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Fanzine-Rezensionen 2/02

Musik in Sachsen, Das Blättchen, Eternity, Mystic Obsession, idea spektrum, Musiker Magazin, Fatal Underground, The Paper, Mitteilungsblatt der Neuen Bachgesellschaft e.V., Rare Records, Metal Mission, Das Blumenmädchen

Dem Sächsischen Musikrat obliegt die Aufgabe, das sächsische Musikleben möglichst allumfassend zu fördern. Gedacht ist dabei natürlich in erster Linie an die sogenannte "Hochkultur", aber generell gibt es in dieser Institution keine stilistischen Vorbehalte, zumal die Grenzen zwischen U- und E-Musik eh längst nur noch in der GEMA-Abrechnung relevant sind. Um nun das sächsische Musikleben auch per Reflexion der hiesigen Aktivitäten zu unterstützen, existiert die Zeitschrift "Musik in Sachsen", die vierteljährlich in unterschiedlichen Seitenzahlen erscheint (Nr. 1/2002 hat beispielsweise 44 A4-Seiten, Nr. 2/2002 deren 56) und erwartungsgemäss professionell layoutet und gedruckt ist (an einigen Stellen allerdings kuriose Schwächen des Korrekturlesers offenbart). Gemäss des erwähnten Zielhorizontes findet man in jedem Heft eine Artikelsammlung zu unterschiedlichsten Themen, in der 1/2002 beispielsweise über die 2. Sächsische Kulturraumkonferenz, auf der wichtige Weichen für die Zukunft der Kulturförderung in Sachsen gestellt werden sollten, über die museale Eröffnung des Leipziger Schumann-Hauses im Wohnhaus des Komponistenehepaars, in der 2/2002 über die Eröffnung der Villa Teresa in Coswig als Kultur- und Kammermusikzentrum oder über den Komponisten Rainer Lischka anlässlich dessen 60. Geburtstages. Vorstellungen verschiedener Musikensembles gehören zu den Stammthematiken des Heftes - in Heft 1/2002 ist es das Haydn-Orchester Dresden, in der 2/2002 geht es um ein dreifaches Jubiläum der Max-Klinger-Chöre Leipzig. Zahlreiche Veranstaltungsreihen und Wettbewerbe erfahren eine vorausschauende Betrachtung, so das Sächsische Mozartfest, der Robert Schumann Chorwettbewerb oder der MDR Musiksommer, der Sonderteil JUMPS widmet sich ganz speziell verschiedensten Jugendmusikprojekten in Sachsen, in der 1/2002 findet sich auch eine ausführliche Buchrezension (zu Werner Kadens "Musikkultur im Erzgebirge"), und wer auf der Suche nach Weiterbildungsangeboten ist, wird ebenfalls in grosser Zahl fündig. Der Löwenanteil der Hefte gehört aber einem riesigen Veranstaltungskalender mit einem Vierteljahr voller Musiktermine aller möglichen Genres aus allen Ecken Sachsens, der dank des zugehörigen Veranstalterverzeichnisses auch bedarfsweise Interaktionen unterstützt, so dass sich niemand über Informationsmangel beklagen muss. Und das Schöne ist, dass jeder aktive Musiker, jedes Ensemble seine Termine für den Kalender einsenden kann (jeweils zum 15. des mittleren Monats im vorausgehenden Quartal), sofern entweder er/es selbst oder der örtliche Veranstalter im Veranstalterverzeichnis eingetragen sind (das kostet 10,23 Euro im Jahr, ist also erschwinglich und wahrscheinlich sogar steuerlich absetzbar). Solche Verzeichnisse leben vom Mitmachen - also ran an den Speck! "Musik in Sachsen" gibt es nur im Jahresabonnement - für vier Hefte sind 5,12 Euro auf das Konto des Sächsischen Musikrates 348033631 bei der Stadtsparkasse Dresden, BLZ 85055142, einzuzahlen. Kontakt: Sächsischer Musikrat e.V., Bautzner Strasse 130, 01099 Dresden, www.saechsischer-musikrat.de


Der eine oder andere Leser kennt vielleicht die "Weltbühne" noch. Nun, dieses Blättchen ist vor einiger Zeit den Weg alles Irdischen gegangen. Die entstandene Lücke versucht im nunmehr 5. Jahrgang ein Nachfolgeprojekt zu füllen, dem man kurzerhand den Titel "Das Blättchen" und den Untertitel "Zweiwochenschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft" verpasste. Vor mir liegt exemplarisch Nr. 6/2002 vom 18. März, dessen roter Einband alles andere als trügerisch ob der politischen Ausrichtung der von ca. 20 Autoren gefüllten 32 Seiten im klassischen A5-Format ist. Ortsthematisch geht's von Afghanisten nach Australien