|
Hartmut Jaeger, Joachim Pletsch (Hrsg.): Der Böse ist unter uns
von tk
anno 2002
Die evangelische Nachrichtenagentur
idea e.V. hat im Zuge des jüngsten Satanisten-Prozesses um die Mörder
von Witten ein Buch herausgegeben, das den Ertrag zum Thema Satanismus/Okkultismus
aus biblisch-theologischer Sicht bündeln und aktualisieren soll.
So stellen die Herausgeber
H. Jaeger und J. Pletsch schon im Vorwort klar, daß „ganz gewiß
kein Grund zur Panikmache“ bestünde, Satanismus aber „in Beziehung
zum Christentum“ stehe und somit die Fragen gestellt werden müßten:
„Wie steht der Gott der Bibel zu alledem? Wie stellt sich eine ‚aufgeklärte
Gesellschaft‘ der Realität des Bösen, und was haben Christen
an Hilfe anzubieten?“ (S. 8/9) So weit, so gut.
Der aufmerksam interessierte
und sich schon seit längerem mit diesem Thema beschäftigende
Leser wird sich nun fragen, ob und wie neue Erkenntnisse und Umgangsweisen
mit dem Phänomen „Satanismus“ in diesem Buch verhandelt werden und
welche Diskussionshilfen die „Fachleute“ anzubieten haben. Bekommt er die
Frage präzise und eindeutig beantwortet? Leider nein. Ganz im Gegenteil.
Wie schon vor zwanzig Jahren
Autoren wie Bäumer, Heide und andere sich als selbsternannte Kenner
der Materie präsentierten, wird auch heute noch von einer Vielzahl
von Autoren pseudo-christlich-fundamentalistische, leider auch sehr oberflächlich
recherchierte Kost reproduziert und aus vermeintlichen Klischee-Blickwinkeln
längst kalt gewordene Suppe noch mal kräftig durchgerührt.
Der jüngste Satanisten-Prozess
(den ich ganz persönlich als peinlichstes Großtheater unserer
Medienmogule bezeichnen möchte, denn im Kern des Prozesses ging es
schlicht und ergreifend um Mord) dient lediglich als Aufhänger, während
die wirklich gefährlichen, im Untergrund operierenden Satanisten (am
Tage gewissenhafter Geschäftsmann und sonntäglicher Kirchgänger,
am Abend Boss eines Satanistenzirkels) und Organisationen, wie die „Church
of Satan“ kaum benannt werden.
Stattdessen muß Heavy
Metal wieder in oberflächlichster Betrachtungsweise als Synonym für
Blasphemie, Zerstörungswut, Perversion und okkulte Spielereien herhalten,
obwohl mittlerweile fast jedes Kind weiß, daß AC/DC „Gleichstrom/Wechselstrom“
bedeutet und nichts anderes, ebenso KISS als die wohl harmloseste Rockband
dieses Planeten gelten dürfte. Ferner werden auch noch Bandnamen mit
Albumtiteln verwechselt, „The Principle of evil made flesh“ u.a.
Wenn es nicht so traurig
wäre, sollte man eigentlich drüber schmunzeln dürfen.
In folgenden Kapiteln (die
auch als Einzelberichte in idea spektrum
erschienen sind) wird die biblische Dimension des Teufels anhand ausgewählter
Bibelstellen ausführlich erläutert, der wohl interessanteste
und im Kern informativste Teil des Buches.
Allerdings halte ich es
nicht für sinnvoll, Harry Potter und Elemente der Fantasy-Literatur
in das Grundthema einzubauen, wie Markus Spieker das ab S. 79 versucht,
denn „Helden der Kindheit“ dieser Couleur kann man schwerlich mit einer
„Gefahr für Christen“ gleichsetzen, wie diese von selbsternannten
„Feinden Gottes“ ausgeht.
Ertragreicher scheint mir
da schon eine in der christlichen Jugendzeitschrift komm! vom November
2000 veröffentlichte Auswertung einer Umfrage zu sein, welche unter
777 (hurra, es lebe das Klischee!) christlichen Jugendlichen durchgeführt
wurde. Hier mag jeder mittels der aufgeführten Statistiken eine eigene
Einschätzung vornehmen. Über die potentielle Gefährdung
Jugendlicher durch okkulte Spielereien sagen diese Werte aber auch nur
vage etwas aus.
Pluspunkte gibt es für
die Übersichtlichkeit der Themen, die grafische Darstellung und das
Layout.
Quasi im Anhang darf sich
Michael Stricker noch mal so richtig austoben:
„Wie Sirenen jaulen die
Gitarren auf, leise setzen Bass und Drums zu einem rasanten Rhythmus an,
werden immer lauter. In einem genialen Riff werden nun die schrägen
Töne und Rhythmen vereint, das höllische Inferno hat endlich
zueinander gefunden und hämmert mit Brachialgewalt durch das Zimmer,
durch die Hauswände und immer weiter hinaus ins Quartier. Blut ‚quillt‘
aus den Boxen, Grauen, Ekstase, Perfektion ... Höchste Zeit einen
Joint zu rollen, um den Rest meiner neuen Slayer-CD noch mit tieferem Genuß
reinziehen zu können ... Sie rauchten auf offener Straße, hörten
AC/DC ... Hard Rock, Zigaretten, Computerspiele und Alkohol waren Inhalt
unserer Freizeitbeschäftigung ... Wer Drogen nimmt und Heavy Metal
hört, wird es wohl kaum umgehen können, daß er sich auch
mit Okkultismus beschäftigt. 'Shout at the devil' sangen wir aus vollen
Kehlen ...“
Mein Vorschlag: Man kette
Herrn Stricker an einen Stuhl, lasse ihn die gesamte „Haarus
Longus Satanas?“-Abhandlung auswendig lernen und vor der CrossOver-Redaktion
Wort-für-Wort vortragen, sperre ihn anschließend in einen 4
qm „großen“ Raum und beschalle ihn mindestens drei Stunden lang mit
Crimson Thorn und Vomitorial
Corpulence, um ihn dann weitere zwei Stunden mit Hordes „Hellig Usvart“
nebst Auswendiglernens der Texte zu beglücken ... (Gute Idee! Wo wohnt
er? – Anm. des CrossOver-Inquisitionskomitees)
Hartmut Jaeger, Joachim
Pletsch (Hrsg.): Der Böse ist unter uns. Satanismus und Okkultismus – die verschwiegene Realität. idea-Dokumentation 3/2002. Dillenburg: CVG 2002
© by CrossOver
|
|
|