anno 1992 (da hatten sich die weiland Pariah genannten Ex-Satan schon wieder aufgelöst, und Ramsey und English schickten sich an, mit Skyclad den Folk Metal zu erfinden) als CD-Bonustrack ihres "Somewhere Far Beyond"-Albums gecovert. Trotz nach wie vor hoher Geschwindigkeit zeigt die originelle Melodik des Grundthemas eine eigenständige Tendenz, welche von den anderen Songs zwar nicht bestätigt werden konnte, aber zumindest waren die Iron-Maiden-Parallelen verschwunden, im gleichen Atemzug allerdings auch das Streben nach weiterer Beschleunigung - die auf "Trial By Fire" folgenden Tracks gingen für 1982er Verhältnisse zwar weiterhin recht flott zu Werke, aber mit etwa Raven konnte man zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr mithalten. Das macht das Material aber natürlich nicht schlechter - aus heutiger Perspektive nicht, aber kurioserweise auch nicht aus damaliger, wo die "Härter und schneller"-Bewegung diesen beiden Komponenten maßgebliche Bedeutung zuwies. Sechs der sieben Songs (wenn man "Into The Fire" und "Trial By Fire" als zwei Songs betrachtet - auf der vorliegenden CD sind sie als ein Track programmiert) übernahmen Satan 1983 auch auf ihr Debütalbum "Court In The Act", lediglich "Pull The Trigger" blieb in den Archiven (es wurde zwar auch neu eingespielt, aber das Material war zu lang für eine LP, und so blieben "Dynamo" und eben "Pull The Trigger" zunächst unveröffentlicht), bis der zwischenzeitliche Satan-Sänger Brian Ross es 1985 auf "A Time Of Changes", das Debütalbum seiner wiederbelebten alten Truppe Blitzkrieg, übernahm. Auf dem "Into The Fire"-Demo hatte allerdings noch nicht er gesungen, sondern Ian Swift, der Trevor Robinson, welcher auf dem ersten Demo zu hören ist, aber schnell an seine stimmlichen Grenzen geriet, indirekt beerbt hatte. Die Schlagzeugerposition war von Andy Reed (1981) über Ian McCormack (1982) zu Sean Taylor übergegangen, der dann längere Zeit bleiben sollte. Auf "Into The Fire" spielt noch McCormack, der sich der bisweilen geforderten Geschwindigkeit durchaus gewachsen zeigt und mit seinen originellen Fills in "Pull The Trigger" unter Beweis stellt, daß er durchaus zur spieltechnischen Elite seiner Zeit gehörte. In selbigem Song hat sich Neudi beim Remastering offenbar den Spaß erlaubt, Swifts letzten Schrei akustisch etwas in den Vordergrund zu stellen, so im Sinne der Haydnschen "Sinfonie mit dem Paukenschlag". Das äußerst enthusiastisch solierende "Break Free" und das abschließende Instrumental "The Ritual" machen neben "Trial By Fire" und partiell "Pull The Trigger" den meisten Hörspaß des Demos, während die Metalszene anno 1982 noch deutlich enthusiastischer reagierte und in Satan einen neuen Hoffnungsträger des britischen Metals sah. Daß es dann anders kam, ist Geschichte ...
Eine seit 2011 ebenfalls erhältliche Doppel-Vinyl-Ausgabe (LP plus Single) von Buried In Dust And Time Records endet an dieser Stelle, die CD aber fügt noch drei weitere Songs hinzu: "Blades Of Steel", "No Turning Back" und "Pull The Trigger" wurden 1984 beim Earthquake-Festival im holländischen Kaatsheuvel mitgeschnitten. Freilich hätte man sich das angehörs der äußerst räudigen Tonqualität auch sparen können, zumal der fürchterlich übersteuerte Gesang von Lou Taylor (ein Mann, der zwischen Trevor Robinson und Ian Swift schon mal kurz Bandmitglied war, aber dann erst als Nachfolger von Brian Ross und dem temporären Ersatz Alan Hunter dauerhaft zur Band stieß) kaum eine realistische Einschätzung seiner stimmlichen Qualitäten ermöglicht. Aber die CD mußte halt unbedingt, um mit dem "bösen" Bandnamen zu spielen, auf 66:06 Minuten Spielzeit gebracht werden ... (Was übrigens nur gelang, indem man am Ende von "Blades Of Steel" und "Pull The Trigger" noch Teile der Ansage zum jeweils nächsten Song drinbehalten hat, obwohl das im ersten Fall angesagte "Break Free" herausgeschnitten wurde und die CD nach "Pull The Trigger" ja zu Ende ist ...) Aber man kann ja bedenkenlos seinen CD-Player so programmieren, daß er nach Track 10 Schluß macht. Das vorbildlich gestaltete Booklet enthält neben diversen alten Fotos und allen Texten auch noch ein ausführliches Interview mit Russ Tippins und Brian Ross, das Laurent Ramadier wahrscheinlich 2010 fürs Snakepit-Magazin geführt hat. So rundet sich eine interessante Veröffentlichung aus der metallischen Historie, wenngleich sich der Einsteiger vielleicht erstmal "Court In The Act" besorgen sollte, das ebenso wie der andere unter dem Namen Satan veröffentlichte Longplayer, "Suspended Sentence", bei gut sortierten Mailordern aufzutreiben sein sollte.
Kontakt: www.kk-entertainment.de

Tracklist:
Kiss Of Death
Heads Will Roll
Oppression
The Executioner
Into The Fire/Trial By Fire
Blades Of Steel
No Turning Back
Break Free
Pull The Trigger
The Ritual
Blades Of Steel (Live)
No Turning Back (Live)
Pull The Trigger (Live)



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