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Knock Out Festival   10.12.2011   Karlsruhe, Europahalle
von gl

Der Flyer zur Show
Zum mittlerweile 4. Male fand in der großen Europahalle in Karlsruhe das Knock Out-Festival statt. Das bisher alle 2 Jahre abgehaltene Festival war auch 2011 - um es vorwegzunehmen - in Sachen Besucherzahlen ein Erfolg. 4500 Fans wollten das hochklassige Billing sehen (ich hätte mehr geschätzt, aber der Veranstalter berichtet diese Zahl) und nun ist erstmals bereits ein Jahr später für den Dezember 2012 die 5. Auflage geplant.
Für die akkreditierten Pressevertreter erbat sich das veranstaltende Bottom-Row-Team um Kosta Zafiriou (Pink Cream 69- und Unisonic-Drummer) und Manager Jan Bayati eine Spende von 5.- Euro für die Welthungerhilfe, die ich natürlich gerne willens war zu entrichten. Aber könnt Ihr Euch vorstellen, dass es selbst da noch dermaßen hartherzige und abstoßende Zeitgenossen gibt, die sich an der Abendkasse darüber beschwerten?!? (Leider habe ich den Namen nicht verstanden, sonst hätte derjenige nächstes Jahr mit Sicherheit keine Freikarte mehr bekommen!!!)
Die große Halle, bei der einen guten Monat zuvor bei Status Quo nicht einmal die Hälfte der Zuschauer anwesend war (wirkte etwas traurig ...), ist bereits um 17:00 Uhr recht ordentlich gefüllt, als Voodoo Circle den Reigen eröffnen. Als einzige Vertreter des klassischen Hard Rocks sind sie sicherlich die "softeste" Band des Abends, was der erneut starken Performance aber natürlich keinen Abbruch tut. Nein, wie beim Rock Of Ages-Festival, wo sie ebenfalls den Tag eröffneten, überzeugt Sympathikus David Readman, bearbeitet Bandkopf Alex Beyrodt seine Klampfe auf der rechten Seite meisterlich und schaut Mat Sinner wieder unwirsch drein auf der linken. Die Songauswahl ist mit direkt den ersten sechs Songs vom 2. Album - hingegen kein einziger Song vom 1. Album! - bemerkenswert, aber das Material ist stark und abwechslungsreich ("Devil's Daughter" und der Ohrwurm "When Destiny Calls"). So schauen denn auch viele zwar etwas baff aber glücklich zur Bühne, als die Truppe ihren kurzen Set schon wieder beenden muss.

'HILFE!!! - Der Reaper kommt!'  Chris Boltendahl

Axel Ritt  Stefan Arnold

Jens Becker (und oben vermutlich HP Katzenburg, wer weiß?)
Die Ehrerbietung an Deep Purple, Rainbow und Whitesnake ist eine schöne Sache, aber heute dürsten die meisten wohl nach härterem Stoff … Als Moderator des Spektakels hat man einen Herren verpflichtet, der selbst vor 4 Jahren dieselbe Bühne bespielte: Bernhard "Labertasche" Weiss von Axxis! Das soll bitte wohlwollend gemeint sein, der Verfasser mag ihn und er macht auch seinen Job sehr gut, kündigt die Bands immer mit nem kleinen Spruch an, und bei der nächsten Band erwähnt er sogar die grauen Haare ... Da kann nur Grave Digger-Mastermind Chris Boltendahl gemeint sein, der einmal mehr den Reaper (= HP Katzenburg) am Dudelsack vorausschickt, um dann gleich mit dem tollen Kracher "Hammer Of The Scots" vom immer noch aktuellen Album "The Clans Will Rise Again" nachzulegen. Aber: Der Sound ist mehr als bescheiden, vorne im Fotograben ist nur ein viel zu lauter Matsch zu vernehmen, der wahrlich keine Freude bereitet. Die ausgefeilten Gitarrenparts von Axel Ritt haben da keine Chance durchzukommen, das ist schade. Im hinteren Teil der Halle ist es etwas besser, aber auch hier noch muss man eher von einem dumpfen Grollen als austariertem Klang sprechen! Das nimmt mir die Freude ehrlich gesagt ein wenig zu beobachten, welche 8 Songs aus den mittlerweile 16 Alben Chris rausgepickt hat. Zu erkennen sind immerhin zum Schluss "Highland Farewell", "Rebellion (The Clans Are Marching)" und natürlich wie immer "Heavy Metal Breakdown"! (Nicht dargeboten wurde der Song "Schön ist es auf der Welt zu sein", den Anita Hegerland vor vierzig Jahren zusammen mit Roy Black veröffentlichte und den sie nun im Herbst 2011 erneut mit Chris Boltendahl aufnahm!)

