www.Crossover-agm.de R.U.S.T.: Legends
von rls

R.U.S.T.: Legends   (Pure Underground Records)

"Romanian Underground Strikes Twice" würde sich als Ausformulierung des Bandnamens anbieten, aber der Text des dem schönen Bombastintro "Forgotten Heroes" folgenden "R.U.S.T." gibt eine andere Deutung als die korrekte preis: "Rock Under the Sign of Thunder". Nun komme aber niemand auf die Idee, das Quartett würde etwa den verblichenen Briten Thunder stilistisch nacheifern - bluesgetränkten Hardrock gibt es hier nicht zu hören, aber dafür eine andere Sorte traditionell geprägten Musizierens: klassischen Metal mit starker NWoBHM-Schlagseite, und zwar in Richtung von deren epischeren Vertretern, gepaart mit Schlenkern in andere Länder oder gar Kontinente. Neigt man bei "R.U.S.T." angehörs des Eingangsriffs noch dazu, an einer ganz bestimmten Stelle mit einem frenetischen "My mother was a witch, she was burned alive" einzustimmen und damit einen tiefen Kniefall vor der Britenlegende Diamond Head zu vollführen, so läßt gleich das folgende "Firestorm" den Kenner an die radikal unterbewerteten Schweden Seven denken, und das soll nicht der einzige Song bleiben, den auch das schwedische Quartett in ähnlicher Form hätte fabrizieren können, wobei allerdings festzuhalten bleibt, daß die Rumänen schon noch ein Stück paddeln müssen, um die Songwritingqualität der Schweden zu erreichen. Sie machen ihre Sache zwar zweifellos gut, aber die ganz großen Songs, die einem die Nackenhaare vor Erregung aufrichten, haben sie auf "Legends" noch nicht verewigt, obwohl die Gitarrenlinie im Intro Gewaltiges anzudeuten scheint. Aber das Versprechen kann dann nicht ganz eingelöst werden, und bei einem Blick ins Booklet stellt man fest, daß diese Gitarrenlinie gar nicht von Radu Banu, dem hauptamtlichen Gitarristen des Quartetts, stammt, sondern gasthalber von Andrei Baiasiu beigesteuert wurde, der von 2005 bis 2008 festes Mitglied der 2004 von Bassist/Hauptsongwriter George Popescu gegründeten Band war. In den besagten Jahren haben es R.U.S.T. auf das Demo "The Beginning...", die EP "Warriors Of Heaven" und nun den besagten Debütsilberling "Legends" gebracht, der zumindest vom Songwriting her nicht ausschließlich aus neuem Material besteht. "Firestorm" beispielsweise stand schon auf dem Demo und war auf der EP in gleich zwei Fassungen vertreten, so daß die auf "Legends" verewigte möglicherweise schon die vierte darstellt, falls es sich um eine Neueinspielung handeln sollte - das Booklet macht hierzu keine detaillierten Angaben, sondern erwähnt die Einspielung nur summarisch. Falls es sich tatsächlich um Material aus verschiedenen Quellen handeln sollte, hat Rocco Stellmacher bei Mix und Mastering jedenfalls einen guten Job erledigt, indem er eventuelle Soundunterschiede gut angeglichen hat. An den hier und da etwas zu blechern wirkenden Drums, etwa gleich im Intro, konnte aber auch er wohl nichts mehr richten - oder sollte der Sound der Snaredrum Absicht gewesen sein? Wohl nicht, denn in "Sign Of The King" kommt eine derartige kriegsartige Trommel noch einmal als Stilmittel zum Vorschein, dort aber mit deutlich anderem Klanggewand. Aber sei's drum: Der Sound wirkt nicht gar zu poliert, sondern eher urwüchsig, und da sich Bassist Popescu gar nicht erst mit Viersaitern beschäftigt, sondern neben einem Akustikbaß noch einen Fünf- und einen Achtsaiter ins Studio geschleppt hat, zudem Banu seine Gitarre recht tieftönig spielt, entsteht ein insgesamt für rumänischen und vermutlich eher mäßig begüterten Underground doch sehr ordentliches Klangbild. Und man muß hier durchaus kein extremer Undergroundfreak sein, um den reichlich 42 Minuten auch musikalisch etwas abgewinnen zu können. Zum Knackpunkt entwickelt sich allerdings Sänger Mircea Cristea, der zwar keine schlechte Stimme hat, aber besonders in den härteren Passagen dazu neigt, ein klein wenig hilflos zu klingen, während er erstaunlicherweise balladeske Parts sehr eindrücklich und emotional zu interpretieren weiß, wie beispielsweise "The Rising", eine klassische Metal-Halbballade und unterm Strich einer der besten Songs der CD, unter Beweis stellt. Das ist bemerkenswert, denn normalerweise stellt sich das Problem ja in reziproker Art dar: Harte Kerle versagen bei weichen Parts. Das soll nun aber keinen Wunsch bedeuten, R.U.S.T. mögen den Härtegrad auf ihrer nächsten CD deutlich drosseln, auch wenn sie eben gerade für diese Passagen ein besonders gutes Händchen haben, wie außer dem Intro auch noch die mit echter Violine und echter Flöte ausgestattete Orchesterkomposition "Prelude To Sign Of The King" und der zurückhaltende Einleitungsteil von "Sign Of The King" selbst unter Beweis stellen, während in den härteren Songs noch nicht jede Idee zündet und das eine oder andere Break etwas unmotiviert wirkt. "Big Bad Harley", der mit Motorradgeräuschen ausstaffierte, aber gelegentlich den Motor auch ins Stottern kommende lassende Closer der vorliegenden CD, ist hier als Bonustrack gekennzeichnet, aber es bleibt apocryph, welche Pressung des Albums ohne ihn auskommen muß. Sei's drum: Als Freund von Seven, frühen Diamond Head, Angel Witch oder diversen amerikanischen Epic-Metal-Bands wie Manilla Road sollte man "Legends" zumindest mal einen Testlauf gönnen, wobei sich allerdings einige Ideen auch erst mit zunehmender Vertrautheit erschließen - also nicht gleich aufgeben ...
Kontakt: www.signofthunder.com, www.pureunderground-records.com

Tracklist:
Forgotten Heroes (Intro)
R.U.S.T.
Firestorm
Seven Seas
Warriors Of Heaven
Prelude To Sign Of The King
Sign Of The King
Herd Of Mustangs
The Rising
Finally Free
Big Bad Harley



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