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von rls

DA BLECHHAUF'N: On The Road   (Eigenproduktion)

Hinter dem Titel "On The Road" würde man natürlich primär einen Livemitschnitt vermuten, aber dieser Deutungsweg führt in die Irre - das neue Blechhauf'n-Album ist eine reguläre Studioproduktion. Dafür handelt es sich um eine Art loses Konzeptalbum, das verschiedenste Aspekte des Unterwegsseins darstellt. Das Infoblatt beschreibt auch das zugehörige neue Showprogramm, wo sich einige Nummern befinden, die es nicht auf die CD geschafft haben - wohl aus rechtlichen Gründen, da die Spielzeit von 48 Minuten durchaus noch Platz nach oben gelassen hätte. Um "Die Träne" von den Prinzen, "Bienvenida A Tijuana" von Manu Chao oder die Titelmusik von "Knight Rider" zu hören, muß man sich also auf ein Konzert des Septetts begeben, und das ist bei derartigen Blechbläserformationen ja sowieso immer die beste Möglichkeit, sich ein Bild von den Qualitäten der Truppe zu verschaffen. Wer dazu keine Gelegenheit hat, der kann sich aber immer noch mit der Tonkonserve trösten, denn die 16 Songs enthalten wieder viel Hörenswertes. Generell fällt auf, daß sich die Verhältnisse gegenüber dem "BH"-Album doch etwas verschoben haben. Erstens finden sich diesmal eher wenig Anklänge an die osteuropäische Blasmusiktradition und zweitens gar keine in Richtung des klassischen Erbes. Statt dessen wird die Kreativfraktion von Helikonist Albert Wieder dominiert - der steuerte nicht nur die vier Eigenkompositionen bei, sondern hat auch acht der zwölf Fremdkompositionen arrangiert, wozu noch zwei Arrangements von Posaunist Bernhard Holl, eins des bereits auf "BH" gasthalber in Erscheinung getretenen Roman Weninger und ein als Gruppengesamtleistung entstandenes treten. Trotzdem braucht man keine Angst zu haben, nun ein reines Tiefblechalbum hören zu müssen - die Balance zwischen den Instrumenten stimmt über weite Strecken, und nur an einigen Stellen hätte man sich von bestimmten Komponenten noch etwas mehr gewünscht. Beispielsweise ist es natürlich eine hervorragende Idee, den Titelmarsch der doof-kultigen "Police Academy"-Filme zu covern, aber der Umsetzung wäre noch ein bißchen mehr Pep, mehr Drive zu wünschen gewesen, den das Original zweifellos hatte. Gleich das nachfolgende "Mei Auto sauft so vü wia i", eine der diesmal wenigen Nummern mit Gesang, macht jede Menge Laune (manchem Hörer vielleicht auch Durst) und läßt sich auch für Nicht-Österreicher und trotz schwieriger Worte wie "Synergie" (ja, das reimt sich auf "i") problemlos mitsingen. Der "'Chase Overture' From Barnum", die den Silberling eröffnet, wäre wiederum ein ausladenderes Arrangement zu wünschen gewesen - sie führt auf die vorliegende Weise aber irgendwie perfekt in ein Album ein, in dem sich viel Licht und etwas Schatten munter miteinander abwechseln, wobei zu letzterem auch die Soundverhältnisse gehören, die ein wenig den Druck von unten vermissen lassen (und das bei einem Album eines Helikon-Kreativen!), wobei man das notfalls ja noch an der eigenen Stereoanlage auspegeln kann. Mit einem Medley verneigen sich die Burgenländer Musiker vor Freddy Quinn, wobei hier niemand die Rolle des Sängers übernimmt, was auch gar nicht nötig ist. Die vier Eigenkompositionen unterscheiden sich in der Herangehensweise gar nicht so sehr - ihnen wohnt zumeist ein melancholischer Grundgestus inne, der auch mit der optischen Gestaltung des Digipacks Hand in Hand geht, wo man die Musiker allesamt etwas lädiert sieht und schließlich sogar noch eine zerbeulte Trompete auf dem Asphalt liegt. Das große Verkehrsschild, das nicht vor Vieh, Radfahrern oder herabfallenden Steinen, sondern vor Trompeten warnt und u.a. mit zwei Einschußlöchern garniert ist, macht den humoristischen Aspekt der Veröffentlichung allerdings mehr als deutlich, wenngleich das Material durchaus auch andere Qualitäten entfalten kann. "Eine Freundin so goldig wie du" kann man beispielsweise auch völlig ironiefrei als romantische Schnulze (im positiven Sinne!) hören, vielleicht sogar dann, wenn man gerade nicht frisch verliebt ist. Daß sich auch innerhalb einzelner Songs ungeahnte Wendungen auftun, zeigt die Eigenkomposition "Kalt - warm", wobei man das hier anhand des Titels irgendwie latent schon geahnt hatte. Die im heimischen Idiom geflüsterten Einlagen sind hier für den Nichtsprachkundigen allerdings so gut wie nicht entschlüsselbar. Die kurze Speedeinlage in dieser Nummer (an Position 11!) bildet dann auch das erste deutlichere Anzeichen in Richtung Osteuropa, dem mit "Hodova" und Karel Vaceks origineller Liebeserklärung "Kannst du Knödel kochen" (letztgenanntes Stück ist ein absoluter Ohrwurm, dessen Refrain den Rezensenten jetzt schon wochenlang verfolgt) im hinteren Teil der Reise noch zwei weitere folgen, unterbrochen vom immer bombastischer werdenden "Praise You", bevor das durch Johnny Cash popularisierte und in mannigfaltigen Coverversionen von Impaled Nazarene über Dean Reed bis zu Jiri Brabec And His Country Beat existierende "Ghostriders In The Sky" (auch hier wäre mehr Biß wünschenswert gewesen, aber man kann ja zumindest die Anlage weiter aufdrehen, um ordentlich Raumkino zu haben und die Nachbarn zu erfreuen) und das "Schlussendlich" betitelte Outro (auch melancholisch beginnend, aber in einer großen Klangwolke mündend) das Album abschließen - insgesamt wieder ein durchaus hörenswertes Exemplar, aber erneut ahnen lassend, daß hier live noch mehr drin sein könnte.
Kontakt: www.blechhaufn.at

Tracklist:
"Chase Overture" From Barnum
King Of The Road
Blende auf
Pix
In da Fremd' - Retuschen Boarischer
Police Academy March
Mei Auto sauft so vü wie i
Tribute To Freddy Quinn
On The Road
Eine Freundin so goldig wie du
Kalt - warm
Hodova
Praise You
Kannst du Knödel kochen
Ghostriders In The Sky
Schlussendlich



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