www.Crossover-agm.de SABOTASCH: Nje Soblasnjai Njebo
von rls

SABOTASCH: Nje Soblasnjai Njebo   (CD-Maximum)

Kollege Thorsten hatte das 2002 erschienene Debütalbum "Mednyi Byk" von Sabotasch als "klassischen Metal, der phasenweise an die großen Vorbilder MAIDEN und ARIJA erinnert und mit Elementen aus Hardrock und Prog.Rock angereichert wurde" klassifiziert und ihm das Prädikat "erstklassig" verliehen. Sieben Jahre danach kommt nun "Nje Soblasnjai Njebo" auf den Markt, braucht noch einige Zeit, bis es auch im CD-Schacht des Rezensenten landet (wo "Mednyi Byk" bisher nicht gewesen ist, da es sich noch irgendwo auf dem großen Stapel der Ungehörten versteckt), und überrascht mit seiner stilistischen Ausrichtung. Der Sprung ist nicht ganz so groß wie bei Valkyria von "Mystical Mass" zu "Dumatj O Tebje", zumal im Falle von Sabotasch zumindest der Sänger erhalten geblieben ist, aber prinzipiell läßt sich der Spagat doch vergleichen. Zwar enthalten auch die zehn neuen Songs durchaus noch traditionelle Metalparts (das Intro nicht), womit hauptsächlich die Gitarrensoli gemeint sind, aber ansonsten hat eine deutliche Modernisierung Einzug gehalten. Neben dem hauptamtlichen Trommler Sergej Safonow kommen weitere Rhythmuselemente von Programmierer Sergej Skripnikow, der allerdings nicht fest zur Band gehört, ebensowenig wie Keyboarder Alexander Dronow (richtig, der von Valkyria), der allerdings recht omnipräsent arbeitet und viel modernes Geblubber und andere Sounds einstreut, sich allerdings hauptsächlich in den Gitarrensoli dann doch zurückhält. An der Sechssaitigen arbeitet übrigens nicht mehr Alexei Straijk, sondern Leonid Fomin - auch den kennt man schon aus dem Kosmos von Valkyria. Zentralverantwortlich für die neue Ausrichtung bleibt allerdings natürlich der Alleinsongwriter Sabotaschs, nämlich Sänger Wjatscheslaw Gorbatschow, der diese Rolle bereits bei Nowyi Sawjet ausfüllte, auf deren drittem Album "Apocalypse" anno 1993 Dronow übrigens auch schon gastierte. Ganz so stark nach Ozzy klang Gorbatschow damals noch nicht, die Einschätzung seiner Gesangsleistung auf "Mednyi Byk" ist aufgrund des oben genannten Fakts der Bishernichthörung unmöglich, aber auf "Nje Soblasnjai Njebo" klingt er jedenfalls recht deutlich nach dem Altmeister, woraus sich die kuriose Konstruktion ergibt, daß jeder, der Ozzys Stimme mal probehören will, dem aber die Osbournesche Musik viel zu traditionell ist, mit vorliegender Sabotasch-Scheibe einen perfekten akustischen Eindruck erhält, wie es klänge, wenn Ozzy bei einer moderneren Metalband einsteigen würde. Passenderweise bewegen sich auch Sabotasch zumeist in unteren bis mittleren Temporegionen, paradoxerweise heißt Song 3 auch noch "Ja Nje Snaju", was bekanntermaßen ins Englische übersetzt soviel wie "I Don't Know" bedeutet - trotzdem handelt es sich nicht um eine russifizierte Coverversion des "Blizzard Of Ozz"-Openers, und "Schtil" trägt noch den Untertitel "Polneischii" mit sich herum und ist daher auch keine Coverversion des Arija-Klassikers, von dem es auch eine schöne Duettversion von Waleri Kipelow mit Udo Dirkschneider gibt. Der Song ist allerdings trotzdem noch einer der traditionelleren hier (man könnte die gelegentlich herumflackernden Keyboards durchaus weglassen bzw. sich im Geiste wegdenken, ohne daß viel fehlen würde) und dürfte sich zusammen mit "Jescho Nje Posdno" vielleicht für Altfans noch am ehesten als vorsichtiger Anspieltip eignen, auch wenn man im Mittelteil aufpassen muß, um nicht plötzlich eine Tribaldrumverschiebung zu erwarten, damit man fehlerfrei "Roots, bloody roots" mitskandieren kann. Generell fällt auf, daß Sabotasch die experimentelleren Songs eher im vorderen Teil untergebracht haben, während es nach hinten heraus ein wenig traditioneller zugeht, vom Einleitungsteil des Titeltracks und dessen weiterer, teils allerdings wirklich aberwitziger Strophengestaltung mal abgesehen. In der Mitte des Albums steht dann noch "Feja Wetra I Luny", der sich am weitesten von den Erwartungshaltungen der Hörer wegbewegende Song. Er beginnt wie ein seltsamer Mix aus klassischem Achtziger-Pop mit einer Ozzy-Stimme, wird dann aber noch durch Aljona Tischko und ihre drei Streichquartettkollegen aufgepeppt und so völlig unkategorisierbar gemacht. Vielleicht hätten Sabotasch mit einem solchen Song sogar Chancen auf Erfolg im Formatradio, falls es sowas auch in Rußland geben sollte - aber dann würde ihnen die traditionsmetallische Gefolgschaft wohl endgültig die Freundschaft kündigen. Für die ist schon "Nje Soblasnjai Njebo" ein ziemlich harter Brocken, zu dessen Bewältigung man die Fähigkeit zu sehr weitreichender Kompromißbereitschaft mitbringen muß und eine große Portion Humor noch dazu. Diese Theorie findet auch im Booklet ihre Bestätigung, wo über der Besetzungsliste eine Zeichnung von zwei Elefanten bei einer pikanten Version des Oralsex prangt. Moderne Freestyle-Hörer können gern einen Lauschangriff wagen, alle anderen sollten sich der knappen Dreiviertelstunde nichtsdestotrotz gut produzierter und spielfreudiger Musik eher mit etwas Vorsicht nähern, und konservative Traditionalisten können sich die Zeit von vornherein sparen, zumal sich das anfangs nochmal Großes versprechende "Njeschnost" nur als einminütiges Outro entpuppt.
Kontakt: www.cd-maximum.ru, www.sabotage-rockgroup.ru

Tracklist:
Intro
Skwos Stroi
Ja Nje Snaju
Buratino
Jescho Nje Posdno
Feja Wetra I Luny
Tschuschoi
Schtil (Polneischii)
Nje Soblasnjai Njebo
Pitka
Njeschnost



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