(Eigenproduktion)

Ein hübsches Oxymoron stellt die Kombination aus Bandname und Albumtitel im vorliegenden Fall dar: Wenn die Dunkelheit sowieso ewig währt, kann man ja gar nicht zu ihr zurückkehren, da sie nie weg war. Und die tschechische Band hat auf ihrem Debütalbum noch so ein paar Problemfälle untergebracht, deren einer gleich auf dem Cover steht: Das, was die beiden augenscheinlich weiblichen Hände, die da aus der Dunkelheit hervorragen, umklammern, dürfte mitnichten ein Grabstein, sondern ein verwitterter Distanz- oder aber Grenzstein sein, wie sie zahlreich auch in der böhmischen Landschaft zu finden sein dürften. Der Opener des Albums heißt "Succuba", und womit beginnt er wohl? Richtig - mit dem wohligen Knistern eines Scheiterhaufens, dem sich dann im weiteren Verlaufe des Songs noch weibliches Foltergeschrei hinzugesellt, während in seinem Outro wiederum eine Frau fies und triumphierend zugleich lacht. "Oraculum" beginnt mit einer traurigen Violinenmelodie zu Kirchenglockenbackground, wo zudem zu fragen wäre, ob die zunehmende Asynchronität künstlerisches Stilmittel oder Lapsus ist, und im Intro von "Vampiria" heult, obwohl es sich nicht um ein ins Tschechische übersetztes Moonspell-Cover handelt, in der Ferne ein Wolf. So weit, so klischeehaft - aber wenigstens schafft es das Septett, die Musik größtenteils etwas origineller zu gestalten. Die Encyclopedia Metallum ordnet die Truppe als Symphonic Doom ein, aber eine richtige Klassifizierung ist schwer. Der schwammige Begriff Dark Metal trifft es wohl am ehesten, wobei Everlasting Dark von doomiger Kriechgeschwindigkeit bis zu flotten Beats ein breites Tempospektrum abdecken. Außerdem haben sie eine feste Violinistin in der Band, die neben der doppelt besetzten Gesangsfront (Prinzip "Die Schöne und das Biest", wobei die weiblichen Vocals hier recht geerdet und natürlich gestaltet sind, also weder als klassischer Sopran noch als ätherisches Gesäusel) für weitere Klangvielfalt sorgt. Auch Keyboarder Jan Stencl, neben Sänger/Gitarrist Zdenek Kaczor Hauptkomponist der Band, nimmt selbstredend eine tragende Rolle im Gesamtkonzept Everlasting Darks ein. Das schreckt auch nicht vor einer Akustikballade wie den ersten drei Minuten von "The Farewell" zurück, wenngleich der Metal in der Gesamtabrechnung natürlich dominiert und auch im genannten Song nach drei Minuten dann seinen Platz zurückerobert. "Tears Of Heaven" ist übrigens kein Eric-Clapton-Cover, sondern die Neueinspielung eines alten Demotracks der Band aus dem Jahre 2000 - Everlasting Dark sind bereits seit 1997 aktiv, aber für das offizielle Debütalbum haben sie sich fast anderthalb Jahrzehnte Zeit gelassen. Aber die Reifezeit hat sich zumindest teilweise gelohnt, denn neben den allgegenwärtigen Klischees bringen die Tschechen auch Originelles zum Vorschein - man höre beispielsweise die flott-beschwingten Passagen um Minute 2 von "Oraculum"! Einige Elemente kennt man in ähnlicher Ausgestaltung auch von der Nordseite des Erzgebirges, nämlich von Depressive World, wobei Everlasting Dark allerdings meist doch etwas vielschichtiger zu Werke gehen, damit allerdings freilich auch noch viel stärker zwischen den Stühlen sitzen. Immerhin haben sie es geschafft, die Stadtverwaltung von Velká Bystrice als Fördergeldgeber für die Aufnahmen "anzuzapfen" - diese Praxis der Kulturförderung scheint in Tschechien gang und gäbe zu sein, wenn man beispielsweise an Krápník denkt, und das wäre doch auch mal ein Modell für deutsche Kommunen, wenn es deren finanzielle Ausstattung zuläßt. Freilich sollte dann auch das Ergebnis stimmen, und das trifft bei Everlasting Dark eben nur bedingt zu: Die Klischeedichte ist einfach zu hoch, um ihren durchaus fortschrittlichen musikalischen Ansatz ernstnehmen zu können. Wen das nicht stört, der bekommt hier 47 Minuten nicht uninteressanten Dark Metal aus unserem Nachbarland geliefert.
Kontakt: www.everlastingdark.cz

Tracklist:
Succuba
Scales Of Death
Return To Darkness
The Farewell
Oraculum
Vampiria
Tears Of Heaven
Gleam Of Hope
 

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