(Proper)

Eine gute und eine schlechte Nachricht - zuerst die gute: Lee "Scratch" Perry ist mit einem neuen Album am Start. Nun die schlechte: Es ist nur 'ne knappe Stunde, die der Musikgenuss dauert. Aber das macht ja fast nichts. Schließlich gibt's die Repeat-Taste am CD-Player. Und klar ist: einmal gehört, immer wieder repeatet. Auf den fast schon housig zu nennenden Dub-Tracks der Herren Alex Paterson (gemeinsame Projekte mit David Gilmour/Pink Floyd und Robert Fripp/King Crimson) und Fehlmann (Gründer der legendären Palais Schaumburg) aka The Orb klinkt sich Perrys näselnder Sprechgesang so symbiotisch ein, dass es eine wahre Freude ist, zu lauschen und zu zappeln. Und letzteres kommt automatisch bereits mit den ersten Tönen, die aus den Boxen wabern. Zu Lee "Scratch" Perry, dem mittlerweile 77jährigen enfant terrible der Reggae-Szene und Erfinder des Dub, muss man eigentlich nicht viel sagen. Der Mann ist eine musikalisch immer noch hochaktive Legende und er hat seine Kollegen der ersten Stunde (fast) alle überlebt. Was sicherlich auch am relaxenden Kraut liegt, welchem der Meister huldigt - in einer kurzen Phrase auch auf der vorliegenden Platte erwähnt. Möglicherweise ließ er auch The Orb damit nicht gänzlich unversorgt, denn so entspannt blubbernd habe ich deren Sounds noch nie gehört. Entspannt und zugleich von einer inneren Energie getrieben, die dem beinahe schon schamanischen Beschwörungssingsang von Perry den nötigen Drive verleiht, fügen sich die fast ohne Effekte eingesungenen Vokalisen geschmeidig in den technoiden Sound von Paterson und Fehlmann, die passenderweise auch den Minimalmeister Steve Reich mit einsampelten. Ein Soundfeuerwerk, das an den besten Stellen gar an Mad Professor - allerdings ohne dessen typisch-kryptische Trommelfeuersalven - erinnert. Wer den Herbst auch ohne Melancholie und Sentimentalität erträgt, der ist mit dem Kauf des Albums gut beraten. Chillig, ohne einzuschläfern, energetisch ohne Aggressivität. Danke, The Orb! Danke, Lee "Scratch" Perry!
Kontakt: www.theorb.com

Tracklist:
1. Ball Of Fire
2. H. O. O
3. Man In The Moon
4. Soulman
5. Golden Clouds
6. Hold Me Upsetter
7. Go Down Evil
8. Thirsty
9. Police & Thieves
10. Ashes
11. Congo
 

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