(Trustkill/Epic/Sony)

Eine Hardcore/Metalcore-Band verfällt dem Mainstream - so der generelle Tenor zu Eighteen Visions' "Obsession". Tatsächlich fällt bei dem vierten Album der Band auf, dass die 13 Songs außerordentlich glattgebügelt sind: viel Melodie, ausreichend Passagen in Dur, Weltschmerz-Songtexte und poppige Einschläge. Das sind die Zusätze, die Hard- und Metalcore auch für diejenigen attraktiv machen, denen das Genre sonst zu vertrackt, komplex oder kryptisch ist. Dass Eighteen Visions ihren Sound verändert haben, ist ihnen ja prinzipiell nicht vorzuwerfen. Eine Band, die mutig Sounds ausprobiert, ist besser als eine stagnierende. Die Veränderung des Bandsounds geht aber so offensichtlich in Richtung Kommerz, dass "Obsessions" wenig Spaß macht. "I Should Tell You" ist die MTV-Ballade, die neue Hörer für poppigen Metalcore begeistern soll. "This Time" sorgt mit einem Schellenkranz und mehrstimmigem, melodischem Gesang dafür, dass der Song nicht allzu hart aus den Boxen kommt. Darauf folgt zwar mit "Tower Of Snakes" ein Song hart wie ein Koffergriff, der aber wird wiederum durch einen banalen Songtext entschärft. Eighteen Visions sind mit "Obsessions" eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie Lostprophets, die ihre Karriere als Band mit einem vertrackten, unzugänglichen Album ("The Fake Sound Of Progress") begannen, dann zugänglicher und später härter und poppiger wurden - zugunsten einer größeren Zahl von Hörern, zulasten der musikalischen Autonomie der Band. Das ist, was an diesem Album verwerflich ist. Wer meint, in dieser Hinsicht ein Auge zukneifen zu können, bekommt mit "Obsessions" ein solides Metalcore-Album, an dem nicht der melodische Gesang nervt - denn der ist ausnahmsweise mal nicht weinerlich.
Kontakt: http://www.myspace.com/eighteenvisions

Tracklist:
1. Obsession
2. I Let Go
3. Crushed
4. This Time
5. Tower Of Snakes
6. I Should Tell You
7. Waiting For The Heavens
8. A Pretty Blue
9. Guilty Pleasures
10. Bleed By Yourself
11. The World Is Mine
12. The Long Way Home
13. Said And Done

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