www.Crossover-agm.de KLAUS SCHUBERTS ROCK BUNNIES: Speedmachine
von rls

KLAUS SCHUBERTS ROCK BUNNIES: Speedmachine   (Pure Rock Records)

Klaus Schubert ist ein Urgestein der österreichischen Rockszene und auch in Süddeutschland mit einem gewissen Status behaftet, nördlich des Weißwurstäquators aber weitgehend unbekannt. Das betrifft sowohl das Schaffen mit No Bros (immerhin die größte Hardrockband des einstigen habsburgischen Landes) als auch das stilistisch unentschlossene, wenngleich zumindest auf dem "Devil In Fairyland"-Album mit einigen interessanten Ideen gespickte Schaffen unter dem in Österreich natürlich besonders verpflichtenden Namen Schubert. Nach einer No-Bros-Reunion hat der Gitarrist nun eine neue Band zusammengestellt, und die ist, von ihm selbst und Gastkeyboarder Andi Brunner abgesehen, komplett weiblich besetzt, woraus sich der Bandname erklärt. Zu beantworten wäre allenfalls noch die Frage, ob es erst das Konzept gab und darauf abgestimmt die Frauen in die Besetzung geholt wurden oder ob sich die weibliche Besetzung quasi per Zufall ergeben hat und dann nur noch mit einem entsprechenden Bandnamen veredelt wurde. Antwort: Die Besetzung war zuerst da - allerdings als Bluescombo, weshalb der ursprüngliche Bandname "Blues Bunnies" lautete und erst mit der Stilwandlung ebenfalls abgewandelt wurde. Paradoxerweise ist es allerdings ausgerechnet Gastbunny Brunner, der die stilprägenden Akzente auf dem Debütalbum "Speedmachine" setzt - ohne seine Hammondarbeit nämlich wären die neun regulären Songs noch unauffälliger, als sie es in den letztlich konservierten Fassungen schon sind. Dabei hatte alles so gut angefangen: Brunners "Rock Bunnies Hymn" als Intro der CD entpuppt sich als geschickt arrangiertes Bombaststück, das die Erwartungen durchaus hochschraubt, so daß die Enttäuschung groß ist, wenn man danach eben "nur" relativ harmlosen Siebziger-Rock zu hören bekommt, der zwar angenehm zu hören ist, aber viel zu wenig aufsehenerregende Momente enthält, als daß man gewillt ist, die CD in eine Dauerrotation zu befördern. Selbst der im Vergleich mit dem restlichen Material flotte Titeltrack "Speedmachine" tuckert eher gemütlich dahin, anstatt windschnittig zu flitzen oder mit der Urgewalt eines Panzers alle anderen Verkehrsteilnehmer zum Verlassen der Straße zu bewegen, wie es weiland Deep Purples "Speed King" schaffte. Markante Akzente können die Rock Bunnies lediglich ansatzweise mit den bluesigen Momenten des Albums setzen: der Bluesballade "Hells Fire & Angel Dust" und der Coverversion "Heartbreakers", original 1971 von Tucky Buzzard geschrieben - das ist ganz offensichtlich das Terrain, auf dem sie sich zu Hause fühlen. Dazu kommen einige feine Gitarrenlinien des Chefbunnys, der natürlich nichts verlernt hat, aber sein großes Können und sein feinfühliges Händchen eben auch nur phasenweise aufblitzen läßt, etwa im Solo des textlich etwas orientierungslos zwischen Deutsch und Englisch pendelnden "On A Better Way", zu dem es auch ein reichlich unauffälliges Video auf der CD gibt, oder im den regulären Teil des Albums abschließenden Instrumentalstück "Desperados On The Run". Aber generell haut einen Schuberts Songwriting auf diesem Album absolut nicht vom Hocker - vielleicht sollte er Gitarristin Medina Rekic mal häufiger ranlassen. Deren "Let Me Down" erinnert in der ersten Zeile des Akustikgitarrenthemas zwar verdächtig an Tiamats "A Pocket Size Sun", aber der harte Teil des Songs überzeugt mit unschwierigen, indes durchaus schönen Harmonien, wenngleich ein wirkliches Highlight immer noch anders klingt. Zumindest schließen das halbwegs forsche "Kill The Lion" (im Verbund mit Joe Francis Hamilton verfaßt, der in den Achtzigern Freddy Gigele als Sänger bei No Bros beerbte), das leicht epische "Carry On" und das erwähnte Instrumental "Desperados On The Run" den Studioteil des Albums auf etwas höherem Niveau ab, als die erste Hälfte hätte vermuten lassen.
Hernach folgt allerdings noch ein Block von fünf Livemitschnitten, deren genaue Quelle das Booklet (sehr bilderreich, aber so dick, daß man es kaum unfallfrei aus dem Case ziehen kann) verschweigt. Da vermutet man zunächst, "Child In Time" zu hören, aber es schält sich letztlich "When A Blind Man Cries" heraus - die Deep-Purple-Anklänge in diversen der Eigenkompositionen sind also kein Zufall und die an Uriah Heep auch nicht, wie "Stealin'" unter Beweis stellt. Nachteil: Auch diese Umsetzungen klingen derart zahnlos, daß sie sich zwar problemlos ins reguläre Studiomaterial des Albums einfügen, aber deswegen noch lange keinen großen Hörspaß machen. Eine richtig große Sängerin könnte hier vielleicht noch etwas herausreißen, aber die haben die Rock Bunnies in Tici Westreicher leider nicht. Sie singt zwar keinesfalls schlecht, aber insgesamt auch viel zu unauffällig und zurückhaltend; lediglich in den erwähnten Bluespassagen und in einem ganz kurzen Moment von "Stealin'" geht sie mal etwas stärker aus sich heraus, während die Umsetzung der Coversongs, zu denen u.a. noch die alte No-Bros-Nummer "Heavy Metal Party" gehört, nicht befriedigen kann, wobei neben dem recht forschen "Heavy Metal Party" "No Tears" noch den vergleichsweise besten Eindruck hinterläßt und auch das Keyboardsolo "B3 In Rock" beweist, daß auch Brunner durchaus ein Könner ist. Aber das bleiben eben leider Strohfeuer. Im Direktvergleich etwa mit den stilistisch verwandten Weiss Heim ziehen die Rock Bunnies also klar den Kürzeren. Vielleicht überzeugen sie in der unkonservierten Livesituation stärker (Ansätze dafür gibt es durchaus), aber "Speedmachine" als CD ist nur für Leute geeignet, die einen Beweis für die mögliche Harmlosigkeit von Rockmusik suchen oder die beinharte Freunde des österreichischen Volkes sind. Ansonsten geht die CD als allenfalls nett durch, und nett ist ja bekanntlich die kleine Schwester von ...
Kontakt: www.schuberts-rockbunnies.com

Tracklist:
Rock Bunnies Hymn
Under My Skin
Puppet On A String
Heartbreakers
Speedmachine
Hells Fire & Angel Dust
On A Better Way
Let Me Down
Kill The Lion
Carry On
Desperados On The Run
When A Blind Man Cries
No Tears
B3 In Rock
Stealin'
Heavy Metal Party



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