www.Crossover-agm.de AURTHOHIN: Aushomapto 1
von rls

AURTHOHIN: Aushomapto 1   (G Series)

CrossOver-Gründervater Thomas hatte im Herbst 2011 dienstlich in Bangladesh zu tun und schaffte es so ganz nebenher, in Dhaka einen exzellent mit einheimischen Rock- und Metalbands bestückten CD-Laden zu entdecken. Auf diese Weise gelangte auch ein Exemplar des 2008er Debütalbums von Aurthohin nach Deutschland - und das ist auch gut so! Immerhin ist dem Quartett nämlich ein richtiges Highlight gelungen, das man in dieser Qualität auch aus dem Goldenen Westen nicht jeden Tag zu hören bekommt. Die Soundqualität genügt jedenfalls auch verwöhnteren internationalen Ansprüchen, und auch die musikalischen Grundlagen stimmen fast ohne Wenn und Aber. "Fast" deshalb, weil sich "Aushomapto 1" streckenweise wie eine Compilation aus drei oder vier Bands anhört und mancher Hörer mit dem einen oder anderen Schwenk möglicherweise nicht so ganz klarkommen wird. Basis ist zwar immer eine modernere, wenngleich nicht zwanghaft modernistische Sorte Rockmusik, aber von dort aus strecken Aurthohin ihre Fühler in alle möglichen Richtungen aus. Der eröffnende Titeltrack etwa erweist sich als Halbballade, und auch in der Folgezeit schaltet das Quartett immer wieder ins unverstromte Fach herunter, packt allerdings auch dort häufig seinen wohl stärksten Trumpf aus: Mit Shishir und Kamal besitzt es gleich zwei von Bangladeshs wohl besten Gitarristen, und die spielen äußerst phantasievolle Leads, welchselbige im Inneren des doppelt aufklappbaren Digipacks in den einzelnen Songs auch sekundengenau zugewiesen sind - so penibel hatten das weiland nicht mal die diversen Achtziger-Metalgitarrenhelden betrieben, die hier und da sicherlich als Vorbild gedient haben, wobei die beiden Aurthohin-Gitarristen stets mit jeder Menge Feeling spielen und die Soli nicht zu reinen Techniketüden verkommen lassen. Einmal darf auch Bassist Sumon solieren, und für dessen Solo erlaubte sich die Band den Spaß, sogar die darunterliegenden Akkordgriffe im Digipackinneren (ein gesondertes Booklet gibt es nicht) zu notieren. So richtig vom Leder ziehen die Saitenartisten (Shishir spielt darüber hinaus auch noch Keyboards) aber natürlich in den rocklastigeren Songs, und die gehen rein stilistisch in die verschiedensten Richtungen. "Kadbe Bisshoye" etwa erinnert an eine etwas gehärtete Variante von U2, "Chaite Paro (2008)" (frage keiner, wie die zu vermutende Frühfassung geklungen hat) hingegen mixt einige Indie- und Punkeinflüsse mit ein, "Nikrishto" exhumiert den Crossoversound der Neunziger, speziell den der frühen Rage Against The Machine, und paart ihn mit den Soulfly der späten Neunziger und einem Emo-Refrain (dem besten Chorus des ganzen Albums, obwohl diverse andere ihm nur wenig nachstehen und das Mitsingen nur an der Sprachbarriere scheitert), "Chera Shopno" erinnert etwas an neuere The Gathering, aber natürlich mit männlichem Gesang, und wenn man vermutet, damit sei alles gesagt, täuscht man sich, denn kurz vor Schluß packen Aurthohin noch das Highlight des 51minütigen Albums aus: "Guti (The Finale)" dauert über neun Minuten und entpuppt sich als traditioneller, leicht thrashlastiger Power Metal vom Allerfeinsten, der auf der schwarzen Metallica ein Highlight abgegeben und beispielsweise auch exzellent aufs neue Heathen-Meisterwerk "The Evolution Of Chaos" gepaßt hätte, wenngleich man sich das Finale noch geringfügig zupackender gewünscht hätte. 3:26 von den 9:17 Minuten gehen fürs furiose Hauptsolo drauf, in dem Shishir und Kamal abwechselnd alle Register ziehen, weitere begeisternde Instrumentalpassagen, bisweilen mit leichten Funkeinflüssen, liegen ringsum, Sänger Rafa (oder Co-Sänger Sumon - je nachdem, wer's ist) artikuliert sich rauh, aber gekonnt, und das Riffing hätte auch James Hetfield mit Kußhand übernommen und sich zudem gewundert, wieso er so gut Bengali singen kann. Und solch ein Genreklassiker kommt aus einem Land, in dem der Außenstehende nicht mal das Vorhandensein einer Rock- bzw. Metalszene vermutet, weil er medial immer nur von ihm hört, wenn mal wieder alles überschwemmt oder eine überladene Fähre untergegangen ist. Der Vorteil der Globalisierung ist ja nun, daß sie Möglichkeiten bietet, solche Bands auch in Mitteleuropa bekanntzumachen, und wer nun nicht mal gerade eben in Dhaka zu tun hat, aber seine Musiksammlung sowieso auf Rechnern oder iPods aufbewahrt, kann sich im Internet reichlich eindecken: Unter www.amadergaan.com kann man nicht nur dieses Album, sondern auch viele andere aus Bangladesh als mp3s für weniger als zwei US-Dollar pro Album, also für unsere Verhältnisse fast geschenkt, beziehen. Support the Asian Scene!
Kontakt: www.aurthohin.com, g_seriesbd@yahoo.com

Tracklist:
01. Aushomapto
02. Chaite Paro (2008)
03. Shesh Gaan
04. Jodi Konodin
05. Kadbe Bisshoye
06. Chera Shopno
07. Nikrishto
08. Anmone
09. Guti (The Finale)
10. Fetus Er Kanna (Aushomapto 3)



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