www.Crossover-agm.de ANGBAND: Visions Of The Seeker
von rls

ANGBAND: Visions Of The Seeker   (Pure Steel Records)

Während die Landsleute Ahoora mittlerweile ihre traditionsmetallischen Wurzeln ad acta gelegt haben und neuerdings Indie Rock fabrizieren, bleiben Angband ihrem Sound auch auf dem zweiten Album "Visions Of The Seeker" treu, produzieren also traditionsmetallische Klänge, die es nach dem Willen der Staatsführung ihres Heimatlandes, des Irans, eigentlich gar nicht geben dürfte (okay, Indie Rock eigentlich auch nicht, nicht wahr, Herr Khomenei?). Das allein wäre schon Grund genug, diese wackeren Streiter mit dem Erwerb einer CD zu unterstützen, aber man muß in diesem Falle gar nicht auf diese Karte setzen: Klang das Debütalbum "Rising From Apadana" phasenweise noch etwas unausgegoren, obwohl gute Ideen auch damals schon reichlich vorhanden waren, so stellt "Visions Of The Seeker" eine klare Steigerung dar, wenngleich die ganz großen Highlights, die sich dem Hörer wie Widerhaken ins Ohr bohren, von dort aus ins Großhirn vordringen und aus diesem nie wieder zu entfernen sind, auch diesmal noch ausgeblieben sind. Zunächst fällt allerdings das stark verbesserte Soundgewand auf: Die Einspielung wurde wiederum im heimischen Teheran vorgenommen, aber diesmal gab man außer dem Mastering auch schon den Mix nach Deutschland, zudem an einen Könner wie Achim Köhler, und das macht sich mit einem hervorragenden Klangbild bezahlt, das die diversen guten Ideen gleich nochmal etwas heller strahlen läßt. Mittlerweile haben Angband auch einen festen Bassisten, so daß sich Mahyar Dean ganz auf die Gitarrenarbeit konzentrieren kann und dort prima Arbeit leistet - zur Verifizierung dieser These genügt bereits das Hören des Intros "Forgotten Glory", das lediglich noch kleine Defizite bei der Dramaturgie erkennen läßt: Es geht etwas abrupt in den eigentlichen Opener "Blind Anger" über. Rein stilistisch siedeln Angband nach wie vor zwischen Control Denied und Iced Earth, wobei sie allerdings eine geringfügige Ausjustierungsveränderung vorgenommen haben, kurioserweise in beide Richtungen. Zum einen bevorzugt Drummer Ramin Rahimi diesmal noch etwas stärker solche Rhythmen, die man im angloeuropäischen Kulturkreis gerne für eine Einstufung in den Progressive Metal heranzieht, wobei er die Snarebetonungen gerne so legt, daß ein stakkatoartiger Effekt dabei herauskommt. Zum anderen aber setzt Sänger Ashkan Yazdani diejenige seiner Stimmlagen, die an Matt Barlow erinnert, diesmal deutlich häufiger ein, womit der Gesamtsound automatisch näher an Iced Earth rückt und nur aufgrund der Drumarbeit wieder etwas von diesen entfernt wird. Allerdings bleibt die beeindruckende Stimmvielfalt des Iraners auch diesmal erhalten - man höre nur mal den Mittelteil von "Easy To Believe", wo er innerhalb kurzer Zeit vom tiefen, flächigen Gesang, der fast an einen gemäßigen Peter Steele erinnert, über die Barlow-Lage bis zum ganz hohen Geschrei in den Backings die komplette Skala durchläuft. Hier und da kommt auch noch herbes Shouting als kontrastierender Faktor hinzu, das dafür mitverantwortlich, Angband nicht die Kopistenmütze überzustülpen. Wie bereits im Debütreview angedeutet: Die Iraner positionieren sich statt dessen selbstbewußt in der Nähe ihrer Vorbilder, und gelegentlich nutzen sie die Gelegenheit, einen Song zu schreiben, der wirklich fast exakt auf eines der Vorbilder-Alben gepaßt hätte. Man nehme nur mal die ergreifende Halbballade "Forsaken Dreams" her - fast Iced Earth pur, wenn, ja wenn Ramin in zwei Drumfills nicht mal eben auf ein Instrument mit einem Klang hauen würde, den Jon Schaffer noch nie eingesetzt hat. Ansonsten bleiben Einflüsse persischer Musik aber wieder weitestgehend abwesend, wenngleich man gleich im Intro irgendwie das Gefühl nicht los wird, die für europäische Hörgewohnheiten etwas merkwürdig anmutende dreiteilige Struktur der Gitarrenarbeit könnte ein Element der persischen Musiklehre sein. Aber das muß nicht sein - dann geht schon eher die straighte Geradeausrhythmik eher meidende, wenngleich natürlich nicht komplett ausblendende Schlagzeugarbeit als mittelöstliche Zutat durch, denn die kennt man auch aus dem Nahen Osten, wenn man sich mal die jüngeren Alben der Türken Pentagram genauer anhört. Alles weitere bleibt Musikwissenschaftlern zu ergründen überlassen. Freilich sind schon Pentagram bzw. Mezarkabul an den eingefahrenen Hörgewohnheiten der angloeuropäisch geprägten Hörer gescheitert, und ein ähnliches Schicksal könnte auch Angband drohen, die strategisch ja noch deutlich schlechtere Ausgangspositionen haben. Um das zu verhindern, sei jedem Freund Iced Earths und Control Denieds allermindestens ein Probedurchlauf von "Visions Of The Seeker" ans Herz gelegt, vielleicht beginnend mit der erwähnten Halbballade oder aber dem auch relativ zugänglichen, am Anfang gar merkwürdig geradlinig losspeedenden "Face & The Fear". Wie bereits eingangs festgestellt: Der Erwerb dieser 42minütigen CD lohnt sich auch ganz allgemein aus musikalischen Gründen und nicht nur, weil man damit eine Band in einer strukturell schwierigen Position unterstützt. Nur über das Cover müssen wir beim nächsten Mal nochmal reden ...
Kontakt: www.angbandmetal.com, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Forgotten Glory
Blind Anger
Battle For...
The Seeker
Easy To Believe
Forsaken Dreams
Truth Of Lies
Fate & The Fear
Astral Hallucinations
 




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