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von rls

RANDALE: Punkpanda Peter   (Newtone)

Nachdem der Hardrockhase Harald auf dem letzten Randale-Album nur noch in rudimentärer Form als Skull&Crossbones-Motiv auftauchte ("Hasentotenkopfpiraten" war der folgerichtige Albumtitel), hat er einen Nachfolger gefunden: den Punkpanda Peter. Mit diesem fällt das neue Album dann auch gleich ins Haus, und auch wenn das mit dem daruntergelegten Punk musikalisch so eine Sache ist (solcherart fette Gitarren konnten sich im Punk allenfalls The Exploited zu "Beat The Bastards"-Zeiten erlauben, ohne von der Anhängerschaft der übermäßigen Metallisierung geziehen zu werden), gelingt der Band übergreifend betrachtet damit doch ein Einstand nach Maß, deren Outro "'No Future' steht auf seiner Jacke, und Arbeit findet er voll ... nicht so gut" zu einem neuen Schlachtruf der jugendlichen Anhänger werden könnte, obwohl oder gerade weil die Erziehungsberechtigten das nicht so gut finden werden. Daß Peter, der logischerweise auch das Cover ziert, einen pinkfarbenen Iro trägt, ist natürlich ganz und gar kein Zufall, wenn man sich an eine phonetisch ähnliche Comicfigur erinnert. Das hohe Niveau dieses Einstiegs können Randale nicht über die ganze Distanz von 13 Songs halten - auch dieses Phänomen kennt man bereits vom Vorgängeralbum, wo sich die Highlights in den ersten zwei Dritteln konzentrierten. Das ist diesmal anders: "Kleine dicke Hunde" an zweiter Position beginnt erstmal wie ein psychedelischer Samba-Versuch, gewinnt aber dann doch noch an Fahrt und wird gegen Ende hin, wo die Verschmelzung von Rock- und Samba-Elementen gelingt, dann noch richtig gut. Ein Kooperationssong mit dem Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger heißt schlicht und einfach "Schornsteinfeger" und beschreibt zu entspannten Poprockklängen die Tätigkeiten und den Glücksbringeraspekt der besungenen Berufsgruppe. Das nächste große Highlight folgt: "Rosie und Kevin" thematisiert junge Liebe auf eine Art und Weise, daß man das auch als frisch verliebter Erwachsener richtig gut gelungen finden kann, zumal einige außergewöhnliche Harmoniewechsel den Song aus dem gängigen Popeinerlei herausheben. Der flotte Rock'n'Roller "Der Läuse-Song" greift das Stilmittel aus dem Outro von "Punkpanda Peter", den eigentlich logischen, aber aus einem F-Wort bestehenden Reim aufzubrechen, nochmal auf und macht auch ansonsten eine Menge Hörspaß, auch wenn sein hygienischer Appell den Aussagen im Titelsong konträr gegenübersteht. Danach ist es aber vorläufig vorbei mit der Herrlichkeit: Mit "Wackelzahn" beginnt eine Reihe nicht schlechter, aber auch wenig aufregender Lieder, von denen zwar das eine oder andere sicherlich noch seine Liebhaber unter der jugendlichen Hörerschaft finden wird, die aber unterm Strich nur bedingt überzeugen können und einige eher seltsame Elemente enthalten, etwa die bemüht wirkenden Lautmalereien im Mittelteil von "Wackelzahn". Auch aus dem durchaus spannenden Einstieg in "Urlaub" hätte man viel mehr machen können, wenngleich sich der Hörer hier durchaus vorstellen kann, daß dieser Song deutlich mehr Livequalitäten entfacht, und das nicht zur bei sommerlichen Open-Air-Konzerten am Baggersee. Erst mit "Kekse" kriegen die Bielefelder die Kurve wieder: Hier wechselt Sänger Jochen Vahle im Refrain auch mal zu einer krümelmonsterähnlichen Stimme, die ständig große Mengen Kekse fordert und diese dann genüßlich zu vertilgen gedenkt, ohne etwa in altruistischer Weise anderen etwas davon abzugeben oder an etwaige negative gesundheitliche Folgen zu denken. Das zurückhaltende reggaelastige "Marmelade" fällt allein stehend dann wieder kaum auf, gewinnt seinen Witz aber durch die direkte Plazierung nach "Kekse", dem es von der Ausrichtung her diametral entgegengesetzt ist - hier sind Leute, die sich a) komplette Alben kaufen und b) diese auch in der vorgesehenen Reihenfolge durchhören, klar im Vorteil. Daß Jochen Vahle im Refrain fast ein wenig wie Udo Lindenberg klingt, dürfte allerdings purer Zufall sein. Das wirre "Weiter Walter Stop!" fällt dann noch einmal ab, aber mit dem episch-hymnischen "Der Tag", das von Cello- und Akkordeonklängen gestützt wird, gelingt Randale ein exzellenter Abschluß dieses Albums und zugleich ein Treffer auf einem bisher von ihnen eher wenig beackerten Terrain - Hymnen haben sie bisher auch schon geschrieben, aber melancholisch-angezähte in dieser Form bisher zumindest auf den dem Rezensenten bekannten Alben noch nicht. Damit enden 43 Minuten überwiegend starker vielschichtiger Rockmusik für Kinder, die auch für die Elterngeneration genügend Höranreize bereithält und keinem Anhänger der Band mißfallen dürfte (okay, die Germanisten unter der Elterngeneration werden einige "Reim dich, oder ich freß dich"-Exempel statuieren, etwa "gern/schmiern" in "Marmelade"). Zwar ist als Einstiegsalbum "Der Hardrockhase Harald" nach wie vor erste Wahl, aber auch das im Booklet mit allen Texten und einer Illustration zu jedem Lied (das bei "Kleine dicke Hunde" sind übrigens definitiv keine Dackel aus Rio de Janeiro ...) aufwartende "Punkpanda Peter" macht sich in der Kinderrocksammlung sehr gut.
Kontakt: www.randale-musik.de, www.newtone.de

Tracklist:
Punkpanda Peter
Kleine dicke Hunde
Schornsteinfeger
Rosie und Kevin
Der Läuse-Song
Wackelzahn
Laternelied
Urlaub
Besserwisser
Kekse
Marmelade
Weiter Walter Stop!
Der Tag
 




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