www.Crossover-agm.de METALLICA: Beyond Magnetic
von rls

METALLICA: Beyond Magnetic   (Vertigo)

Sonderlich intensiv ist die Beschäftigung des Rezensenten mit "Death Magnetic", dem 2008er Album von Metallica, bisher nicht ausgefallen, aber zum Treffen der Feststellung, daß die Scheibe einen deutlichen Schritt in Richtung der Wurzeln darstellt, genügten die bisherigen Durchläufe durchaus, wobei sich noch keine Langzeitklassiker herausgeschält haben. Drei Jahre später machen Metallica vier Songs aus der Aufnahmesession für das Album, die es aber nicht auf die Endfassung geschafft hatten, in Downloadform zugänglich, und wiederum einige Zeit später erscheint dieses Material auch auf CD in Gestalt des trefflich betitelten "Beyond Magnetic"-Mini-Albums, das trotz dieser Titulierung immerhin fast 30 Minuten Spielzeit aufweist, woraus man die durchschnittliche Spielzeit eines Tracks errechnen kann. Ein Faible für ausführlich durchgeführtes Riffgeschiebe hatten Metallica ja auch schon in den Achtzigern (besonders schön durchhörbar auf "...And Justice For All", dort phasenweise aber zur gepflegten Langeweile übertrieben), und trotz einer nicht zu unterschätzenden Stilvielfalt beschleicht einen auch beim Hören der vier neuen Tracks das Gefühl, daß hier und da noch etwas Straffung nützlich gewesen wäre. Mit "Stilvielfalt" ist das entscheidende Stichwort allerdings schon gefallen: Man hat phasenweise das Gefühl, Metallica hätten die mit moderneren Anflügen ausgestatteten Tracks bewußt nicht aufs Album gepackt, um dessen "Zurück zu den Wurzeln"-Eindruck nicht unnötig zu verwässern. Nun fallen die Experimente keineswegs so abseitig aus wie zu "Load"-/"Reload"-Zeiten, dennoch bauen Hetfield und seine Mannen doch einige Elemente ein, die auch von ihren "Schülern" stammen könnten. So klingt "Hell And Back" kurioserweise mehr nach Trivium zu deren metallicalastigsten Zeiten, also dem ebenfalls 2008 erschienenen "Shogun"-Album, wobei festzuhalten bleibt, daß es auf diesem bärenstarken Album noch nicht mal das Highlight gebildet hätte. Immer wieder schalten Metallica auf halbakustische melodielastige Passagen herunter, was einen unverkennbaren Reiz verströmt, selbst dann, wenn der Übergang in eine solche Passage so unvorbereitet erfolgt wie in "Just A Bullet Away". Möglicherweise zeigt sich daran ein gewisser Werkstattcharakter der Tracks, die zwar regulär aufgenommen, aber nur an einem einzigen Tag zu einem Rough Mix zusammengefügt wurden - die knappen Informationen auf der Covercard, welche die einzige Ausstattung des Silberlings bildet, nennen keine Personalangaben für einen Endmix, so daß es sich bei dem, was hier zu hören ist, offenbar wirklich um die gemasterten Rough Mixe handelt, denen auch keine zusätzlichen Elemente hinzugefügt wurden. Das hat, wenn man zur Fraktion der Klangpuristen gehört, durchaus auch Vorteile: Das Schlagzeug klingt erfreulich unkünstlich, und auch die an "Death Magnetic" oft bemängelte Klangkomprimierung scheint hier nur in geringerem Maße oder gar nicht stattgefunden zu haben. Freilich hört man von Robert Trujillos Baß nicht so sehr viel - das Material klingt zwar nicht so blechern-grell wie "...And Justice For All", aber trotzdem in den Tiefen eher dünn. Vielleicht wäre das noch anders justiert worden, wenn es einzelne der Songs aufs reguläre Album geschafft hätten, aber das bleibt natürlich pure Spekulation. So gilt es in erster Linie die Musik zu bewerten, und die weiß Puristen aus den gegebenen Gründen nicht restlos zu begeistern. Aber wer nicht in dieser Richtung argumentiert, entdeckt durchaus einige starke Riffs und Arrangements - man nehme nur mal die Dramatisierung im hinteren Teil von "Hell And Back" oder auch das melodische Händchen im genannten Zwischenteil von "Just A Bullet Away"! Geradlinig durchgepowerte Passagen haben zwar Seltenheitswert, aber auch so etwas gibt es zu entdecken, wenn man den fast alternativen Anstrich des Intros von "Rebel Of Babylon" sozusagen überstanden hat - dieser Song kombiniert nämlich flotte Thrashparts mit verschleppten grungeartigen Passagen und verlangt dem Puristen damit wieder mal Standhaftigkeit ab, während der Freund moderneren Metals hier durchaus einen neuen Favoriten entdecken könnte. Schon der Opener "Hate Train" wußte mit seiner Kombination aus Metalpower und Verharrungen zu überzeugen, und so bleibt als einziger weniger gelungener Track "Just A Bullet Away", vom mehrfach erwähnten Zwischenteil mal abgesehen. Klar ist in den 29 Minuten mancherlei Gewöhnungsbedürftiges zu hören, aber das meiste fügt sich dennoch gut zusammen (Beispiel: der Übergang von noisig-rauschenden Gitarrenleads zu einer klassischen Leadgitarre in "Rebel Of Babylon"!), und so dürfte "Beyond Magnetic" dem Altanhänger der Band wohl besser reinlaufen als das Experiment "Lulu", während Fans von Trivium & Co., die Metallica entdecken wollen, mit "Beyond Magnetic" den wahrscheinlich besseren Zugriff erwischen als mit "Death Magnetic". Zu einem fairen Preis gesichtet, sollte man also zugreifen.
Kontakt: www.metallica.com

Tracklist:
Hate Train
Just A Bullet Away
Hell And Back
Rebel Of Babylon
 




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