Sein LETZTES Konzert für die Finnen: Jörg Michael  Timo Kotipelto

Matias Kupiainen  Matias Kupiainen
Hinterm Schlagzeug nimmt ein Mann Platz, der nicht nur bei zwei der anderen Acts des heutigen Billings - Grave Digger und Saxon - gespielt hat, sondern auch bei geschätzten 37 anderen Kapellen. Aber heute ist sein allerletzter Gig mit Stratovarius! Der wieder genesene Jörg Michael hört auf, so wird es verkündet! (Und genau einen Tag später erhalte ich dann 'ne Mail, wo er als Drummer von der Band Devil's Train vorgestellt wurde ...) Die Finnen haben sich gefangen, seitdem der Durchgeknallte weg ist, und die beiden letzten Platten liefen mir wieder wesentlich besser rein als die beiden davor. Die Band zeigt sich spritzig und motiviert, aber auch hier tönt das nur ein wenig besser und die Feinheiten von Keyboard und Gitarre kommen kaum zu Gehör bei der viel zu hohen Lautstärke. Klar, Metal muss laut sein, aber doch nicht übersteuert bis zum Gehtnichtmehr. Die Akteure vorne bekommen das natürlich gar nicht mit und bemühen sich redlich, wirken auch sympathisch und treten als Kollektiv auf. Die Setlist ist ggf. ein klein wenig zu "sicher" auf die alten Sachen/Hits abgestimmt.

Der neue DragonForce-Sänger Marc Hudson  Sam Totman und Herman Li in Aktion

Sam Totman
Nun der erste Auftritt von Dragonforce mit ihrem neuen Sänger Marc Hudson in Deutschland, nachdem nur eine Handvoll Gigs mit ihm absolviert wurden. Zum dritten und letzten Mal äußere ich mich jetzt zum Sound (der dann bei den letzten beiden Bands besser wird), da vorne nur ein "BLURRRRRRRRR" zu hören ist. Pech für die Leute, die sich teure VIP-Tickets leisteten und für die hinter dem Fotopit noch mal eine Reihe geschaffen wurde, mit dem Ergebnis, dass es für die Fotografen zu eng wurde. Die Engländer stürmen in ihren Set und sind mit Abstand die beweglichste Band heute abend, da ständig rochiert wird. Marc Hudson, der die anderen um einen Kopf überragt, wirkt sicher und gefestigt. Obwohl mir die Platten bekannt sind, erkenne ich wenige der Stücke. Und da kommt doch tatsächlich mit dem noch unveröffentlichten Song "Cry Thunder" das beste Lied in diesem Set, ein wenig runtergefahrenes Tempo, cooler Mitsing-Refrain und einprägsamer Song, das ist schon verwunderlich. Wenn das neue Material des im März 2012 erscheinenden Albums ähnlich gestrickt ist und die Hyperspeed-Granaten etwas entschärft werden, sieht die Zukunft von Dragonforce gut aus.