und über die USA und den Nahen Osten schliesslich nach Berlin, und an allen Zwischenstationen versucht man hinter die Kulissen zu blicken, was mancherorts sehr gut gelingt, an anderer Stelle aber auch einen leichten Eindruck von Profilneurose und Überempfindlichkeit hinterlässt, wobei erstgenannte Momente dankenswerterweise durch Überzahl bestechen. Buch- und CD-Reviews unterschiedlichster Genres gibt's auch, letztgenannte beigesteuert von Walter Thomas Heyn, der ja auch bei uns mit der Rubrik "Heinrichs Plattenkiste" vertreten ist. Die letzten fünf Seiten gehören dann den "Bemerkungen" (die sich von den "normalen" Beiträgen nur durch ihre kompaktere Ausführung unterscheiden) sowie den "Antworten", wo mit bittersüssem Humor Aussagen von Personen des öffentlichen Interesses kommentiert werden. Exempel: "Jörg Haider, Österreicher - seit Ihrem Treffen mit Gadaffis Sohn Seif wissen wir nun, dass Sie Araber und Muslim werden wollen, da Sie bei Ihren andalusischen Vorfahren 400jährige islamische Wurzeln ausgemacht haben. Wie heisst es doch im Song einer Pop-Gruppe Ihres Landes: 'Das Böse ist immer und überall ...'" Kontakt: Verlag Jörn Schütrumpf, Schönhauser Allee 84, 10439 Berlin, www.DasBlaettchen.de. Ein Einzelexemplar kostet übrigens 2,50 Euro.


Bleiben wir gleich in Berlin und gehen zu alten Bekannten über: Das Eternity hatte ja mal zwischenzeitlich seine Printausgabe eingestellt, ist nun aber "rückfällig" geworden, wenn auch unter Übergang ins A4-Format. Sonst hat sich aber nicht viel geändert, weder in Nr. 20 noch in Nr. 21. Doch halt! Auf dem Cover von Nr. 21 sind Sacred Steel zu sehen - erstmals seit urewiger Zeit (war zu faul nachzuschauen, seit wann) also eine Titelband, die nicht vordergründig dem sehr harten und/oder düsteren Metalspektrum angehört (die paar Death Metal-Elemente, die die Vorzeigetruemetaller in "Slaughter Prophecy" eingeschmuggelt haben, sind da wenig ins Gewicht fallend). Aber die generelle inhaltliche Marschrichtung ist natürlich gleich geblieben, wobei interviewtechnisch in Nr. 20 mit Bolt Thrower, Fleshcrawl, Borknagar, Sinister und Hollenthon ein paar mehr bekannte Bands vertreten sind als in Nr. 21, wo man zu dieser Liga ausser Sacred Steel eigentlich nur noch Opera IX und Summoning zählen kann. Dass einige Interviewpartner geistigen Sondermüll von sich geben, wird im Eternity leider auch zur Tradition, obwohl's zumindest in Nr. 20 relativ harmlos zugeht - da ist natürlich aber auch wieder hochgradig interessanter Stoff dabei, den man nicht an jeder Ecke zu lesen kriegt, wobei Archontes und die rumänischen Irgendwas-Metaller von Negura Bunget herausstechen und ein wenig gehaltvolles Interview wie das mit Bergthron (wird wohl seine Gründe geben, dass die Jungs in sieben Jahren Bandexistenz erst eine Anzahl von Interviews gegeben haben, die sich an den Fingern einer Hand abzählen lässt) kompensieren. In Nr. 21 kommen Necrosphere immerhin zu der löblichen Einsicht, "dass unsere Texte intelligenter und durchdachter werden sollen", gegen das hochinteressante Disillusion-Interview, nach dessen Lektüre nicht mehr viele Fragen offenbleiben sollten, kann allerdings niemand anders anrennen. Generell fällt eine leichte Verkürzung und Schematisierung der Interviews auf (nicht aller, aber doch einiger), was an manchen Stellen schade ist, weil man als Leser den einen oder anderen Punkt gerne ausführlicher oder anders beleuchtet gesehen hätte, auf der anderen Seite aber auch zu einer Informationsverdichtung und partiellen Vergleichbarkeit führt. Reichlich Reviews quer durch den metallischen Gemüsegarten fehlen selbstredend ebensowenig wie die obligatorische CD, auf der zu Nr. 20 erwartungsgemäss niemand gegen den brillanten Italometal der Russen Archontes (mit einer gekürzten Version von "The Rules Of Real Life" vertreten) anstinken kann, wohingegen sich auf der zu Nr. 21 kein alles überstrahlender Höhepunkt finden lassen will. Pro Heft gehen 3,50 Euro an die neue Redaktionsadresse Eternity, Strassmannstrasse 49, 10249 Berlin.


Ein Jubiläum haben Bienidiction, The Holgman und der Rest vom Mystic Obsession zu feiern: Sie gehen mit Nr. 10 in die Ruhmeshallen der Zweistelligen ein. Glückwunsch ob des Durchhaltevermögens! Zur Feier des Tages hat man gleich eine absolute Legende auf den Titel gepackt: die DDR-Kultmetaller Formel 1, deren kurzzeitige Reaktivierung leider schon wieder so gut wie beendet erscheint (wenigstens hab' ich sie 2000 und 2001 live sehen dürfen), die aber nichtsdestotrotz gleich zu Beginn auch das Interviewhighlight der ganzen 68 A4-Seiten, wie üblich in vernünftiger Kopierqualität (für eine fürchterliche Bildvorlage wie die von Freternia kann Bienidiction ja wohl nix, an manchen Stellen, wie z.B. in der Macbeth-Einleitung, verschwindet aber leider auch mal etwas Text im hinterbildlichen Orkus), markieren. Neben den WFF- und Wacken-Rückblicken von 2001 fällt auf, dass diesmal vergleichsweise weniger "grosse" Bands aus dem Traditionsmetalsektor und härteren Abteilungen dabei sind (Sodom, Kreator, Moonspell, Rough Silk und Brainstorm, aber das war's dann auch schon) und löblicherweise semi- bis unbekannten Truppen ein breites Interviewforum geboten wird, wobei auch etliche Bands zu Wort kommen, die auf dem Sampler der Nr. 9 vertreten waren, z.B. Dark Man Shadow. Grosse Mengen Reviews sind natürlich auch wieder dabei, wobei die "Lesestoff"-Rubrik diesmal auch ein paar Bücher enthält. Das auf Vinyl spezialisierte Label Metal Supremacy wird mittels eines Interviews mit den beiden Betreibern vorgestellt, und mit einem kleinen Bootleg-Special gibt es noch ein weiteres Novum, das hoffentlich zur Tradition wird (habe mir vorgestern übrigens grade einen sehr ordentlichen Trouble-Bootleg von der Show in Eindhoven am 02.01.1993 zugelegt und momentan mal wieder einen Led Zeppelin-Livemitschnitt von 1977 im Auto laufen). Für Echtmetaller und Artverwandte nach wie vor hochgradig lesenswert. Mittlerweile ist die Ausgabe allerdings vergriffen. Infos: www.immortalvinyl.de.


