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![]() SAINT: Desperate Night von tk
Als im Sommer 2012 die Hiobsbotschaft vom Ausstieg Josh Kramers bei den frommen Kult-Metallern SAINT die Runde machte, stellte sich zunächst einmal Ernüchterung bzw. Enttäuschung bei den Fans ein. Immerhin gehört Josh zu den ganz Großen seines Fachs und drückte mit seiner markanten, an Rob Halford erinnernden Stimme, dem SAINTschen Songmaterial den sprichwörtlichen Stempel auf. Nachdem der erste Schock verdaut, die neue Scheibe "Desperate Night" nun auch über den europäischen Vertriebsweg (Karthago/Pure Steel/Nordic Mission) erhältlich ist, können Jünger des reinen Stahls wieder mit der Zunge schnalzen und Heavy Metal in unverfälschter Darbietungsform genießen, wobei auch SAINT auf zeitgemäßen Sound und wuchtige Arrangements setzen. Zugleich wird Joshs Nachfolger am Mikro, Brian Phyll Miller, vorgestellt. Nach dem bedrohlich apokalyptischen Intro "The Crucible" rocken die Mannen aus Oregon amtlich vorne weg. "Crucified" ist nicht etwa eine Hommage an die frommen Hardcore-Pioniere, sondern ein mitreißendes Stück Stahl in bester PRIEST-Manier, welches auch vor 30 Jahren "Screaming For Vengeance" hätte veredeln können. Die nachfolgenden stampfenden Dampfhämmer "The Key" und "End Of The World" setzen den eingeschlagenen Weg unbeirrt fort und belegen einmal mehr, warum SAINT im Midtempo-Bereich eine wahre Macht sind. Es sei noch erwähnt, dass Produzent Jared Knowland nun auch hinter der Schießbude sitzt, womit der Drumsound eine merkliche Live-Akzentuierung bekommen hat. Das extrem rock'nrollige "Let It Rock" experimentiert mit einigen modernen Elementen des Schweinerocks, fällt aber vor allem durch seine monströse Gitarrenarbeit auf. "The Fray" könnte SAINT-typischer nicht sein und fesselt mit klassischen Riffs am Fließband und 1980er Charme, wohingegen das für die Band eher untypisch schräge und leicht bluesig intonierte "Zombie Shuffle" den Begeisterungssturm etwas bremst; an dessen Stelle hätte ich mir lieber noch einen Track des Kalibers "Crucified" oder "In The Fray" gewünscht. Der Titeltrack wächst mit jedem Durchlauf mehr und katapultiert jeden Epicmetal-Liebhaber in Sphären der Verzückung und Anbetung. Miller kann mit seiner kraftvollen, partiell nasalen Stimme erste Akzente setzen und eindrücklich unter Beweis stellen, dass er auch die höchsten Töne sicher beherrscht. Mit dem wuchtigen Rausschmeißer "Escape From The Fire" laufen SAINT noch einmal zur Höchstform auf und präsentieren den härtesten Track, den die Band in ihrer 34-jährigen History zusammengezimmert hat. Was für ein Riffmassaker, das mit fesselnden Soli und hintergründigen spitzen Screams garniert zum Besten gehört, was der Heavy Metal dieser Tage zu bieten hat! Unterm Strich präsentieren SAINT ihr abwechslungsreichstes Werk und können trotz zweier Schönheitsfehler auch diesmal wieder punkten, was nach dem genialen Vorgänger "Hell Blade" nicht selbstverständlich ist. Zudem zeigen sie, dass sich auch Urgesteine des Metal noch weiterentwickeln und eigene kreative Ideen in packendes Songwriting umsetzen können. Beide Daumen hoch!
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