www.Crossover-agm.de DISILLUSION: Gloria
von ta

DISILLUSION: Gloria   (Metal Blade)

Etwas stört. Aber ich mache es mir zunächst einfach und zähle ein paar wesentliche Merkmale auf, welche diese Band anno 2006, d.h. auf "Gloria", dem vorliegenden Album, ausmachen: auf schätzungsweise fünfzig bis sechzig Prozent des Albums mit allerlei Telefonhörersoundeffekten beladener, emotionaler Gesang (Gesang, kein Geschrei); elektronische Spielereien aus Synthesizern und Computern; Drumloops und Samples; ein dumpf, teilweise sehr leise produziertes Schlagzeug, das Midtemporhythmen spielt, die eigentlich niemals an den gängigen und auch niemals an den von "Back To Times Of Splendor" bekannten Extremmetal erinnern, sondern mal ein paar funkige Elemente aufweisen, mal Fusion zitieren, meist kraftvoll die Band nach vorne drücken; akkordlastige Gitarrenriffs, die kaum langfristig haltbare Vergleiche zulassen: wo man gerade noch an die Deftones dachte, schauen plötzlich Katatonia um die Ecke, Samael sind hier und dort auszumachen und Paradise Lost, an die auch die Stimme von Andy Schmidt gelegentlich erinnert. Letztlich geht es ganz klar darum, Hörgewohnheiten des Rezipienten auf den Kopf zu stellen. Ist dieser Rezipient bereit, sich zusammen mit seinen Gewohnheiten auf den Kopf stellen zu lassen, kann das Hörerlebnis ergreifender nicht sein, sei es beim gewaltigen Refrain des Openers "The Black Sea", sei es, wenn man registriert, dass man sich vom Elektro-lastigen Instrumental "Aerophobic" hypnotisieren lässt, obwohl man solcher Musik sonst Pest und Schwefel an den Hals wünscht, sei es, weil man bei "The Hole We Are In" plötzlich zusammenzuckt, wenn Schmidts Stimme unvermittelt ganz klar und unverfremdet ertönt oder wenn im Titeltrack "Gloria" erhabene Chöre Herrliches verkünden. Das spartanisch eingerichtete "Untiefen" ist einer der wundervollsten, traurigsten Song dieses Jahres und überhaupt ist dieses Album von einer bedrückenden Atmosphäre umdüstert, die ebenso faszinierend wie beklemmend wirkt. Und durch die alles zusammenbindende Kraft dieser Atmosphäre wird "Gloria" letztlich zu einem progressiven, modernen, abseits musikalischer Normen - auch denen, welche diese Band selbst einmal setzte - geschehenden Wunderwerk, das einen nicht mehr loslässt, wenn man einmal angebissen hat (was einiger Zeit bedarf, zugegeben), und wird besonders zu einem Soundtrack des Lebens, aus dem einzelne Passagen auszupicken eigentlich ein Unding darstellt, wird zu einer Anomalie, einer betörenden freilich.
Was stört also? Vielleicht der Bandname auf dem Cover?
Kontakt: www.disillusion.de, www.metalblade.de

Tracklist:
1. The Black Sea
2. Dread It
3. Don't Go Any Further
4. Avalanche
5. Gloria
6. Aerophobic
7. The Hole We Are In
8. Save The Past
9. Lava
10. Too Many Broken Cease Fires
11. Untiefen



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