www.Crossover-agm.de ATHLOS: In The Shroud Of Legendry: Hellenic Myths Of Gods And Heroes
von rls

ATHLOS: In The Shroud Of Legendry: Hellenic Myths Of Gods And Heroes   (Secret Port Records)

Mit einem zentralen Aspekt der griechischen Geschichte hatten sich schon Sacred Blood auf ihrem Album "The Battle Of Thermopylae" beschäftigt, nämlich der albumtitelgebenden Schlacht an den Thermopylen, in der eine Handvoll Spartaner einer persischen Übermacht den Landweg nach Griechenland verlegte. Das reichte Sacred-Blood-Multiinstrumentalist Polydeykis aber offenbar noch nicht, und so gründete er das Projekt Athlos, in das auch weitere Menschen, die schon als feste Mitglieder oder Gäste bei Sacred Blood dabei waren, involviert sind. Und während Sacred Blood sich auf dem genannten Album auf einen markanten Aspekt konzentrierten, geben Athlos dem wißbegierigen Hörer erstmal einen Grundkurs in griechischer Geschichte und Mythologie, beim Weinberg Dionysos' beginnend und mit Alexander dem Großen endend, allerdings nicht chronologisch angeordnet, sondern zwölf Einzelgeschichten erzählend. Das geht dann so weit, daß man mit "Enslaved (A Slave's Odyssey)" ein altes thrakisches Volkslied in eine Minioper umwandelt oder in "Apeth Kai Pomh" einen Plato-Text vertont. Im Booklet finden sich nur Ausschnitte der Lyrics, dafür aber ausführliche Erläuterungen zu fast jedem der Songs, und die sollte man auch lesen, um bestimmte musikalische Elemente besser verstehen zu können. Wer hier nämlich geradlinigen Metal erwartet, liegt ebenso falsch wie derjenige, der zumindest Epic Metal im Stile von Sacred Blood erhofft. Athlos sind so etwas wie eine konsequente Weiterentwicklung von Sacred Blood und setzen immer noch metallische Elemente ein, reichern diese aber viel stärker mit klassischen, folkigen oder noch anderen nonmetallischen Passagen an, was dann auch zu hörspielartigen Sequenzen führt. Umgerechnet verhalten sich Athlos zu Sacred Blood also ungefähr so wie "Gods Of War" zu "Hail To England" im Schaffen Manowars, und man muß eine gehörige Bereitschaft zum Verstehen nonmetallischer Elemente aufbringen, um an Athlos Gefallen finden zu können. Selbst dann allerdings bleibt die eine oder andere dramaturgische Schwäche nicht verborgen, etwa wenn das Intro "In The Vineyards Of Dionysus" sich zwar durchaus geschickt steigert, aber nach hinten heraus wieder in sich zusammenfällt und keinerlei hinleitende Wirkung in "The Wrath Of The Hekatonkheives" entfaltet. Zwar soll es das wahrscheinlich auch gar nicht, da beide Geschichten unabhängig voneinander stehen, aber dann stellt sich die Frage, wieso Polydeykis hier mit den Erwartungen des metalgeübten Hörers (und aus dieser Schicht kommt die primäre Zielgruppe Athlos') spielt, um sie dann nicht zu erfüllen, obwohl die komplexe Thematik eigentlich die Nutzung aller denkbaren dramaturgischen Kunstgriffe erfordert, um des Hörers Interesse nicht vorzeitig erlahmen zu lassen. Daß er diese Klaviatur durchaus beherrscht, hat er ja schon bei Sacred Blood bewiesen, und auch bei Athlos findet sich manch gelungene und leichter zugängliche Passage neben solchen, die mehr Einarbeitungsaufwand erfordern, und solchen, die sich auch nach etlichen Durchläufen nicht erschließen wollen. Manche Melodielinie etwa wirkt auf das mitteleuropäische Ohr leicht gewöhnungsbedürftig, sowohl im Gesang als auch in den zahlreich vertretenen Dudelsäcken und Flöten - vor diesem Problem haben allerdings vor anderthalb Dekaden auch schon Elbereth gestanden, obwohl sie ihre folkloristischen Einflüsse aus einer ganz anderen Ecke Europas bezogen. Die erwähnten Blasinstrumente führen dazu, daß die metallische Komponente Athlos' deutlich weiter im Folkmetal anzusiedeln wäre als der eher klassische Epic Metal Sacred Bloods, wobei sich beide Bands allerdings von höheren Musiziergeschwindigkeiten konsequent fernhalten, ohne wiederum wie Elbereth ins Gotische oder Doomige abzugleiten. Dazu kommt eine große Stimmenvielfalt aus drei Damen und vier Herren, wobei die Hauptlast von Athanasios Karapanos (klare männliche Vocals), Aled Pashley (rauhe männliche Vocals) und Christine Katsamatsa (Sopran) getragen wird. Man muß also etwas Erschließungsarbeit leisten, um mit den knapp 49 Minuten des Albums klarzukommen, wobei sich der Metaller vielleicht zunächst den entsprechenden Songs wie "Talos Unleashed" oder "Taurokathapsia (Horns Of Power)" zuwenden sollte, bevor er die nonmetallischen Kompositionen wie das genannte "Enslaved (A Slave's Odyssey)" zu ergründen versucht - wie bereits erwähnt stehen die dreizehn Kompositionen mit Ausnahme einer Intro-Hauptsong-Konstruktion nicht in einem dramaturgischen Zusammenhang, so daß man diesbezüglich frei wählen kann, wie man am besten vorgeht. Einen Fall der Themenwanderung gibt es aber doch: Die zentrale Harmoniekonstruktion des genannten Plato-Liedes tritt in den beiden Folgesongs "Talos Unleashed" und "The First Faun (Song Of The Elder)" nochmal auf, nur wird sie leider nicht in eine große metallisch-bombastische Steigerung eingebaut, wo sie eine prächtige Figur abgegeben hätte. So bleibt auf "In The Shroud Of Legends" doch noch der eine oder andere Wunsch offen (nicht zuletzt übrigens auch der nach einem tippfehlerfreien Booklet ...), und wer vielleicht spekuliert hat, als Hidden Track noch eine Coverversion des Iron-Maiden-Klassikers "Alexander The Great" serviert zu bekommen, der muß auch noch bis mindestens zum nächsten Athlos-Album warten. Der Alexander-Song "The Son Of Amon Ra" ist übrigens nebst dem zugehörigen Intro der scheinbar einzige der Scheibe, der nicht von Polydeykis komponiert wurde, und das hört man seinen powermetallischen Parts samt Heldenkreischer Marke Ralf Scheepers auch deutlich an. Leichter erschließbar ist er aber trotzdem nicht. So bleibt "In The Shroud Of Legends" eine Herausforderung für den geschichtlich interessierten Musikfreund ohne Berührungsängste, annehmbar unter anderem via www.karthagorecords.de
Kontakt: www.myspace.com/athlos01, www.truemetal.org/secretport

Tracklist:
In The Vineyards Of Dionysus
The Wrath Of The Hekatonkheives
Aegean Blue (Poseidon's Realm)
The Dance Of Kouretes
Enslaved (A Slave's Odyssey)
Hellas Eternal
Ulysses Before The Gates Of Hades (Necromantia)
Taurokathapsia (Horns Of Power)
Apeth Kai Pomh
Talos Unleashed
The First Faun (Song Of The Elder)
The Son Of Amon Ra (Intro)
The Son Of Amon Ra



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