www.Crossover-agm.de LEGION: Njewidimyi Woin
von rls

LEGION: Njewidimyi Woin   (CD-Maximum)

Drei Jahre nach "Mify Drewnosti" legen Legion, Rußlands dienstälteste, bereits seit 1980 aktive Metalband, wieder mal ein neues Studioalbum nach, und man könnte eigentlich irgendein Review zum Vorgängeralbum hernehmen, kopieren und nur neue Songtitel einsetzen und hätte zumindest das Grundsätzliche treffsicher erfaßt. Aber ganz so einfach machen es einem Sänger/Gründer/Hauptkomponist Alexei Bulgakow und seine vier Mitstreiter, die allesamt so aussehen, als ob sie 1980 noch nicht mal geboren gewesen seien, dann doch nicht, denn in zwei Komponenten unterscheiden sich die zehn neuen Songs (hinzu kommen eine Neuaufnahme von "Swjesda", dessen Erstfassung auf dem 2004er Album "Stichi Ognja" zu finden war, und ein Video zum Albumopener "Lunnyi Swjet", dessen mpg-Datei allerdings lange Zeit auf keinem dem Rezensenten zur Verfügung stehenden Rechner zum Laufen gebracht werden konnte, bis es mit IrfanView auf dem Laptop seiner Freundin völlig problemlos klappte) doch ein wenig vom früheren Material: Zum einen steht Alexander Orlows Keyboard diesmal einen kleinen Tick weiter im Vordergrund als auf "Mify Drewnosti", wobei allerdings nicht diese gewisse Gewichtungsänderung dafür verantwortlich sein dürfte, daß etwa "Dwa Krylja" einen ganz kleinen Tick in Richtung klassischen Melodic Rocks abbekommen hat und trotz unverkennbaren Anspruchs in Komposition und Instrumentierung so eingängig daherkommt, daß man es todsicher als Single auskoppeln könnte, wobei im deutschen Sprachraum allerdings das Mitsingpotential an mangelnder Verbreitung von Russischkenntnissen scheitern könnte. Um nicht zu sehr in diese Richtung zu rücken, haben sich Bulgakow und seine gelegentlichen Mitkomponisten allerdings entschieden, die Vielschichtigkeit vieler Kompositionen noch einen Tick zu erhöhen, also häufiger Tempowechsel einzubauen oder generell zu versuchen, wenig vorhersehbar zu agieren, ohne dabei aber die Grundstruktur der Songs zu zerstören. Das läßt sich schön bereits in den beiden Openern durchhören: "Lunnyi Swjet" ist grundsätzlich im gemäßigten Midtempo gehalten, unternimmt aber von dieser Basis aus etliche Ausflüge, und "Isbrannyi Sudboi" schraubt das Tempo bisweilen in Richtung der selbstdefinierten Legion-Speedgrenze herauf, läßt sich aber auch gerne zu Verharrungen und anderen Verzögerungen hinreißen. Dezent moderne Einflüsse transportiert das von Gitarrist Wladimir Lizow mitkomponierte "Budj Silnei", ansonsten sind und bleiben Legion metallische Traditionalisten, wenn man nicht gerade den Einsatz eines Keyboards generell als nichtmetallische Zutat zu brandmarken geneigt ist. Angst vor Balladen haben die Russen auch nicht, und mit dem streicherdominierten "Afrodita" ist ihnen eine wunderschöne Liebeserklärung an die Herrin der Anemonen gelungen, wohingegen der Titeltrack eher als Bestätigung der Überraschungsstrategie durchgeht, denn seine balladesken Parts werden von auf den ersten Hör relativ plötzlich wirkenden, aber mit der Zeit immer logischer anmutenden harten Midtempoparts flankiert. Und so geht es dann auch weiter: "Poslednij Jedinorog" gerät zur relativ geradlinigen Midtempohymne mit großem Refrain, die Folgesongs hingegen sind wieder deutlich vielschichtiger angelegt, wobei "Kolokol" mit seinen erneut hymnischen Parts, die im Finale noch von einem titelgemäßen großen Glockenarrangement gekrönt werden, hervorsticht, aber auch beispielsweise das Gitarren-Keyboard-Soloduell in "Swjet Wolschebatwa", das sich vom typischen Exzelsior-Prinzip abhebt, sehr hörenswert ausgefallen ist. "Swjesda" schließt die 50 Minuten dann nochmal balladesk ab, erneut streicherunterstützt und mit prägendem Klavier, refrainseitig alle Tugenden Legions einmal mehr bündelnd. Zwar fehlen auch auf "Njewidimyi Woin" wie bereits auf dem Vorgänger die ganz großen Highlights, aber dafür bekommt man erneut eine blitzsaubere Melodic-Metal-Scheibe auf durchgängig hohem Niveau, die mit jedem Hören noch wächst, technisch keinerlei Abstriche macht und wie schon "Mify Drewnosti" jedem Freund Tierra Santas, dem seine alten Helden ein wenig zu sehr vom metallischen Pfad abgewichen sind, ans Herz gelegt werden sollte, sofern er keine Iron-Maiden-Gedächtnisparts erwartet - die findet er hier nämlich nicht, statt dessen aber viel anderes Hörenswertes. Nur das etwas arg unauffällig-beliebige Cover kann den hohen Standard nicht halten - aber das geht in diesem Kontext als Luxusproblem durch ...
Kontakt: www.cd-maximum.ru, www.legion-group.ru

Tracklist:
Lunnyi Swjet
Isbrannyi Sudboi
Dwa Krylja
Njewidimyi Woin
Budj Silnei
Afrodita
Poslednij Jedinorog
Pobeditjel
Swjet Wolschebatwa
Kolokol
Swjesda
 



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