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SPLIT HEAVEN: Street Law
von rls

SPLIT HEAVEN: Street Law   (Pure Steel Records)

Über das Cover dieser Scheibe kann man wahlweise schmunzeln, herzlich lachen oder sich peinlich berührt zeigen: Eine Blondine mit nicht zu verkennenden optischen Reizen hat mit einem Morgenstern bereits einen Headbanger erlegt und schickt sich an, Gleiches mit zwei weiteren zu tun. Wenn das ein Sinnbild für die Verkleinerung der Anhängerschaft Split Heavens sein sollte, darf man es gut und gern als kontraproduktiv einstufen, wenngleich die Musik, die sich dahinter verbirgt, eigentlich keinen Grund abgibt, der Truppe die Gefolgschaft zu kündigen, sofern man auf eine Mixtur aus traditionell geprägtem europäischem und amerikanischem Traditionsmetal steht, deren größerer Anteil aus Europa kommt. Zwar offenbart gleich der schnelle Opener "Time Warriors" ein Problem, das man in ähnlicher Form von vielen der progressiver angehauchten amerikanischen Traditionsmetalbands kennt: Die Gesangslinie wirkt irgendwie seltsam abgehoben vom musikalischen Unterbau, es tun sich kaum Anknüpfungspunkte auf. Aber in den folgenden neun Songs tritt dieses Problem nur noch in abgeschwächter Form oder gar nicht mehr auf, so daß man ihnen lauschen kann, ohne immer wieder das große gußeiserne Fragezeichen vor den Augen zu sehen. Split Heaven klingen mal nach Post-NWoBHM, mal nach alten (oder jungen, aber den alten nacheifernden) skandinavischen Bands, und dazu kommen wie bemerkt noch ein paar eher in amerikanischen Gefilden zu verortende Einflüsse wie die gelegentlich, allerdings eher latent durchzuhörenden epischen Anflüge. Trotz eher kompakter Inszenierung - 10 Songs dauern summiert reichlich 37 Minuten - ziehen Split Heaven nur selten ein Tempo im Song durch, sondern variieren mit Breaks und in den Soli geschickt die Geschwindigkeit, wie man beispielsweise in "Night Of The Jaguar" schön demonstriert bekommt. Ob das darin begründet liegt, daß Drummer Tommy Roitman relativ umfangreich ins Songwriting eingebunden war und sich etwas "bei Laune halten" wollte, muß im spekulativen Bereich bleiben, aber er macht jedenfalls keinen schlechten Job und fällt durch zwei Dinge auf: erstens einen sehr organischen Drumsound und zweitens einen für Traditionsmetal relativ intensiven Gebrauch der Becken, der bisweilen eher an das Geschepper mancher Siebziger-Bands (oder deren Epigonen) erinnert. Das paßt freilich zur Post-NWoBHM-Schlagseite gar nicht mal so schlecht, so daß ein interessantes Gesamtbild entsteht, aus dem sich kaum einer der Songs entscheidend heraushebt - neben dem Opener (allerdings nach unten, eben aufgrund der seltsamen Gesangslinie) am ehesten noch der ebenfalls speedige Closer "The Obscure" und das mit einem recht eingängigen Chorus ausgestattete "The Devil Isn't Fool", das paradoxerweise auch jede christliche Combo hätte bringen können. Daß "Lonewolf" auch prächtig auf jedes ältere Bloodgood-Album oder auch zu Recon gepaßt hätte, fügt sich in dieses Bild ein, obwohl das keineswegs die Absicht der Band gewesen sein dürfte. Hier und da arrangieren die Mexikaner dann doch etwas zu knapp, etwa in "Servants Of The Night", das irgendwie etwas im Nichts endet und einen furiosen Abschluß vermissen läßt, und die ganz großen Highlights haben sie auf ihrem Zweitling auch noch nicht gebunkert, wenngleich das Album beim Anhören selbst durchaus überzeugen kann. Nur mit dem Langzeitwert hapert es halt noch ein bißchen, denn im tieferen Teil des Gedächtnisses prägt sich außer dem Refrain von "The Devil Isn't Fool" nicht so sehr viel ein. "Street Law" lebt also für den Moment, und da entdeckt man dann doch manch interessante Wendung, etwa die Iron-Maiden-Schlagseite von "Road To Nowhere". "Red Light District" wiederum stellt die Stärken von Sänger Eli Valenzuela in den Höhenlagen besonders in den Vordergrund, während die kurzen zweistimmigen Parts im Hauptsolo wohl bewußt nicht an Iron Maiden angelehnt wurden, aber in ihrer seltsamen Bauart trotzdem nicht restlos überzeugen können. Das ideenreiche Solo von "Nightfall" und der bereits lobend erwähnte, alles wegblasende Closer "The Obscure" (im Drumintro ganz leicht an Judas Priests "Painkiller" erinnernd, allerdings noch schneller) wiederum zeigen, wozu diese fünf Mexikaner im Prinzip fähig sind. So fühlt man sich unterm Strich von "Street Law" hin und her gerissen: nichts für die Ewigkeit, den kleinen metallischen Hunger aber problemlos stillend.
Kontakt: www.splitheaven.net, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Time Warriors
The Devil Isn't Fool
Night Of The Jaguar
Street Law
Servants Of The Night
Lonewolf
Road To Nowhere
Red Light District
Nightfall
The Obscure
 




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