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Hilmar Bender: Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator
von mst anno 2012

Hilmar Bender: Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator

Kreator sind für mich seit jeher eine besondere Band. Sie haben sich relativ früh von stumpfen Brutalo-Texten verabschiedet, was im Thrash schon eine Besonderheit darstellt. Ich kann jedem Album von ihnen etwas abgewinnen, auch dem umstrittenen "Endorama", und stufe persönlich "Coma Of Souls" als DAS Album aller Zeiten ein, wobei viele hier ja dem ungestümen "Pleasure To Kill" den Vorzug geben. Logisch, dass ich hellhörig wurde, als vorliegendes Buch erschien. Von dem Autor hatte ich noch nie etwas gehört, Hilmar Bender, aha. Hat schon mal was über Tomte geschrieben. Kenn' ich nicht, passt aber zu Mille und seinen Grenzen sprengenden Aktionen. Jedenfalls hat er die Ruhrpottszene hautnah miterlebt und verpackt das Ganze in einen sachlichen Dokumentationsstil. Ohrkino, schon allein wegen der vielen Zitate und Interviewpassagen. Hier komme ich auch zu einem Kritikpunkt: ich hätte mir ein bisschen mehr Schwung, mehr Begeisterung gewünscht, aufgrund der vielen Kommentare von z.B. Manager Boggi Kopec oder Merchandiser Stoney oder auch Labelboss Karl Walterbach erhält man zwar ein ausgewogenes Bild über die Band bzw. die Zeit, aber das Musikalische, die Entstehungsgeschichte der einzelnen Alben, allen voran oben genannter Klassiker, kommt etwas zu kurz. Erst zum Schluss, logisch eigentlich, als es um die Entstehung von "Hordes Of Chaos", die ungewöhnliche Produzentenwahl mit Moses Schneider und den außergewöhnlichen Aufnahmeprozess geht, wird Hilmar Bender detaillierter. Auffällig ist zudem, dass Drummer Ventor ausführlicher zu Wort kommt als Mille selbst - hätte ich so nicht erwartet, auch wenn Jülle interessante Themen anspricht. So ist das Kapitel über seine "Wehrdienstverweigerung" allein schon lesenswert. Mille darf dafür ausgiebig Stellung zu dem nach seiner Meinung missglückten Filmprojekt "Thrash-Altenessen" nehmen und liefert, wie eigentlich immer, eine nüchterne und sachliche Argumentation, der sich die damaligen Filmemacher ruhig einmal stellen dürfen. Interessant auch die Statements des ehemaligen Gitarristen Tritze, wo deutlich wird, wie man damals einfach durch Begeisterung in einer Band mitmischte. Ich bin mir nicht sicher, ob das heute noch oft so funktioniert. Am Ende des Buches folgt eine fast 30-seitige Auflistung von Konzerten, wobei ausdrücklich auf deren Unvollständigkeit hingewiesen wird. Egal, jetzt weiß ich wenigstens wieder, dass ich am 19.05.1991 zum Rock Hard Festival auf dem Lichtenfelser Schützenanger war. Ist ja noch nicht lange her ...
Für Fans sicherlich ein lesenswertes Buch, welches ich äußerst unterhaltsam fand und wenn auch nicht am Stück durchgelesen habe, so doch immer wieder gern zur Hand nahm. Etwas Luft nach oben gibt es meiner Meinung nach im Aufarbeiten der Discographie, aber was nicht ist, kann ja noch werden ...

Hilmar Bender: Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator. Mossautal: UBooks Verlag 2011, www.ubooks.de, ISBN: 978-3-86608-144-4, gebunden, 224 Seiten, 19,95 Euro






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