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United Forces Of Rock Festival   30.10.2005   Ludwigsburg, Rockfabrik
von gl und Bernd Joachim (bj)

Der Flyer zur Veranstaltung  Der Flyer zur Veranstaltung
Eine gar famose Veranstaltung haben sie da auf die Beine gestellt, die Macher dieses Pilotprojekts. Festivals gibt's ja etliche, doch dieses bediente die Klientel des Melodic-Rocks und AOR, und dass es davon nach wie vor viele (verstreute) Fans gibt, das ist klar. Vor wenigen Jahren wurde es mit den Z-Rock-Festivals schon einmal versucht, dort war die Publikums-Resonanz zu gering. Doch nun haben Frontiers Records, die mit PRIDE OF LIONS, WETTON/DOWNES, SEVENTH KEY, BLANC FACES, JADED HEART und HARTMANN das Gros der Bands vertraten, und die Partner um das Team vom Rock It!-Magazin sowie AOR HEAVEN (LEGS DIAMOND) und ESCAPE MUSIC (CASANOVA) und natürlich die Betreiber der Rock-Fabrik ganz tolle Arbeit geleistet. PUMP dürfen hier natürlich nicht vergessen werden. Und, um es vorweg zu nehmen, die RoFa war ziemlich voll, das Festival kann als absoluter Erfolg gewertet werden. Aus ganz Europa kamen Fans angereist, zahlreiche Briten, Norweger, Schweden, Italiener, Holländer ... schon klasse, was "unsere" Musik für eine Anziehungskraft besitzt. Ist jedoch auch kein Wunder, es gab gleich 4 Premieren auf deutschem Boden zu begutachten.

Doch zunächst wurde der musikalische Reigen von dem Deutschen Oliver HARTMANN eröffnet. Der ehemalige AT VANCE-Sänger war noch verspätet ins Line-Up gerutscht und durfte das Festival mit einigen seiner Lieder vom Debutalbum "Out In The Cold" beginnen und machte dabei und auch bei seinen gelegentlichen (Co-)Moderationen im Laufe des Tages eine gute Figur.

Pump
Dann enterten die Lokalmatadoren von PUMP die Bühne der Rockfabrik, und was haben die Jungs um Sänger Marcus Jürgens gerockt! Und mit was für einer Setlist: Gleich vier (!) neue Songs vom künftigen Album, das ja noch keiner kennt, welch mutige Entscheidung. Doch diese Songs, allen voran zwei davon, sind so dermaßen stark, dass dies keinen Unterschied machte. Hut ab vor diesem Risiko, was natürlich untermauert wurde von dem stärksten Songs des Debuts "Against Everyone's Advice" wie "Dangerous" oder "No Fight - No Glory". (gl)

Blanc Faces  Blanc Faces
Die beiden Brüder Robbie und Brian La Blanc haben mich mit ihrem diesjährigen Debüt unter dem Namen BLANC FACES äußerst positiv überrascht. Die Platte in der Schnittmenge Triumph/Giant/Night Ranger zählt für mich noch immer zu den echten Highlights des fast abgelaufenen Jahres und entsprechend gespannt war ich auf den Auftritt der Amis. Der war von Anfang an mit technischen Schwierigkeiten verbunden, was aber keinesfalls für Missstimmung sorgte. Die Musiker hatten immer ein breites Lächeln auf den Lippen und nahmen die Widrigkeiten an, auch wenn es natürlich ärgerlich ist, beim allerersten Gig in Europa mit einem verreckten Bass-Verstärker und einer sich selbständig machenden Bass-Trommel konfrontiert zu werden. Egal, die bärenstarken Stücke ihres Albums gossen sich warm und dennoch punktgenau aus den Boxen, wobei "Staying Power" meinen persönlichen Höhepunkt eines phantastischen Gastspiels markierte. Super! (bj)

