www.Crossover-agm.de UNISONIC: Ignition
von rls

UNISONIC: Ignition   (Edel)

Die Theorie, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile, trifft bekanntlich auf einige, aber längst nicht alle Supergruppen zu, und nicht selten erweisen sich die Vorschußlorbeeren als nur bedingt gerechtfertigt. Auch an Unisonic hegte man im Vorfeld große Erwartungen - die Besetzung liest sich immerhin äußerst prominent: Ex-Helloween-Sänger Michael Kiske am Frontmikro, sein Ex-Bandkollege Kai Hansen, mit Gamma Ray längst zu Ruhm gekommen, und Ex-Krokus-/Ex-Asia-Gitarrist Mandy Meyer an den Sechssaitern, dazu die Rhythmusgruppe von Pink Cream 69. Vor dem selbstbetitelten Debütalbum wirft dieses Quintett nun noch die "Ignition"-Mini auf den Markt und erzeugt damit gewisse Zweifel bezüglich der Erwartungshaltung. In der Öffentlichkeitsarbeit war stets besonders die Zusammenarbeit von Hansen und Kiske hervorgehoben worden - und eben diesen Schritt zurück zu alten Helloween-Tagen geht das Material des Mini-Albums nicht, obwohl mit "I Want Out" sogar ein Livemitschnitt eines Helloween-Klassikers enthalten ist. Vielmehr haben Pink Cream 69 deutlich intensivere Spuren hinterlassen, so daß die drei Studiosongs teilweise tatsächlich eine Ahnung davon vermitteln, wie Pink Cream 69 anno 1994 hätten klingen können, wäre nach der Abwanderung von Andi Deris gen Helloween im Tauschprinzip Kiske bei den Pinkies eingestiegen (und hätten diese nicht gerade den Grunge für sich entdeckt ...). Daß Kiske auch bei Iron Maiden für den Sängerposten im Gespräch war, findet hier eine paradoxe musikalische Entsprechung - man höre sich mal genau seine Stimmfarbe im Outro von "My Sanctuary" an und vergleiche sie mit der von Bruce Dickinson! Die Bandhymne "Unisonic" eröffnet den Minisilberling recht forsch, und die zupackende Herangehensweise erlaubt, daß man den Komponisten Meyer und Hansen die allzu deutliche Adaption einer markanten Passage aus Deep Purples "Stormbringer" durchaus verzeihen kann. Fürs Solo packt Hansen mal wieder einen altbekannten Gitarrensound aus - man hatte ihn auf dem wohl unübertreffbaren Gamma-Ray-Höhepunkt "Somewhere Out In Space" kennen- und liebengelernt. "My Sanctuary" und die Demoversion von "Souls Alive" kommen im vielschichtigen Midtempo zum Zuge, wobei in der Endfassung des letzteren wohl noch an den etwas unentschlossen abgemischten atmosphärischen Parts im Mittelteil gefeilt werden wird. Die Liveversion von "I Want Out" wurde am 15.10.2011 in Tokio mitgeschnitten und verdeutlicht, daß Kiske auch keine 20 mehr ist (man höre mal genau auf den wackligen Übergang in den ersten Refrain!), aber die meisten Herausforderungen doch noch problemlos meistert. Der Kenner des Originals bemerkt, daß keines der Bandmitglieder Backingvocals singt (diesen Job übernehmen zumindest partiell die Fans), und die Rhythmusgitarre ist im Hauptsolo so leise abgemischt, daß man sie beim oberflächlichen Hinhören ganz zu überhören droht. Welche der Songs in welchen Fassungen auch auf dem Debütalbum stehen werden, bleibt abzuwarten - und damit auch die Antwort auf die Frage, ob sich der Erwerb dieser 18 Minuten (im Digipack, ohne Booklet, dafür mit hübschem Prägecover) lohnt oder man für ein paar Euro mehr gleich das Debüt einsacken sollte. Von den beiden Hauptzielgruppen können die Anhänger Pink Cream 69s bedenkenlos zugreifen (auch wenn dem Album noch ein paar richtige Glanzlichter zu wünschen wären, die in dem durchaus soliden Material hier noch abwesend sind), während Helloween-Keeper-Fans ein vorheriges Probehören angeraten sei.
Kontakt: www.ear-music.net, www.unisonic.de

Tracklist:
Unisonic
My Sanctuary
Souls Alive (Demo Version)
I Want Out (Live Version)
 




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