www.Crossover-agm.de RESTLESS: We Rock The Nation/Heartattack
von rls

RESTLESS: We Rock The Nation/Heartattack   (Blower Records)

"Restless And Wild"? Nicht ganz - aber Parallelen gibt es schon. Die hier zu besprechenden Restless (ein nicht unbeliebter Bandname) kamen wie Accept aus Deutschland (allerdings nicht aus Solingen, sondern aus Franken), und in deren Songmaterial und Gitarrensound fanden sie durchaus die eine oder andere Anregung, die sie allerdings auf ihren beiden Alben "Heartattack" und "We Rock The Nation" so geschickt einflochten, daß ihnen niemand wegen etwaigen Kopismus einen Strick drehen müßte. Aber man höre sich nur mal "Walkin' On Time" an - das hätte in ähnlicher Form durchaus auch Wolf Hoffmann einfallen können. Zumindest erinnert Sänger Czeki nur peripher an Udo Dirkschneider, auch wenn er bisweilen ebenfalls eine recht kreischige Artikulation an den Tag legt, allerdings in anderer Stimmlage. Und er tut durchaus mehr als das, wie man in "Turn It Loud" hören kann. Die Musik bleibt allerdings typischer teutonischer Metal mit einem kleinen hölzernen Touch, aber durchaus guten Ideen und vor allem einer exzellenten Gitarrenarbeit von Chris Kim und Phil Highstone (so wie man im Mittelalter und auch noch später seinen Namen lateinisierte, um intelligenter zu wirken, so legte sich auch manche nichtenglische Band englische Künstlernamen zu, um internationaler zu wirken - wetten, daß Phil Highstone in Wirklichkeit ganz einfach Philipp Hochstein hieß?). Vor allem die Soli sprechen von einigem Können, und das leicht entrückt wirkende Intro von "Wild Desire" (aus dem die Tracklist im Booklet "Wind Desire" macht), das allerdings in einen speedigen Brecher übergeht, beweist, daß sie auch im ruhigeren Bereich durchaus ein gutes Händchen besaßen. Die vorliegende CD enthält das komplette Studiowerk von Restless, allerdings kurioserweise in nonchronologischer Reihenfolge - die neun Songs des 1985er "We Rock The Nation" eröffnen also die CD, die acht (plus Intro) des 1984er "Heartattack" folgen danach. Eine weitere scheinbare chronologische Merkwürdigkeit stellt sich bei näherer Betrachtung als nonexistent heraus: Das Backcover listet die Titel von "We Rock The Nation" in einer anderen Reihenfolge auf als das Booklet ab Seite 3 (Seite 2 stimmt wiederum mit der Backcoverreihenfolge überein), wobei sich die Seite-3-Bookletvariante, die offenbar auch der Original-LP entspricht, als korrekt herausstellt. Jedenfalls eröffnet sich durch die gewählte Gesamtreihenfolge nicht die Möglichkeit, die Entwicklung der Band in chronologischer Form nachzuvollziehen - die wäre freilich interessant gewesen. Ist "Heartattack" nämlich noch relativ ungeschliffener Teutonenmetal, so schwangen Restless auf "We Rock The Nation" eine geringfügig andere Klinge, kanalisierten bestimmte Elemente etwas stärker, strukturierten die Backingvocals anders, ließen auch mal eine Akustikgitarre als strophenbereicherndes Element zu ("See The Light") und klangen so professioneller, aber auch "kommerzieller" bzw. "amerikanisierter", und das galt schon 1985 als eine Art Schimpfwort in der damals sehr polarisierten Szene, die noch ganz anderen Bands keine Chance mehr geben sollte. Auch Restless gingen trotz guter Songs unter, und die Singleauskopplung des Titeltracks von "We Rock The Nation" konnte auch nichts mehr reißen, zumal nun ausgerechnet dieser Stampfer zu den weniger reizvollen Songs im Repertoire des zwischen den Alben an den Drums umbesetzten Quintetts gehört und man sich den Erwerb der Single vor allem auch deshalb sparen konnte, weil auch der B-Seiten-Song, das speedige "Metal Chains", auf dem regulären Album enthalten war, der Anhänger zur Kompletthaltung der Sammlung in rein musikalischer Hinsicht also nicht zweimal ins Portemonnaie greifen mußte. Besagtes "Metal Chains" schließt "We Rock The Nation" ab und wurde damit zum publizistischen Grabstein der Band (über eine noch für 1986 geplante Maxi ist nichts Näheres bekannt), leitet in der vorliegenden CD-Fassung aber perfekt zum Material des "Heartattack"-Albums über, das nach einem halbminütigen Intro mit "Fire Train" erbarmungslos zu rennen, nein, zu stürmen beginnt - der wohl beste Song der Band überhaupt, ausgestattet mit einer furiosen Gitarrenarbeit und gleich zweimal auf der CD stehend: Da noch Platz war, packte José Luis Cano von Blower Records die Liveversion vom 1984er Rockfabrik-Festival in Ludwigsburg als Bonustrack ans Ende der CD, die damit 79 Minuten Spielzeit aufweist und damit leider keinen Platz mehr bot für den zweiten in Ludwigsburg aufgenommenen Song, nämlich "You Are The Sunshine" - beide hatten auch auf einer Festival-Sampler-LP gestanden, die u.a. noch Material von Stormwitch und in der Erstauflage von Cacumen (den späteren Bonfire) enthielt. (Frage am Rande: Wurden Restless vom Moderator - oder wer auch immer das war - wirklich in Englisch angesagt???) Vor "Heartattack" soll es außerdem noch ein Demo gegeben haben, das allerdings nie offiziell veröffentlicht wurde, sondern nur zur Konzertakquise diente - dessen Material hätte man, wenn man eine Doppel-CD einkalkuliert hätte, natürlich noch mit dazupacken können und zur Abrundung auch noch das der 1986er Maxi, sofern die tatsächlich existiert. Aber der nicht auf Raritäten erpichte Hörer wird natürlich auch mit der vorliegenden CD zufrieden sein und entdeckt auch auf "Heartattack" noch die eine oder andere Perle. Zwar klingt der Bassdrumsound des sechsminütigen Stampfers "Tiger" recht gewöhnungsbedürftig, aber "Head Over Heels" macht vor allem im Solo deutlich, daß die Wurzeln auch des Heavy Metal im Bluesrock liegen, und offenbart damit einen Einfluß, der im restlichen Material von Restless nie wieder so deutlich hervortreten sollte. Daß das Intro von "Stair Way" den klassischen Drumrhythmus aus dem Solo von Judas Priests "Breaking The Law" adaptiert, dürfte sicherlich auch kein Zufall sein. Generell liegt das Durchschnittstempo auf "Heartattack" noch deutlich höher, und gerade die Lockerheit von "You Are The Sunshine", bei den man die Sonne förmlich aufgehen sieht, konnten Restless im weiteren Material beider Alben nicht wieder reproduzieren. Das macht freilich nichts, denn es finden sich genügend überzeugende Songs, die für den Freund klassischen Metals deutscher Prägung den Erwerb auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen noch lohnend machen. Zu diesem Behuf schaue man mal auf www.karthagorecords.de nach, ob noch ein Exemplar vorrätig ist.
Kontakt: www.blower-records.com

Tracklist:
Breakin' Out
Walkin' On Time
Turn It Loud
Burst Out
Wild Desire
We Rock The Nation
Let's Get Crazy
See The Light
Metal Chains
Intro
Fire Train
Tiger
Head Over Heels
Stairway
Break It
Heart Attack
You Are The Sunshine
Devil
Fire Train (Live)
 




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