Pro Jahr gibt idea spektrum die fünffache Anzahl aller bisher erschienenen Mystic Obsession-Nummern heraus - es ist eine Wochenzeitschrift mit dem Untertitel "Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt". Ebensolche sind auch drin - aber nicht nur, denn es handelt sich keineswegs nur um Kircheninterna, sondern um Thematiken, die auch die Beziehungen zur umliegenden Welt, zu Politik und zu anderen Religionen berühren. Dass idea spektrum als konsequentes Tendenzblatt eine vergleichsweise konservative Haltung einnimmt, überrascht dabei etwas (steht doch ansonsten eher die katholische Seite im Ruf des Konservativismus), sollte den selbständig denkenden Leser aber nicht weiter stören. Dass das Heft allerdings auch von verbohrten Fundamentalisten gelesen wird, zeigt sich auf den Leserbriefseiten - eines der Titelthemen von Heft 41/2001 bestreitet allerdings die These des "Spiegel" nach dem 11. September 2001, dass es auch unter den Christen viele fundamentalistische Gruppierungen gebe, die zu ähnlichen Taten fähig seien. Wie gesagt: Selbständiges Denken ist beim Lesen oberster Trumpf, und genug Denkanstösse vermitteln die 36 A4-Seiten (davon allerdings ein Viertel mit Werbung gefüllt) allemal. Dazu gibt's interessante Themenartikel (in besagtem Heft beispielsweise über die Situation evangelischer Buchhandlungen und Verlage) und selbstredend auch theologische Abhandlungen, meist aber mit Praxisbezug (manchmal auch für Laien) und keine theoretischen Wortgefechte. Zu bestimmten Ereignissen oder auch Themenspektren publiziert idea spektrum bzw. die dahinterstehende idea-Nachrichtenagentur ausserdem Sonderhefte oder ganze Sondereditionen, die allerdings ebenfalls einer schwankenden Qualität unterworfen sind, wie man in Thorstens Review zu "Der Böse ist unter uns" nachlesen kann. Weitere Informationen: idea e.V., PF 18 20, 35528 Wetzlar, www.idea.de


Die Ausgaben 2/2002 und 3/2002 des Musiker Magazins liegen vor mir, die Lektüre hinter mir, und aktive Musiker sollten letztgenannte hoffentlich auch schon hinter sich haben, denn die finden mal wieder reihenweise wichtige Tips und Informationen rund ums Musikbusiness, in der 2/2002 u.a. übers Booking, in der 3/2002 z.B. eine Story über die Band Dicht'N'Durch, die mit ihrem CD-Titel "Viagra" Rechtsprobleme bekam, und eine Zusammenstellung verschiedener neuer Rechtsnormen für Musiker. In Anlehnung an die auch in der musikinteressierten Öffentlichkeit vermehrt zu beobachtende Diskussion über das CD-Brennen und dessen Anteil an der kränkelnden Situation der Musikindustrie findet eine solche verschiedenseitige Argumentation auch in dieser Zeitschrift einen Widerhall, wobei kurioserweise die Plattenkonzernchefs selbst eingestehen, mit ihrer "One-Hit-Wonder"-Politik eigenhändig zur Schieflage beigetragen zu haben (man lese mal die Statements von Warner Music-Präsident Bernd Dopp in Nr. 2/2002, S. 18). Ein weiteres Hauptthema ist die Förderung von Rock- und Popmusik(ern) in Deutschland, wobei der hinter dem MusikerMagazin stehende Deutsche Rock- und Popmusikerverband die B.A. Rock nach Strich und Faden auseinandernimmt, seine eigenen Verdienste (die ihm niemand streitig machen will, im Gegenteil) aber in etwas argem Masse, fast peinlich-penetrant ins Licht rückt (das kann man auch subtiler angehen). Anspruch und Wirklichkeit klaffen auch in den beiden Titelinterviews (generell recht aufschlussreich) phasenweise auseinander: In der 2/2002 betont Sarah Connor immer wieder, welche unglaublichen künstlerischen Freiheiten sie doch habe, nur um in jeder zweiten Antwort (offen oder zwischen den Zeilen) diese schon wieder entscheidend einschränken zu müssen, und beweist mit dem Satz "Ich denke, dass die Masse merkt, ob sie ein Retortenprodukt vor sich hat oder ob ein Song authentisch klingt ...", dass sie vermutlich auf dem Mond lebt oder zumindest an einem anderen dieser wenigen beneidenswerten Orte, an denen man von den No Angels noch nichts gehört hat bzw. hören musste (wie authentisch und vor allem unverwechselbar ein Song wie "Let's get back to bed boy" ist, wage ich an dieser Stelle gar nicht zu fragen). Etwas bodenständiger gibt sich Wolfgang Niedecken von BAP in der 3/2002, aber auch sein Nachweinen bezüglich des Antrages zur Quotierung deutscher Interpreten in den hiesigen Medien hinterlässt einen faden Beigeschmack, und Interviewer Ole Seelenmeyer fährt mit der gewollt-provokanten Headline "Stirbt die Rockmusik?" auch keine Punkte ein - Niedecken bremst ihn diesbezüglich mit dem Verweis auf den Underground, die "Ursuppe", wie er es nennt, elegant aus. Aber genug gemeckert - generell ist das MusikerMagazin ebenso wichtig wie lesenswert (obwohl während der Produktion der 3/2002 der Korrekturleser im Urlaub gewesen zu sein scheint), und auch meinen Kritikpunkt aus den letzten Rezensionen, unter die Tonträgerreviews noch die Kontaktinfos zu den Bands bzw. Labels zu setzen, hat man sich zu Herzen genommen. Besagte Reviews kommen kurz und knapp und reichen stilistisch quer durch die musikalische Geräuscherzeugung - man macht nicht mal vor den Death Metallern Fangorn und Subcutane halt. Kontakt & Infos: Kulturelles Jugendbildungswerk e.V., Kolberger Strasse 30, 21339 Lüneburg, www.musiker-online.com


Nach längerer Zeit halte ich wieder mal ein Fatal Underground in den Händen. Die Dessauer Crew (hoffentlich nicht vom Hochwasser gebeutelt) hat mittlerweile Nr. 13 am Start, und vergleiche ich die mal mit der Nr. 9 (die letzte Ausgabe, die ich vorher in den Händen hielt), dann hat sich im Prinzip nicht allzuviel verändert. Inhaltlich sowieso nicht, damit war auch kaum zu rechnen - man holzt sich nach wie vor quer durch den Dschungel unbekannterer Bands hauptsächlich im Elektro-, im Gothic- und im härteren Metalsektor, den man sowohl reviewtechnisch als auch interviewös durchforstet. Zu Wort kamen diesmal u.a. Obscure Oath (Motto: "Kleine Band, was nun?"), Corpse Fucking Art (Motto: "Verteidiger des wahren Blödsinns"), P.Vampire (Motto: "Sind Raumschiffe auch von innen schwarz?"), Projekt (Motto: "Welchen Bandnamen erwartet man von einer englischen Gothic-Formation am wenigsten?"), Darkside (Motto: "Was ist eine kognitive Dissonanz?") und Ages Gone (Motto: "Wie kombiniere ich Reggae und Death Metal?"). Reviewter Lesestoff fehlt selbstredend auch nicht. Eine neue Rubrik nennt sich "Der metallische Brennpunkt" und soll Meinungen bisweilen auch zu heisseren Eisen transportieren - das Konzept darf bei den Folgeteilen gerne noch intensiviert werden, denn zum Thema "Coverbands vs. 'echte' (Metal-) Mucke" wäre sicher noch mehr herauszuholen gewesen als eine (wenn auch ausführlich ausargumentierte) Kontroverse zwischen je einem Vertreter der beiden Seiten aus Franken. Tja, und auch optisch hat sich nicht viel geändert. Immer noch viele unnumerierte und ordentlich kopierte A5-Seiten, immer noch eine sehr freie Auslegung der Begriffe "Schriftsetzerei" und "Orthographie", aber layouterisch ist man etwas verspielter geworden (man lernt die Programme mit der Zeit eben immer besser kennen). Ach so, eins fehlt aber doch, nämlich die Labelkontaktliste auf der letzten Seite - nur vergessen, keinen Platz mehr gehabt oder ganz abgeschafft? Letzteres wäre schade - gerade nicht sooo grosse Labels haben Direktkontakte zur Hörerschaft nötig, da ihre Produktionen selten im Plattenladen ein gemütliches Plätzchen zwischen Slayer und Britney Spears finden. Den gesamten Lesestoff gibt's nach wie vor für Rückporto (früher mal 1,50 DM, jetzt ein analoger Betrag in Euro) bei Egbert Klein, PF 301355, 06849 Dessau, ecke.f.u@web.de zu bestellen.


