www.Crossover-agm.de
Michaela Karl: Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals: Zelda und F. Scott Fitzgerald
von *tf anno 2012

Michaela Karl: Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals: Zelda und F. Scott Fitzgerald

Das Buch liefert eine Biografie der wohl schillerndsten Persönlichkeiten der Zwanziger Jahre. Es erzähl die Geschichte von F. Scott Fitzgerald, der mit dem "Großen Gatsby" ein Stück Weltliteratur vorgelegt hat, und seiner Frau Zelda, die immer wieder Vorlagen für seine zahlreichen Erzählungen und Bücher geliefert hat. Im Fokus der Erzählung stehen die Zielstrebigkeit Scott Fitzgeralds, die aus einer Mischung von Selbstzweifel und Größenwahn besteht, und die Folgen eines rastlosen wie ausschweifenden, alkoholgetränkten Lebens, als deren logische Konsequenz das Scheitern steht. Seine Frau Zelda wird als das dargestellt, was sie Zeit ihres Lebens war: eine durch glückliche wie unglücklich machende Zustände an das Leben ihres Mannes gefesselte Person, deren eigenes literarisches Talent von Scott argwöhnisch beäugt, gebraucht und missbraucht wurde. Dennoch gelingt es der Erzählerin, beide Figuren nicht nur als tragische Personen zu schildern.
Das Buch, welches mit dem Hinweis für sich wirbt, dass beide Fitzgeralds zu den maßgeblichen Protagonisten der "Jazz-Ära" gehörten, geht auf die musikalische Seite der Zwanziger Jahre mit keiner Silbe ein. Und genau dies war ursprünglich der Grund für mein persönliches Interesse an dieser Biografie gewesen. Dennoch habe ich bis ungefähr zu Hälfte des Buches mit Spannung die Seiten verschlungen, gelingt es Michaela Karl, den Spannungsbogen bis zum Äußersten zu spannen. Während der Schilderung des Aufstiegs der beiden im Zentrum der Erzählung stehenden Personen stört auch die etwas zu wissenschaftlich gehaltene Form des Berichteten wenig. Zu sehr überschlagen sich die Ereignisse, sind Personen- und Zeitgeschichte schlüssig und nachvollziehbar ineinander verwoben. Die ins Buch eingefügten Fotografien illustrieren in schöner Weise das geschriebene Wort.
Nun mag es in der Natur der Sache liegen, dass ein in Zirkeln ablaufendes Leben auch Wiederholungen mit sich bringt. Diese häufen sich innerhalb der fortlaufenden Erzählungen allerdings in unziemlicher Fülle, so dass man ab der Hälfte des Buches in Versuchung gerät, Seiten zu überblättern (was ich selbstverständlich aus Gründen der Disziplin des Rezensenten nicht getan habe!). Es mag spätestens hier der bereits erwähnte fehlende Drive in der Art der literarischen Umsetzung einen Gutteil daran tragen, dass die Geschichte der Fitzgeralds etwas Ermüdendes bekommt. Das ist insofern besonders schade, als knallige biografische Ereignisse und dramatisch sich anzeichnende Entwicklungen derart unpersönlich und distanziert geschildert werden, dass das ursprüngliche Interesse des Lesers zunehmend erlahmt.
Ich würde aus den geschilderten Gründen dem ersten Teil des Buches eine "2+", dem zweiten Teil eine "4" zuerkennen, was im Mittel dazu führt, die Lektüre als "befriedigend" einzustufen. Da ein solches Urteil jedoch immer sehr subjektive Züge trägt und hier wesentlich auch das Fehlen der musikalischen Hintergrundmusik der "Jazz-Ära" bemängelt wurde, soll es niemanden, der am Leben der beiden glamourösen Gestalten der Zwanziger Jahre persönlich interessiert ist, vom Kauf des Buches abhalten.

Michaela Karl: Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals: Zelda und F. Scott Fitzgerald. St. Pölten: Residenz-Verlag 2012. 320 Seiten, ISBN 978-3-7017-3257-9, 24,90 Euro, www.residenzverlag.at
 






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver