www.Crossover-agm.de BRAINSTORM: Metus Mortis
von rls

BRAINSTORM: Metus Mortis   (Metal Blade Records)

Bisher konnten sich Brainstorm mit jeder CD steigern bzw. ihrem Schaffen noch eine Facette hinzufügen. Damit ist auf "Metus Mortis" so gut wie Schluß - dieses Album ist eher eins der rückwärtsgewandten Sorte. Nun waren Brainstorm im musikstilistischen Sinne noch nie große Erneuerer, und auch auf "Metus Mortis" dominiert wieder traditioneller Power Metal der eher amerikanischen Sorte (auch wenn die "Amerikanisierung" nie solche Ausmaße angenommen hat wie bei den Ländlekollegen Sacred Steel). Auf ihrem letzten Album "Ambiguity" hatten Brainstorm allerdings zarte orientalische Einflüsse verarbeitet ("Maharaja Palace"), einen überlangen Epic geschrieben ("Beyond My Destiny"), eine Ballade an den Start gebracht ("Far Away") und sich auch ein wenig der europäischen Power Metal-Sorte angenähert ("Perception Of Life"). All diese Elemente lockerten das vorherrschende US-lastige Energie-Melodie-Geballer etwas auf und sorgten dafür, daß man die CD x-mal durchhören konnte, ohne irgendwo gelangweilt dreinblicken zu müssen. Und fast all diese Elemente haben Brainstorm auf "Metus Mortis" wieder ausgemerzt. Mit diesem Album steht eher ein rauher Felsblock vor einem, gleichmäßig ausgeprägt, aber alles andere als leicht zu bezwingen. Besonders deutlich wird dies, wenn man das "Shadowland" (mit bisweilen richtig schnellem Geknüppel) passiert hat: Mit "Checkmate In Red", "Hollow Hideaway" und "Weakness Sows Its Seed" stehen gleich drei tempotechnisch nahezu gleichförmige Tracks hintereinander, und man muß schon arg achtgeben, um die kleinen auflockernden Elemente, die Brainstorm hier versteckt haben (etwa das kurze Flötenbreak in "Checkmate In Red" oder die gelegentlichen Effekte, den Pianoeinsatz und den tief gesprochenen Part in "Weakness Sows Its Seed") nicht zu verpassen, bevor dann in "Into The Never" wieder herzerfrischend losgespeedet wird. "Metus Mortis" ist bei den ersten Hördurchläufen also ein eher schwer verdaulicher Brocken, und ich kann mir gut vorstellen, daß ein Teil der Hörerschaft hier relativ schnell aufgeben wird. Andererseits dürfen sich Brainstorm das Kunststück gutschreiben lassen, tatsächlich eine solch schwer, aber eben nicht unverdauliche Platte eingespielt zu haben, ohne auch nur im geringsten irgendwas mit Progressive Metal am Hut zu haben. Und das Bezwingen einer solchen Platte kann mitunter reizvoller sein als das Durchhören einer eingängigen Scheibe, die man beim zweiten Mal schon von vorn bis hinten mitpfeift und nach dem vierten Durchlauf dann enttäuscht weglegt, weil sie nicht mehr "wachsen" kann, ja ausgelutscht ist. Über die Tatsache, daß spiel- wie produktionstechnisch der grüne Bereich ohne Mühe erreicht wurde, braucht man nicht allzuviele Worte zu verlieren, also kann man sich eher der Suche nach wirklich außergewöhnlichen Tracks widmen. Einen wird man dabei dann finden: "Under Lights" klingt, als ob HIM sich entschlössen, auf Power Metal umzusatteln, und an einen ähnlich gelagerten Track kann ich mich im Brainstorm-Schaffen nicht erinnern (gut, es ist auch ewig her, daß ich das Debüt "Hungry" mal gehört hab', aber damals gab's HIM ja noch gar nicht). Viel Überraschendes passiert auf den Positionen 9-12 dann nicht mehr, sieht man mal von dem Dreiertakt ab, den das melodische ruhige Solo im Abschlußspeedie "Strength Of Will" (einer der besten Songs von "Metus Mortis") quasi aus dem Off kommend auffährt. Somit erweist sich die CD wie gesagt als etwas unzugänglicher, wenn man sie mit den Vorgängerwerken vergleicht, aber die Vertrautheit mit ihr wächst von Durchlauf zu Durchlauf, und wer die Zeit aufbringt, sich mit ihr intensiver zu beschäftigen, dessen Mühe lohnt sie reichlich.
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