www.Crossover-agm.de FAKTOR STRACHA: Twoi Idealnyi Mir
von rls

FAKTOR STRACHA: Twoi Idealnyi Mir   (CD-Maximum)

Akt 2 des "Teatr Wojennych Deistwij"-Doppelprojektes hat sich nach wie vor nicht in der Kollektion des Rezensenten eingefunden, dafür aber wenigstens dessen 2008er Nachfolger "Twoi Idealnyi Mir". Freilich stellt das Fehlen des Aktes 2 einen vor das Ergründungsproblem, ob der gewisse stilistische Entwicklungsschritt schon damals oder erst jetzt oder in zwei Stufen stattgefunden hat. Gut, er ist prinzipiell nicht so riesig, daß man die Band gar nicht wiedererkennen würde, aber Bandkopf Konstantin Selesnew hat doch die meisten traditionsmetallischeren Elemente aus dem Gesamtsound getilgt und die Gewichtung der etwas moderneren Parts verstärkt. Kirill Njemoljajew ist auch nicht mehr mit dabei, statt dessen bestreitet Ilja Alexandrow, der 2010 nach dem Release des Folgealbums "Mjortwyje Sny" ("Dead Dreams") verstorben ist, das Gros der Vocals nun alleine, unterstützt lediglich durch drei Gastsänger, wobei Jerry Lenin (sic!), der sonst in einer Combo namens Mechanical Poet singt, im Titeltrack nicht eindeutig zugeordnet werden kann - es muß also offenbleiben, ob er die Grunzeinwürfe oder den cleanen Refrain beigesteuert hat. Alles andere, so vielseitig es auch ist, stammt von Alexandrow selbst, der in den drei Jahren seit Akt 1 damit einen enormen Sprung nach vorn gemacht hat, und es ist schade, daß er sein Talent nur so kurze Zeit entfalten konnte. In der Gesamtgewichtung des Gesanges fällt allerdings auf, daß Alleinkomponist Selesnew den Anteil der cleanen Vocals reduziert hat, was mit der erwähnten Modernisierung korrespondiert. An den Cleanparts sind auch die beiden anderen Gastsänger beteiligt: die recht weit in den Hintergrund gemischte Sopranistin Klawa Laguna in "Schiwoi", für das übrigens Rage-Gitarrist Victor Smolski ein Gastsolo beisteuerte, und Catharsis-Sänger Oleg Schiljakow in "Nje Suschdjeno", wobei dessen Stimme gar nicht so weit hervorsticht, daß Alexandrow die nicht hätte auch noch beisteuern können. Von der kompositorischen Anlage her rücken Faktor Stracha mit diesem Album deutlich näher an die modernere Göteborg-Schiene heran, was seinen Niederschlag auch in der Dankesliste findet, wo u.a. In Flames und Soilwork aufgezählt werden, dazu als Hauptorientierungspunkt allerdings auch die Dänen Mercenary. Deren Hang zu opulenteren Arrangements teilt Selesnew zumindest im Hinblick auf die Instrumenten- und Stimmenfülle, nicht jedoch was die Songlänge angeht - die zehn Tracks sind mit knapp über vier Minuten Durchschnittsspielzeit relativ kompakt gehalten und werden auch ob des arrangementösen Ideenreichtums nicht so schnell langweilig, wenn man denn mit der prinzipiellen Herangehensweise der Russen etwas anfangen kann. Zumindest sorgt Selesnew für markante Refrains als Anknüpfungspunkte zum Hineinarbeiten ins Material, wobei für den Russischunkundigen natürlich die Sprachbarriere als gewisses Hindernis verbleibt. Die eklektizistische Herangehensweise ist der Anhänger der Band ja schon vom Akt 1 gewohnt, der Noch-nicht-Anhänger kann sie als Chance wie als Hindernis empfinden, wobei das Material diesmal geringfügig geradliniger anmutet, allerdings immer noch reichlich unvermutete Wendungen beinhaltet, ohne aber deshalb irgendwie Gefühle der Unlogik zu evozieren. Man nehme nur mal das erwähnte "Schiwoi", wo nach auch schon wendungsreichem modernem Göteborgsound mit gelegentlichem Sopranbackground im Soloteil dann noch Melodic Rock und Traditionsmetal aufeinandertreffen. Die leichten Blues-Schmitzer in der Gitarrenarbeit von "Armageddon" entdeckt man auch erst beim aufmerksamen Zuhören, aber sie geben im Verein mit dem hintergründig klimpernden Klavier diesem noch recht zugänglichen und neben dem Titeltrack (mit dem merkfähigsten Refrain) als Anspieltip wohl geeignetsten Albumbeitrag noch die besondere Würze. Gerade in diesem Song fühlt man sich zudem bisweilen etwas an eine knackigere Version von Disillusion zu "Gloria"-Zeiten erinnert, und überhaupt hätte manche der Songideen Selesnews auch Andy Schmidt einfallen können, was als Kompliment für beide Seiten gedacht ist. Der druckvolle und gleichzeitig auch Einzelheiten erkennen lassende Sound stammt wieder aus den Studios von Tschornyi Obelisk, wobei Dmitri Borissenko diesmal nicht im Booklet genannt wird, sondern Selesnew in Eigenregie gearbeitet zu haben scheint. Dafür hat er sich aber für "Kasn" noch Tschornyi-Obelisk-Drummer Wladimir Jermakow als Gastmusiker gekrallt, und der spielt die verrücktesten Parts des ganzen Albums, von wilden clusterartigen Passagen bis hin zu simplen Offbeat-Becken. "Twoi Idealnyi Mir" fällt in seiner Gesamtheit also nicht weniger spannend aus als "Teatr Wojennych Deistwij - Akt 1", und wer an diesem nicht gerade die traditionellen Parts mehr liebte als die moderneren, der wird das Drittwerk der Russen durchaus als seine ideale Welt auffassen können. Hat Rainer Krukenberg unter www.metaleros.de kein Exemplar mehr vorrätig und sind auch andere Importhändler nicht bestückt, hilft nur noch eigene Suche beim nächsten Rußlandaufenthalt oder das allmächtige Internet ...
Kontakt: www.factorstraha.com, www.cd-maximum.ru

Tracklist:
Faktor Stracha
Gorod
Risk
Twoi Idealnyi Mir
Nje Suschdjeno
Swoboda W Nakasanie
Schiwoi
Armageddon
Kasn
Kod Sudby
 




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