Inhatlich ist nach einem Blick aufs Cover von The Paper Nr. 9 klar, wo der Barthel den Most holt: Hatebreed als Titelband, dazu die Unterzeile "Hardcore Lifestyle & Music Magazine" - alles logo. Eigentlich. Eine wichtige Zusatzinformation fehlt aber noch: Als Herausgeber dieses Heftes fungiert das belgische Hardcorelabel Goodlife Recordings, und so handelt es sich also nicht nur um ein Zine, sondern auch um ein Promoinstrument, das zudem noch den kompletten Mailorderkatalog von Goodlife enthält. Als Vergleich in Deutschland könnten der Metalstorm-Katalog oder auch (in grösseren Dimensionen) das EMP-Magazin dienen. Von den ausführlicher vorgestellten Bands (drei Interviews und zwei kompakte "Profiles") sind nur 40% nicht auf dem Goodlife-Label, aber wenigstens geraten die Interviews nicht zur Labelselbstdarstellung, sondern sind wirklich interessant. Zwei Seiten News aus dem Hause Goodlife und eine Kolumne (irgend so'n Ewiggestriger ereifert sich, früher sei alles besser gewesen, auch im Hardcore) leiten zu einem umfangreichen Reviewteil über, der zwar auch ein paar Goodlife-Bands enthält, sich aber ansonsten quer durch die gesamte Szene und auch weit in den Metal hinüber erstreckt und in dem lediglich die Überschriften (dunkelgrün auf schwarz) nahezu unlesbar sind. Leider verzichtet man auch bei Kleinlabels, Eigenproduktionen und Zines auf Angaben von Kontaktadressen - ein Teil des reviewten Stoffes ist zwar im Mailorderkatalog auch gleich bestellbar, aber eben längst nicht jeder Artikel. Schade - hier wurde eine Chance vertan, etwas zur Zusammengehörigkeit der Szene zu tun. Eine Durchnumerierung der  wären auch ganz nützlich gewesen - dann hätte die Druckerei vielleicht beim Zusammenstellen der Druckbögen nicht so viel Mist gebaut (die Reviews gehen z.B. bei B wie Brother's Keeper los - All That Remains bis Body Bag folgen erst drei Seiten später). Andererseits macht das Zusammenstoppeln der Inhalte manchmal schon wieder richtig Spass. 64 zweifarbige A5-Seiten (grün-schwarz) plus ein vierfarbiger Einband stehen insgesamt zu Buche, viel Werbung verschiedenster Labels (jaja, da stehen dann auch Kontaktadressen drin ...) ist auch mit dabei, aber dafür wird das Heft (das planmässig zweimal jährlich erscheint), wenn meine Informationen stimmen, kostenlos vertrieben. Im Zweifel schafft eine Kontaktaufnahme mit Goodlife Recordings, PO Box 114, B-8500 Kortrijk, Belgium, fire@goodliferecordings.com, www.goodliferecordings.com sicher schnell Klarheit. Der Mailorderkatalog ist übrigens recht gut sortiert (erwartungsgemäss liegt der Schwerpunkt auf Hardcore mit grösseren Punk- und Metalanteilen), und die Preise bewegen sich im erträglichen Bereich.


Format A5, Drahtrückstichheftung mit zwei Klammern im Rücken, Offsetdruck - darin gleicht The Paper dem nun vorzustellenden Heft, aber es sollen die einzigen Parallelen bleiben, denn das Mitteilungsblatt der Neuen Bachgesellschaft e.V. widmet sich, wie man sich leicht denken kann, völlig anderen Thematiken. Der im Jahre 1900 gegründete Verein informierte seine Mitglieder zunächst hauptsächlich auf den jährlichen Mitgliederversammlungen, aber mit der Zeit begann man nach einem kurzfristigeren Turnus des Informationsaustauschs zu streben und begründete 1976 das Mitteilungsblatt, womit man noch eine weitere Fliege erlegte: Als ein seltenes Exempel konnte die Neue Bachgesellschaft auch während der Zeit des Eisernen Vorhangs ihre ost-westliche bzw. deutsch-deutsche Gemeinschaft aufrechterhalten, und das Mitteilungsblatt spielte eine wichtige unterstützende Rolle dabei. Die 48 Inhaltsseiten des Jubiläumsheftes Nr. 50 sind mit den verschiedensten Thematiken gefüllt, bei denen indes stets der Geist des grossen Johann Sebastian Bach im Vordergrund präsent ist, wessen Schaffen sich die Gesellschaft fördernd widmet. Gilles Cantagrel eröffnet das Heft mit einem fiktiven Brief an JSB, bevor