www.Crossover-agm.de TIERRA SANTA: Caminos De Fuego
von rls

TIERRA SANTA: Caminos De Fuego   (Hellion Records)

Verdächtig ruhig geworden war es lange Zeit um Tierra Santa, und die Encyclopedia Metallum vermeldet gar eine zwischenzeitliche Auflösung der Band nach dem Gerüchten zufolge äußerst schlappen 2006er Album "Mejor Morir En Pie", das sich nicht im Besitz des Rezensenten befindet. Aber lange haben es Chefdenker/Sänger/Gitarrist Ángel San Juan und seine zwei alten und zwei neuen Mitstreiter (Drummer David Carrica und Keyboarder Juanan San Martín sind neu an Bord) dann doch nicht ohne das Heilige Land ausgehalten, und "Caminos De Fuego" stellt das erste neue akustische Lebenszeichen dar. Die Pause hat der Band offenbar gut getan, denn die Kompositionen haben wieder deutlich mehr Biß als früher, ohne freilich zu den noch etwas rauheren Anfangstagen des gemeinschaftlichen Musizierens zurückzukehren. Aber schon der flotte Opener und Titeltrack gibt die Marschrichtung vor - so zupackend hatte man die Spanier zuvor eine Weile nicht mehr gehört, und "Ejércitos De Las Tinieblas" gerät zu einem der schnellsten Songs, die Ángel je geschrieben hat. Was sie dafür wieder eliminiert haben, sind die gelegentlichen Ausflüge in Richtung älteren Hardrocks, wie sie Kollege Thorsten beispielsweise auf "Apocalipsis" (2004) diagnostiziert hat. Statt dessen graben sie das Stilmittel der doppelläufigen Gitarren in Iron-Maiden-Bauart, das man geraume Zeit kaum mal von ihnen zu hören bekommen hatte, wieder aus und schmieden aus dieser Zutat, weiteren Maiden-Anklängen im Riffing und der darübergelegten Leadgitarre, einem hymnischen Refrain und einem balladesken Intro die starke Midtemponummer "Reina De Egipto", die nur am Ende etwas unvermittelt abbricht, obwohl man sie gerne noch länger gehört hätte, was auch auf das bereits genannte "Ejércitos De Las Tinieblas" oder auf "La Voz Del Destino" zutrifft. Für heutige Melodic-Metal-Verhältnisse inszenieren Tierra Santa ihre Songs nach wie vor eher übersichtlich - mit 10 Kompositionen kommen sie auf 42 Minuten Gesamtspielzeit. Der genannte Songtitel verdeutlicht im Verbund mit weiteren wie "Arde Babilonia" oder "La Leyenda Del Holandés Errante", daß die Spanier auch ihrer textlichen Ausrichtung, in historischen Mythen zu buddeln, treu geblieben sind, wenngleich sich die konkrete Art der Ausgrabung nach wie vor nur den Kennern der spanischen Sprache erschließt. Der neue Keyboarder übt keine stilprägende Wirkung aus, darf aber trotz der Gitarrendominanz nicht selten die Punkte aufs i setzen, etwa mit den Hammondklängen in "La Leyenda Del Holandés Errante". Und mit dem über sechsminütigen Epos "El Fin De Los Días" ist der Band ein Song gelungen, der auch auf den besten Narnia-Alben eine gute Figur abgegeben hätte, und das, obwohl keinerlei klassische Einflüsse in der Melodik zu vernehmen sind. Das flotte "Eterna Y Sagrada" schließt die 42 Minuten auf hohem Niveau ab, macht einige unauffälligere Stücke wie "La Voz Del Destino" locker vergessen und verdeutlicht, daß diese Band auf dem besten Wege zurück zu alter Stärke ist, was dem Freund gediegenen Melodic Metals nur recht sein kann.
Kontakt: www.tierra-santa.es, www.hellionrecords.de

Tracklist:
Caminos De Fuego
La Leyenda Del Holandés Errante
Reina De Egipto
Arde Babilonia
Libre
Ejércitos De Las Tinieblas
Para Siempre
La Voz Del Destino
El Fin De Los Días
Eterna Y Sagrada



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