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Eric Bibb & Habib Koité Trio   31.07.2012   Jena, Volksbad
von rls

Daß der Blues schwarze Wurzeln hat, dürfte niemand ernsthaft bestreiten wollen, und so erscheint es nur folgerichtig, daß sich irgendwann auch Musiker aus Afrika auf den Weg machen würden, um der Welt zu demonstrieren, wie ihre Interpretation dieser Sorte Musik klingt. Zur noch relativ übersichtlichen Schar dieser Musiker zählt der malinesische Gitarrist Habib Koité, der seit reichlich zehn Jahren relativ regelmäßig mit einem anderen Weltenbummler des Blues kooperiert: dem Gitarristen Eric Bibb, Patensohn des in den Ex-DDR-Gefilden sicherlich noch weithin bekannten Sängers Paul Robeson, jahrzehntelang in Schweden ansässig gewesen und erst in den 90ern in den USA halbwegs populär geworden, als er schon über 40 war (was freilich für einen Bluesmusiker bekanntlich kein Alter ist ...). Für das im Rahmen des Kulturarena-Sommerfestivals stattfindende Konzert in Jena haben sich Bibb und Koité noch einen dritten Musiker dazugeholt: Mama Koné, trotz dieses Namens männlich, steuert ein zusätzliches afrikanisches Element in Gestalt von allerlei Percussionsinstrumenten bei.
Die Hauptaufmerksamkeit im ausverkauften Volksbad aber gilt Bibb und Koité, die sich zunächst jeder mit Solostücken vorstellen: Bibb mit einem traditionellen Blues, der seine authentische, wenngleich gar nicht so "alt" klingende Stimme in den Vordergrund rückt, Koité mit einem Stück namens "Walking In The Desert", das auch Koné einbezieht und so klingt, wie es heißt: Es wirft wirbelnde Sandkörner auf eine durch die Wüste ziehende Karawane, beinhaltet einige originelle Vokalisen und läßt die eigenständige, westeuropäischen Hörgewohnheiten nicht immer entsprechende Harmonik deutlich erkennen. Danach vereinigen sich alle drei zu einem ersten Höhepunkt und intonieren ein mit nun wieder klassischer Harmonik ausgestattetes, teils mehrstimmig gesungenes und mit origineller Polyrhythmik ausgestattetes Stück, das bei entsprechender Vermarktung sogar Hitpotential entfalten könnte. Daß die drei Musiker ein beeindruckend breites Spektrum beherrschen, zeigt "We Don't Care" mit seinem klassischen Americana-Touch, und welchen Spaß man auch bei einem Bluesgig entfachen kann, demonstrieren Bibb und Koité am Ende von "Going Down That Road Feeling Bad" mit einem langen und intensiven Soloduell, das sie sogar stehend spielen, während sie ansonsten meist im Sitzen agieren. Die außergewöhnliche Konstellation ihrer Kooperation findet ihren Niederschlag auch in den Songs: "Tequila" (keine Coverversion!) beschreibt, wie Koité Bibb in Kalifornien besucht, und läßt Koné die Percussion so gestalten, daß sie sich wie eine Horde Klapperschlangen anhört, während "On My Way To Bamako" die umgekehrte Richtung demonstriert, also Bibb nach Mail führt und die auch in der Ansage beschriebene Anspannung des ersten Besuches, als er nicht so richtig wußte, was ihn dort auf dem schwarzen Kontinent, wo vor vielen Generationen mal seine Vorfahren gelebt hatten, erwarten würde, kongenial in Musik umsetzt. Auch "Tomboctou" greift später nochmal einen direkten malinesischen Bezug auf. Neben ihren regulären Gitarren greifen Bibb und Koité gelegentlich auch zu anderen Instrumenten, etwa Mandolinen, einem Banjo oder einer doppelsaitigen Ukulele, die Bibb, wie er schelmisch grinsend erzählt, in der "very African town of Karlsruhe" entdeckt und gekauft hat und mit der er an diesem Abend ein Schlaflied intoniert, das allerdings anfangs noch relativ aufgeregt klingt, bevor es mit einem ruhigen Instrumentalpart ausfadet. Eine markante Coverversion holt das weitgehend auf Eigenkompositionen setzende Trio dann doch noch aus dem Ärmel: Robert Zimmermans "Blowin' In The Wind" funktioniert auch mit Banjo und teils aberwitziger Rhythmik hervorragend und animiert das Publikum zum Mitsingen des Refrains. Der kräftige Blues "With My Maker I Am One" und das große mehrsprachige Epos "Send Us Brighter Days", das nach entrückt wirkendem Beginn bald einen unwiderstehlichen, wenngleich dezenten Groove einführt, beenden den regulären Teil des Programms, das flotte und wieder mit ausgedehnten Instrumentalduellen ausgestattete "Don't You Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down" soll eigentlich die Zugabe bilden, aber das begeisterte Publikum fordert noch eine weitere ein, die, da offensichtlich das eingeprobte Repertoire ausgeschöpft ist, aus einer Wiederholung des eingängigen Songs an dritter Setposition besteht, der damit sozusagen einen Rahmen ums gemeinsame Schaffen dieses Abends bildet. Feine Sache für Bluesgourmets!



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