Doug Scarratt  Biff

Paul Quinn  Und nochmal Paul Quinn

Und nochmal Doug Scarratt
In der Umbaupause wurden Gewinner vom Heavy-Magazin mit Gitarren präsentiert, Bernhard Weiss fragt einen der beiden, ob er denn Gitarre spielen kann - die Antwort: "Nein"! Beim anderen, dessen Pass angebermäßig um den Hals baumelt, vermerkt er passend: "Es gibt Leute, die sind VIP, und welche, die sind noch vipper!" - Köstlich! Dann wird ein lokaler Komödiant ans Mikro gelassen, der sich "Dummfrager" nennt und Umfragen von der Straße einspielt, die leider komplett unlustig sind und schnell Unmut, Pfiffe und sogar einige Becherwürfe zur Folge haben. Schließlich wartet die Meute auf Saxon, die diese Einlage zum Glück gleich schnell vergessen machen. Die Engländer spielen einmal mehr ihre Erfahrung und Routine aus, und ich möchte einen Besen fressen, wenn sie bei der Umfrage, die der Veranstalter auf der Homepage betreibt, nicht als beliebteste Band des Festivals rauskommen. Die Liedauswahl weist meines Erachtens genau die richtige Balance aus neuen Songs von "Call To Arms" und alten Hits auf und als Überraschung (wohl nicht nur für mich) wird der Song "Rock The Nations" vom gleichnamigen Album nach vielen Jahren wieder entstaubt. Ebenfalls angenehm, dass die üblichen Fragereien "Old Song - New Song/Fast Song - Slow Song" heute unterbleiben, zu oft gehört und heute auf "Crusader" verzichtet wird, muss ja nicht immer sein. Saxon machen richtig Laune heute abend und den zweiten Teil des Auftritts schaue ich mir von den frei zugänglichen Sitzplätzen aus an, wo man eine hervorragende Sicht hat.

André Olbrich  Marcus Siepen

Frederik Ehmke  Hansi Kürsch

Heute auf'm Programm
Können Blind Guardian nach diesem Marathon noch einmal die letzten Kraft-Reserven aus dem Mob rausholen? Ja, das geling ihnen (man sieht nur ganz vereinzelt Leute abwandern) und zum wiederholten Male wird Hansi Kürsch wie ein Messias gefeiert, als er die Bühne betritt. Schon der bombastische Einstieg mit dem langen "Sacred Worlds" (perfektes Klassik-Intro) ist für mich ein Highlight. "Welcome To Dying" und "Nightfall" werden gleich nachgelegt und erhöhen den Begeisterungslevel eher noch. Und auch wenn die Krefelder eine meist dunkle Atmosphäre auf der Bühne bevorzugen, kann beobachtet werden, dass ein neuer Bassist zu Gange ist (das ist definitiv nicht Herr Holzwarth da oben) - dies als kleine Randnotiz. Blind Guardian zelebrieren einmal mehr ihren "Symphonic Progressive Metal" (so das Label) und längst haben sie sich ihre eigene Sparte geschaffen und ihr Standing bei den Fans ist riesengroß: Nur bei Gigs von Iron Maiden oder HammerFall vielleicht noch sieht man so viele Fans im Leibchen ihrer Lieblinge gewandet. Der Sänger wirkt wie immer sympathisch, kein wenig abgehoben oder arrogant und zieht einmal sogar seinen langjährigen Bandkumpel Andre durch den Kakao, der bei der Erwähnung eines älteren Songs ("Valhalla"), der an der Reihe ist, angeblich 'ne Schnute gezogen haben soll. Doch genau das wollen wir hören - okay, der Unterzeichner freut sich auch sehr über "Tanelorn", aber vor dem "Bard's Song" geht eh kaum einer, und einmal mehr hätte Hansi von der Bühne gehen können, so laut singen die Fans, dass man eh sonst nichts mehr hört: Gänsehaut! Die Uhr zeigte 1:17 an, als nach über 8 Stunden die Fans ausgeknockt sind, aber glücklich den Heimweg antreten.

Setlist BLIND GUARDIAN:
Sacred Worlds
Welcome To Dying
Nightfall
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Turn The Page
Majesty
Bright Eyes
Ride Into Obsession
Lord Of The Rings
Valhalla
Tanelorn (Into The Void)
Imaginations From The Other Side
The Bard's Song - In The Forest
The Bard's Song - The Hobbit
Mirror Mirror

Fotos: Georg Loegler






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