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STYX: The Grand Illusion/Pieces Of Eight - Live
von gl

STYX: The Grand Illusion/Pieces Of Eight - Live   (Edel/Eagle Rock Entertainment)

Ist bei STYX der Ofen aus? Reanimieren sie nur noch und ausschließlich die Vergangenheit? Das will der Meckerreflex fragen, nach den letzten drei Veröffentlichungen ('ner halbgaren Coverscheibe, einer mit den alten Songs und einem Orchester sowie den beiden Regeneration-Scheiben, wo ebenfalls alte Hits noch mal neu eingespielt werden). Und jetzt die Aufführung von gleich zwei (alten) Scheiben live. Aber ich kann nicht anders als dieses Unterfangen zu loben, denn sowohl die Umsetzung als auch die hier audiophile (habe mich für die CD entschieden, das Ganze gibt's auch als DVD und BlueRay) Gestaltung ist den drei alten STYX-Recken mit ihren nicht mehr ganz so neuen drei Sidekicks hervorragend gelungen. Die drei "Alten" sind Tommy Shaw, James "JY" Young und teilweise Chuck Panozzo (der bei einigen Songs den eingestiegenen Bassisten vertritt und somit die Glaubwürdigkeit erhöht) und die drei "Neuen" sind Lawrence Gowan (der Dennis DeYoung phänomenal ersetzt), Ricky Philips und Drummer Todd Sucherman.
Dies nun 1:1 zu sezieren/vergleichen wäre albern, gebt Euch somit ganz unvoreingenommen dem Hörgenuss hin (man muss das Material nicht kennen) und somit hat man auch daheim ein erquickliches Vergnügen an den hervorragenden Kompositionen aus den Jahren 1977 und 1978. Mit "Grand Illusion" fuhren Styx damals Triple-Platinum ein und neben den Hits "Come Sail Away" (hier klingt der Applaus etwas zu abrupt) und "Fooling Yourself" hat die Scheibe noch einige Preziosen zu bieten. Hier sei das 2010 erstmals (!) aufgeführte "Superstars" genannt oder das verträumte "Man In The Wilderness", von Tommy Shaw angekündigt als ein von KANSAS inspiriertes Stück, welches er nach einem Konzert im Vorprogramm eben jener Band damals komponierte - und in der Tat, es hat einen leichten Kansas-Touch. Viele der Stücke hatten noch Überlänge und wie auf dem Folgealbum erklingt mal 'ne heftigere Gitarre, will heißen, Styx waren noch nicht so glattgebügelt wie später. (Keine Sorge, ich habe sie geburtsbedingt auch erst mit "Cornerstone" kennen und lieben gelernt.)
"Pieces Of Eight" (bereits das 8. Styx-Album) beginnt hier live wieder mit einem Plattenspieler-Tonarm, der aufsetzt, und dem mächtigen "Great White Hope", hier wird einmal mehr klar, dass diese Band eine ROCK-Band war (und eben keine Balladen-Softie-Kapelle, wie viele hierzulande immer meinten, aber Kansas, Extreme und Night Ranger teilten dieses Schicksal ...). Die ersten beiden Songs und auch die Ansage gehören James Young, auch "I'm O.K." hat er (zusammen mit Dennis) geschrieben. Aber gleich danach kommt mit dem fröhlich-lockeren leicht folkigen "Sing For The Day" (von Tommy) gleich eine andere Stilrichtung zu Gehör. Hier ist es mal an der Zeit, die sensationellen Background-Gesänge zu loben: Laut Credits singen nur vier Leute auf der Bühne - Kompliment, wenn da nichts dazuaddiert wurde, das tönt alles fantastisch. Beim 1978er Album stechen neben dem Klassiker "Blue Collar Man" für mich (als Neu- bzw. Wiederentdeckung) "Queen Of Spades" und - natürlich - "Renegade" heraus sowie das verspielte Titelstück mit dem eleganten Ende.
Diese Marotte, ganze Alben live aufzuführen, kennen wir ja erst seit wenigen Jahren, ich finde mitunter daran Gefallen, wie bei Magnum oder Saga. Diese beiden Alben hier in Deutschland live aufgeführt, das werden wir hingegen nie erleben. Schlicht zu wenig Leute würden das Material kennen. Ungleich geringer war der Status von STYX in unserem Lande (erst mit dem Nachfolgealbum "Cornerstone" wurde die Band auch hier ein wenig populär, tourte auch bei uns, aber da waren vermutlich die Hälfte der Fans GIs in den Hallen ...!)
Fazit: Zwei essentielle Klassiker amerikanischer Rockmusik bekommen wir nach über 30 Jahren in extrem gutem Klanggewand live nachgeliefert. Und ich meine auch den Grund zu wissen, warum die Herrschaften Shaw und Young eben jene ausgewählt haben, denn mit dem von DeYoung dominierten "Paradise Theater" hätte es den beiden sicher keinen Spaß gemacht, obwohl das noch erfolgreicher war. (Hier ist der im Unguten Geschiedene mit Credits immerhin 5- bzw. 4mal vertreten, beäugt dies sicherlich kritisch daheim und freut sich aber auch, dass es bei ihm noch mal klingelt in der Kasse ...)
(Hintergründe zu lesen in der einzigen deutschen Besprechung vom STYX-Buch hier)
Kontakt: http://www.styxworld.com/, www.eagle-rock.com

Tracklist:
The Grand Illusion
Fooling Yourself (The Angry Young Man)
Superstars
Come Sail Away
Miss America
Man In The Wilderness
Castle Walls
The Grand Finale
Great White Hope
I'm O.K.
Sing For The Day
The Message
Lords Of The Ring
Blue Collar Man (Long Nights)
Queen Of Spades
Renegade
Pieces Of Eight
Aku-Aku



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