Die schottische Dudelsack-Connection RED HOT CHILLI PIPERS gehört mittlerweile schon zum festen Programminventar des alljährlich im Frühsommer stattfindenden Kulturzeltes in Wolfhagen. Nachdem ich die kultigen Bagpipe-Rocker im vergangenen Herbst nicht sehen konnte, war es natürlich eine Freude, dass sie auch in diesem Jahr wieder das Kulturzelt rockten. Tage zuvor hatten bereits Rüdiger Hoffmann und Herbert Knebel die Lachmuskeln der Besucher ordentlich strapaziert, und mit der karibischen Pop-Ikone Joan Armatrading atmete die nordhessische Provinz erstmals internationales Flair, was sich mit dem Auftritt der CHILLI PIPERS nun fortsetzen sollte. Leider kamen angesichts zahlreich stattfindender Stadtfeste und Freibier-Veranstaltungen an Fronleichnam nur rund 400 Besucher ins Zelt. Dennoch war die Stimmung bombastisch und brauchte nicht lange, um den Siedepunkt zu erreichen.

  

  

  

  

  
Bereits zum Auftakt der Show ließen die Herren in ihren Kilts keine Zweifel aufkommen, dass sie zu den wahren Abräumern des Kulturzeltes gehören und die Location bzw. das Publikum in ihr Herz geschlossen haben, was sie mit einigen Statements auf beachtlichem Deutsch unterstrichen. In der Band hat es auch zwei Umbesetzungen gegeben, so ist Stuart Cassells nicht mehr dabei, dafür pustet wieder Willie Armstrong in die Bagpipe. Ebenso wurde ein neuer quirliger Marschtrommler als jüngstes Mitglied zu den Pipers gelotst, der gleich seine Qualitäten als "Ferrari unter den Trommlern" unter Beweis stellte und mit artistischen Einlagen die Besucher zu Begeisterungsstürmen hinriss. Ebenfalls ein Blickfang war Stevie Lawrence mit seiner irischen Bouzouki, die auch nicht jeder Saitenkünstler mit derartiger Präzision und Seele spielen kann. Gitarrist Nick "Firestarter" Hawryliw, selbst erklärter Metalfan, wusste sich stets mit seinen Dudelsack-Freunden zu duellieren und nahm die Dominanz der Pipes als Herausforderung gerne und lässig an. Neben den bekannten Rockklassikern "Thunderstruck", "We Will Rock You" und "Clocks" kredenzte uns das Dreamteam schottische Traditionals und Eigenkompositionen, die kein Tanzbein ungeschwungen ließen. Chefpiper Kevin hatte das Publikum wieder einmal fest im Griff und war um keinen Joke verlegen. Die Interaktion zwischen den Musikern zu erleben, das Zusammenspiel auf höchstem Niveau, die Tanzeinlagen und der natürlich wirkende Charme der Truppe ist eben etwas nicht Alltägliches in der Musikwelt, in der es nun wahrlich nicht an interessanten Acts mangelt. Insofern mögen auch die einstudierten Posen und synchronen Bewegungsabläufe etwas statisch wirken, unterstreichen aber den Anspruch der Schotten, musikalische Extraklasse mit einer extraordinären Bühnenshow zu verbinden. Aber was will man von den Absolventen der Royal Scottish Academy Of Music auch anderes erwarten?! Die Liebe zu Schottland, zur ureigenen schottischen Tradition ließ so manchen Anwesenden etwas neidisch werden, und die männlichen Besucher hätten wohl am liebsten ihre Hosen gegen einen Kilt eingetauscht. Nach dem regulären Set folgte der aus drei Stücken bestehende Zugabenblock, der mit einer ausführlichen namentlichen Vorstellung der Musiker eingeleitet wurde. Nach dem grandiosen Finale "Auld Lang Syne", das zum Schlussakkord noch mal richtig Geschwindigkeit aufnahm, war dann endgültig Schluss. Die RHCP entfachen als einmaliger Liveact immer noch eine Begeisterung wie zu Beginn ihrer Karriere. Nach einer längeren Livepause im Herbst will man 2013 ein neues Album in Angriff nehmen, das hoffentlich dort anknüpft, wo man mit "Music For The Kilted Generation" aufgehört hat. Nicht nur Chilli-Fans dürfen gespannt sein.

Setlist:
Young Blood
Just For Willie
Amazing Grace
Thunderstruck
Tag Team Jigs
Little Cascade
Everybody Dance Now
Pig Jigs
Hills Of Argyll
Hellbound Train
Rory McLeod Jigs
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Long Way To The Top
The Lost
Drum Fanfare
Clocks
Don't Stop Believing
Low Rider
You're The Voice
Chasing Cars
Baba O Riley
100 Pipers
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Crooked Bridge
We Will Rock You
Auld Lang Syne

Fotos: tk

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