der Vereinsvorsitzende Martin Petzoldt auf drei Seiten die aktuelle Entwicklung rings um den Verein zusammenfasst. Die Berichterstattung vom 77. Bachfest der NBG, das in die 56. Greifswalder Bachwoche inkorporiert wurde, und der ebenfalls angeschlossenen NBG-Mitgliederversammlung nimmt breiten Raum ein (beispielsweise ist auch die Predigt von Präses Manfred Kock, dem Ratsvorsitzenden der EKD, aus dem abschliessenden Festgottesdienst abgedruckt). Unter "Personalia" finden sich u.a. NBG-interne Veränderungen in den Leitungsebenen, eine Liste neuer Mitglieder und Würdigungen von besonderen Jubilaren. Einen wichtigen Bestandteil bilden "Berichte und Mitteilungen", wobei das Spektrum von wiederum personenbezogenen Aktivitäten über einen höchst interessanten Artikel von Reimar Bluth über die Notenbestände der Berliner Sing-Akademie, die als Beutekunst jahrzehntelang in Kiew für die Forschung kaum zugänglich lagerten und nun nach Berlin zurückgekehrt sind (allein 360 Dokumente aus der Feder von Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel sind darunter), Veranstaltungsberichte (z.B über die 13. Budapester Bach-Woche) und allgemeine Nachrichten rings um die Bachpflege bis hin zu Medienvorstellungen reicht. Eine Übersicht über regelmässige Bach-Sendungen im Rundfunk leitet über zur Berichterstattung aus den NBG-eigenen Projekten Bachhaus Eisenach und Bach-Archiv Leipzig. Einige organisatorische Hinweise für die Mitglieder folgen, und den letzten grossen Komplex bildet die Terminliste mit einer Reihe von Konzerten, Gottesdiensten und Veranstaltungen, in denen Bach und seine Musik eine explizite Rolle spielen. Für Bachophile also insgesamt eine feine und interessante Sache. Als Mitglied der NBG bekommt man das Heft offenbar kostenlos zugestellt (sein Bezugspreis ist wohl im Mitgliedsbeitrag enthalten) - welchen Obulus das Nichtmitglied für eine Ausgabe oder einen Dauerbezug zu entrichten hat, verraten ein Brief an die Neue Bachgesellschaft e.V., PF 100727, 04007 Leipzig, eine Mail an info@neue-bachgesellschaft.de oder vielleicht auch ein Blick auf die (noch in der Aufbauphase befindliche, aber bereits arbeitende) Homepage www.neue-bachgesellschaft.de. (bis hierher: rls)


Ausgabe 10 des Rare Records-Fanzines kommt mit einem schmucken Gold-Cover, auf dem ein etwas verwirrt dreinblickender Krieger zu sehen ist, dem gerade eine zu gross geratene Kreuzotter durch den Oberkörper flutscht. Sind diese Krieger auf den Covern der Metal-Platten nicht immer siegreich? Na ja, der halt nicht. Jens Häfner heisst der Herausgeber von Rare Records und der Mann scheint ein absoluter Szenefreak zu sein. Im bescheiden betitelten Vorwort „Der Meister spricht ...“ greift er Themen wie Veröffentlichungs-Overkill und Sammlermissstände auf und rennt bei mir damit teilweise schon offene Türen ein. Als er dann auch noch die allseits bejubelte Destruction-Reunion kritisch beleuchtet, hat er sich mein Wohlwollen endgültig gesichert. Ein Überblick über O.P.M. Records plus Reviews einiger Perlen des Labels zeigt einmal mehr, dass Jens selbst ein Fan ist und Idealismus über alles schätzt. Ein 18seitiges Japan-Special rundet dieses 40seitige Mag ab und auch hier wird man mit vielen Fakten und Hintergrundinformationen versorgt. Rare Records ist etwas für Szenehasen und Sammler, der typische Metal Hammer-Leser wird wohl weniger fündig werden. Immer diese Vorurteile ... Lediglich beim Artikel “Des Metalheads Ideale – Wunschtraum oder Wirklichkeit“ sehe ich manche Sachen doch positiver als Jens, aber da sollte sich wohl jeder sein eigenes (Vor)Urteil bilden. Raritäten-Sucher und Metal-Neugierige können diese Ausgabe für 2 Euro bei Rare Records, Jens Häfner, Wolliner Str. 1, 26125 Wiefelstede bestellen. Schneller geht‘s per E-Mail: haefnerjen@aol.com oder Ihr schaut Euch mal die Website www.Haefners-Heavy-Metal-Hell.de an. Viel Spass beim Stöbern! (mst)


