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von *tf

THE DANIEL ROSENBOOM SEPTET: Fallen Angeles   (Daniel Rosenboom Music)

Zugegeben: Diese Scheibe ist nichts für zarte Gemüter - mal vom letzten Titel "While She Slept" abgesehen, der sich wohl als versöhnlicher Schlussakkord auf die Platte geschmuggelt hat. Sonst gibt's Freejazz auf die Ohren, der zwar nicht so wild ist wie die Ausbrüche von John Zorn, den Mainstreamhörer wohl dennoch zu verwirren vermag. Bereits der Opener macht klar, wo's langgeht: Stakkatosalven leiten den vom durchgehenden Jazzgroove grundierten Mittelteil ein, auf dessen schlagzeug- und bassfundierten Pattern (Caleb Dolister sowie Sam Minaie) sich die Herren Rosenboom (neben dem Bandleader und Trompeter Daniel ist sein Bruder David am Piano zu hören), Gavin Templeton (Saxophon und Flöte), Brian Walsh (an der extrem selten zu hörenden Bassklarinette sowie Baritonsaxophon) und Vinny Golia (Tuba und Flöte) austoben dürfen. Auch der zweite Titel macht deutlich, dass im Jazz die Frage des harmonischen Zusammenspiels nicht unbedingt die Antwort harmonischer Tonalität erfordert. Beide Titel sind sozusagen Türöffner (oder -schließer für diejenigen, die sich für solche Art Musik nicht zu erwärmen vermögen ...) für die folgenden fünf Tracks, die in einem logischen Zusammenhang stehen, da sie vom Bandleader als "five-movement suite for progressive jazz septet" konzipiert und arrangiert wurden. Unabänderlich folgerichtig wäre jedoch diese Unterteilung aus meiner Sicht nicht, da alle Titel der Platte hinsichtlich ihrer Struktur und Klangfarbe auf einem Level liegen. "Meditation", der erste Track der Suite, fängt namensgemäß auch recht verhalten an, erlaubt sich allerdings im weiteren Verlauf doch die eine oder andere expressive Stelle, die klarzumachen scheint, dass Meditation nicht auf eine innerliche Einkehr voll Ruhe und Langatmigkeit beschränkt ist. Der folgende Titel konfrontiert weniger als er durch ein knalliges Rockschlagzeug plus grooviger Basslinie besticht, was wiederum Platz für bläserische Spielereien eröffnet. Vom Rhythmischen her noch anspruchsvoller ist "Fury". Hier wird in einer vertrackten Eingangssequenz, die nahezu unisono auf den jeweiligen Punkt kommt, der Raum für eine längere Bläserpassage aufgemacht, um dann beide Prinzipien in einem wahren Feuerwerk zu vereinen. In diesem Zusammenspiel zeigt sich deutlich auch das progressive Moment der Musik, die durchaus Parallelen zum Progressive Rock durchscheinen lässt. Minimalistischer kommt "Transformation" daher, in dem Bassist Minaie mal zeigen kann, was er so drauf hat - akkompagniert von harfengleich eingesetzten Pianoglissandi, bevor die Bläsersektion in ebenso schönen wie spannungsreichen Bögen die weitere Richtung vorgibt. Anklänge an Klezmer finden sich dabei nicht nur durch die erhöhte Präsenz der Klarinette, sondern auch durch die Spielweise, die tonale Inspirationen dieser Musikrichtung aufgreift und neu interpretiert. Der letzte Titel der Suite bringt das Piano in den Vordergrund und überrascht durch die Hinwendung vom harmonischen zum ostinaten Tastenspiel, welches folgend als Grundlage für bläserisch umgesetzte Streicherfiguren dient, bevor es selbst wieder die musikalische Hauptrolle übernimmt, angetrieben vom präzisen Schlagzeugspiel. Der vorletzte Titel "Espionage" ist das für mich eindrücklichste Beispiel für das, was man als "Progressive Jazz" beschreiben kann. Unvermittelt brechen hochkomplexe und hochkomplizierte Rhythmuswechsel in den geradlinigen Song ein, sorgen für eine hochinteressante Mischung, die die Klasse der Musiker eindrücklich unter Beweis stellen. Gavin Templeton kann noch einmal zeigen, was er solistisch so drauf hat - und das ist eine ganze Menge. Abschließend folgt dann noch wie bereits erwähnt ein Titel, der ob seiner Versöhnlichkeit zunächst wie ein Fremdkörper der Platte aufklingt und Bandleader Rosenboom von seiner netten Seite zeigt. Für alle, die an interessanter, dynamisch anspruchsvoller und ungezähmter Musik Gefallen finden können, ist "Fallen Angeles" sicherlich ein guter Tip. Für Jazzfans auf jeden Fall eine lohnende Entdeckung! Reinhören kann man ja schon mal auf der Homepage ...
Kontakt: www.danielrosenboom.com

Tracklist:
1. Ideology
2. Fallen Angeles
3. Meditation
4. Confrontation
5. Fury
6. Transformation
7. Elation
8. Espionage
9. While She Slept
 




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