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KATEDRA: Ugnikalnis
von rls

KATEDRA: Ugnikalnis   (Atra Musica Records)

Der Erstling von Katedra, noch zu Sowjetzeiten erschienen, soll an King Diamond bzw. Mercyful Fate erinnert haben, sowohl musikalisch als auch bezüglich des düsteren Textkonzeptes - da er sich nicht im Besitz des Rezensenten befindet, kann diese Theorie nicht verifiziert werden. Nach diesem Album stieg der Sänger aus, und Bandkopf/Gitarrist/Texter/Alleinkomponist Ricardas Laginauskas übernahm auch den Posten am Gesang, was mit einer deutlichen Hinwendung zum Thrash Metal verbunden gewesen sein soll. Die Möglichkeitsform hat auch hier wieder ihre Berechtigung, denn auch der Zweitling befindet sich nicht im Besitz des Rezensenten, und der nach vierzehnjähriger Pause erschienene und simpel "III" betitelte Drittling liegt noch auf dem großen Stapel der Ungehörten. Aktuellstes Album ist das vierte namens "Ugnikalnis", und da ist's mit dem Thrash so eine Sache - Elemente von ihm sind zweifellos vorhanden, aber zumeist in Kombination mit "normalem" Metal, so daß das gemeinhin "Power Thrash" genannte Gemisch entsteht, das im vorliegenden Fall auch noch mit einigen doomigen Parts und zugehörigen Riffs aus der klassischen Black-Sabbath-Schule angereichert wurde. Was das Instrumentale angeht, so fallen einem beim Hören vor allem zwei Bands ein, die ähnlich zu Werke gehen bzw. gingen: Overkill und besonders Wargasm, wobei erstere sicherlich auch in Litauen, der Heimat Katedras, bekannt sind, zweitgenannte aber dort kaum hörbare Zeugnisse hinterlassen haben dürften. Allerdings unterscheidet sich Ricardas' Gesang deutlich von seinen Kollegen: Bobby "Blitz" Ellsworth kreischt deutlich heller, und Bob Mayo klang deutlich weniger rauh als Ricardas, der insgesamt typisches, allerdings nicht sonderlich aggressives Thrash-Shouting von sich gibt, was ja auch zur für Thrash-Verhältnisse eher gemäßigten instrumentalen Herangehensweise der in Triobesetzung agierenden Katedra paßt: Zwar wirft Drummer Salvius Zeimys hier und da einige Hochgeschwindigkeitswirbel im Stakkato ein, aber selbst der Song mit den meisten Beiträgen dieser Sorte, der für den deutschen Leser witzigerweise "Krachas" heißt, wird immer wieder von treibenden Midtempopassagen oder flottem, aber nicht überschallschnellem Ufta-Ufta in den Strophen gegliedert. In den Studiofassungen nimmt Ricardas auch nur bedingt Rücksicht auf die Liveumsetzbarkeit: Zwar macht das Riffing den Eindruck, als könne es live ohne größere Schwierigkeiten ohne einen zweiten Gitarristen umgesetzt werden, so liegt auch unter den nicht seltenen Soloparts eine Rhythmusgitarrenspur, was dann Bassist Gediminas Jurgaitis die schwierige Aufgabe beschert, hier für einen sinnvollen Ausgleich zu sorgen. Kurioserweise sind dann aber im Instrumentalstück, das kurzerhand "Instrumentalas" betitelt wurde, die Gitarrenleads so weit in den Hintergrund gemischt worden, daß man sich ein wenig anstrengen muß, sie hinter dem dominanten Riffing zu erkennen. In diesen nicht mal drei Minuten gibt es allerdings nur an einer Stelle Leads, die dann eben wieder das genannte Liveproblem hervorrufen könnten. Die meisten der Songs sind übrigens recht knapp inszeniert - mit 10 Songs kommt das Trio auf fast genau 40 Minuten Spielzeit, gönnt sich also keine großen Schnörkel, vom abschließenden Titeltrack mal abgesehen, der seine Spitzenposition in der Spielzeitliste (knapp sechs Minuten) allerdings im wesentlichen seinem passagenweise hymnischen, bisweilen sogar schleppenden Tempo verdankt. Zusammen mit "Budelis Grjzta", einem sehr vielschichtigen powermetallastigen Track, stellt das von einem Intro mit Akustikgitarren und Vogelgezwitscher eingeleitete und später sogar noch mit mehreren Leadgitarrenschichten verschachtelte "Ugnikalnis" auch das Highlight des zwar durchgängig guten, aber nicht weltbewegenden Albums dar. Ob die Truppe ihrem düsteren Textkonzept treu geblieben ist, erschließt sich freilich nur Kennern der litauischen Sprache, denn in ebenjener sind die allesamt im Faltbooklet abgedruckten Texte gehalten. Das Coverartwork jedenfalls läßt neben einer antireligiösen auch eine religiöse Deutung zu - so nach dem Motto: Wer die katholische Kirche verläßt, stürzt nach wenigen Metern in die Hölle. Erforsche das näher, wer der Sprache mächtig ist - wer sich nur für die Musik interessiert und die erwähnten Overkill mag, wird, sofern er mit einer zwar druckvollen und sauberen, aber den Baß nicht so weit wie bei Overkill in den Vordergrund stellenden Produktion zurechtkommt, "Ugnikalnis" sicherlich mögen.
Kontakt: www.katedrainrock.com

Tracklist:
Kariai Pagonys
Angelai
Baimes Akys
Kareivis
Krachas
Prarastas Rojus
Instrumentalas
Budelis Grjzta
Naturali Atra'n'ka
Intro/Ugnikalnis
 




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