Ein leckerer Happen für den etwas unkonventionelleren Metalhead (hargh, hargh ...) ist das neuste Metal Mission-Magazin (Nr. 9) geworden: Ausschliesslich das christliche Metier im Bereich der Schwermetallkunst wird hier beackert, traditionell kommen Interviews, Live- und Plattenrezensionen sowie Newsmeldungen zum Zuge, jedoch auch ein Special über die brasilianisch-christliche Metalszene, Internetadressen, ein kleines Comic und zwei Liedtextabdrucke (Shining Star & Destra). Das (farbige) Titelblatt des ansonsten schwarz-weissen Blattes ziert Steve Rowe von den Australia-Deathern Mortification (Zitat: "Il sinônimo de Metal Cristâo") - das entsprechende ausführliche Interview ist überaus ehrlich und interessant -, die neben Rob Rock die einzige Band sein dürften, welche in der säkularen Szene einen gewissen Popularitätsgrad aufweisen kann. Denn wer kennt schon Deliver ("Trash contra o diabo"), Vaakevandring ("Black Metal tècnico a servico de Jesus Cristo"), Kekal, Belica oder Theosophy? 62 Seiten in annähernd A4-Format inkl. Clemency-Live-Poster - zu ordern bei: Flàvio de Souza, Caixa Postal 177, Londrina/PR-86001-970, Brazil, mmag@sercomtel.com.br. Achtung! Portugiesische Sprachkenntnisse sind vonnöten! (Aber nur zum Lesen des Heftes - die Mail zum Bestellen kann man auch in Englisch schreiben. - rls) (ta)


Na, hier haben wir doch wieder mal zwei Hefte, die randvoll mit allerlei Informativem, Lustigen und nachedenklich Machendem gefüllt sind: Das Blumenmädchen Nr. 3 und 4. Gedichte - besinnlich oder nachdenklich und das Kreuzworträtsel für den manchmal etwas eingerosteten Verstand.
Viele Rezensionen - einige davon in Heft 4 sogar als Gepräch mit einem herrlich natürlichen Witz; fast wie bei den Kumpels zu Hause - von CDs von bekannten wie Robbie Williams oder Natalie Imbruglia und vielleicht weniger bekannten Leuten als da ein schönes Beispiel Virginia Jetzt! wären. Ein Interview mit diesen Jungs gibt’s auch noch, bei dem sie ziemlich lustig und trotzdem nicht albern oder als nicht ernst zu nehmen rüberkommen. Ausserdem interessante Berichte über Sigur Rós und eine Acoustic-Tour von Modesty Blaise (kannte ich bis zur Lektüre des Blumää auch nicht - scheinen aber ziemlich gut zu sein).
Ansonsten wird hier nicht nur was für’s Gehör geboten - nein, auch Buchbesprechungen von allgemein bekannten (das sollte jedenfalls so sein) und geschätzten Autoren wie Böll oder Kafka, aber auch Sachen, die mir auch noch gänzlich unbekannt waren, wie z.B. „Mein Herz so weiss” von Javier Marias. Für alle die, denen Bücher immer gar so viele Worte auf einmal enthalten, hat das Blumää auch noch einige Filmkritiken parat.
Wissenswertes gibt’s auch noch. So kann man hier etwas über Sinn oder Unsinn von Hintergrundmusik erfahren oder sich eine - wenn auch für nicht so intensiv involvierte Leute etwas schwer verständliche - „Abhandlung” über Pop leserlich einverleiben.
Persönliches und Erlebtes kann man entweder den Briefen im Leserforum oder den mit wunderbar viel Humor und einem Schuss Ironie verfassten Berichten über die Leipziger Buchmesse, Lieblingsliedertapes und im Interview mit Rob (so ääh interviewt äh der Redakteur und äh antwortet der äh der Künstler - einfach köstlich!) entnehmen.
Für alle, die selbst schreiben, bietet das Blumää viel Raum für eigene Gedichte und Geschichten - also traut euch ruhig!
Also, jetzt hör ich lieber auf, sonst müsst ihr noch einen ganzen Haufen mehr lesen, wie ich das alles so finde (auch das, was ich aus Zeit und Platzgründen hier nicht einzeln erwähnt habe), und schliesslich sollt ihr ja selber mal reinschauen, was es in diesem Heft so alles zu gucken, zu lesen und zu erfahren gibt. Also seht zu, dass ihr eins der nächsten Blumääs ergattern könnt und viel Spass beim Stöbern und Schmökern! Deshalb hier noch der Kontakt: www.dasblumenmaedchen.de (vfu)



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