Casanova
Hans-Dampf-in-allen-Gassen Michael Voss (u.a. SILVER, ex-DEMON DRIVE, MAD MAX ...) wollte es nun doch noch mal wieder live mit CASANOVA wissen und stellte überzeugend unter Beweis, dass er nicht nur im Studio ganze Arbeit leistet, sondern auch ein guter Frontman und Sänger ist. Nebenher spielte er übrigens auch noch Gitarre. Michael strahlt einfach eine natürliche Herzlichkeit aus, und wirkt kein bisschen großkotzig oder aufgesetzt. Das letzte CASANOVA-Album "All Beauty Must Die", welches genau ein Jahr zuvor erschienen war, ist ja - leider - passend zum Titel recht schnell untergegangen. Heute konnte man noch mal einige Songs davon hören, wie das eingängige "Not Over You". Die Band, die sich zu eben jener Platte wieder zusammengefunden hatte, spielte nicht in diesem, ihrem Ur-Line-Up vom Debut, sondern Jürgen Attig wurde heute ersetzt durch Jochen Mayer am Bass. Und klar, dass auch Songs vom Debut aus dem Jahre 1991, z.B. "Hollywood Angels", nicht fehlen durften in einem Set, der einfach Spaß machte. (gl)

Jaded Heart
Die Neugierde war bei JADED HEART noch größer, als viele nach vorne drängten und es enger wurde. Denn die Band hatte einen neuen Sänger in dem Schweden Johan Fahlberg gefunden, wo doch der Name Michael Bormann viele Jahre für die Band und ihren Sound stand. Die Musik war gut, aber sorry, mir persönlich sagte der neue Sänger nicht zu mit seinem übertriebenen Habitus, er war, wie Bernd unten schreibt, tatsächlich übermotiviert, ich übergebe an Bernd (gl):
Nun, schon die aktuelle Platte mit dem Schweden am Mikro ist eine Unze dreckiger als frühere Werke, und so klangen die besetzungstechnisch veränderten JADED HEART natürlich auch live etwas anders. Neue Songs kamen sehr fett rüber, was auch am guten Sound gelegen hat, und da machte der übermotivierte Fahlberg natürlich eine tolle Figur. Auch bei den Tracks der Bormann-Ära kann man dem Skandinavier vom rein technischen Standpunkt betrachtet nicht an den Karren fahren. Er hat eben einen raueren Stil drauf, was die Stücke nun aber nicht unkenntlich machte, sondern sie nur eben in einem etwas anderen Licht erscheinen ließ. Mal sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln, wenn man sich etwas besser an das neue Line-up gewöhnt hat. (bj)

Legs Diamond  Legs Diamond
Die Kalifornier LEGS DIAMOND sind mit größeren Pausen schon "ewig und drei Tag" unterwegs und stellten sich nun - nur 30 Jahre nach Gründung - zum ersten Mal überhaupt in Deutschland vor. Drei Mitglieder des alten Line-Ups, nämlich Michael Prince, Roger Romeo und Jeff Poole, wurden vom etwas jüngeren Adam Kurry am Bass und Neu-Sänger John Levesque (ehemals Montrose und Wild Horses) ergänzt und bildeten eine starke Einheit, wobei die Vergleichsmöglichkeiten zu früher hier natürlich fehlen. Eine stimmige Mixtur aus alten Songs wie dem genialen "Fugitive" und "Out On Bail" wechselte sich ab mit neuen Krachern wie "King Of Speed" vom noch nicht mal veröffentlichten Album "Diamonds Are Forever". Ein äußerst agiler Frontman, der mit einer Mordsstimme versehen ist und nur Sympathiepunkte sammelte, vertrat den Namen LEGS DIAMOND hier würdig und zum Abschluss kam ein weiterer Klassiker, nämlich "Woman", was für mich einer der Höhepunkte des Tages war - SUPER! (gl)

Seventh Key
Herr im Hause der Schlüsselzähler ist natürlich Billy Greer. SEVENTH KEY stellt sein Nebenbetätigungsfeld zum Hauptbrötchengeber Kansas dar, von Abklatsch aber keine Spur. Billy geht mit seiner Zweitband rockiger, straighter und kommerziell leichter verdaulich vor als bei Kansas und so rutschten zeitlose Schmankerl wie "The Sun Will Rise", "Always From The Heart" oder "An Ocean Away" sofort ins Ohr, auch wenn mancher in Ludwigsburg diese Songs vielleicht das erste Mal überhaupt vernommen haben sollte. Vom zeitlichen Ablauf des Festivals her war man zwar schon etwas am Hängen und die anvisierten Spielzeiten konnten nicht mehr gehalten werden. Trotzdem ließen SEVENTH KEY keinerlei Hektik aufkommen und präsentierten ihre wohligen Kompositionen gediegen, künstlerisch wertvoll und einschmiegsam (selbst bei schnelleren Nummern). Man merkte halt einfach, dass hier überaus etablierte Musiker das verrichteten, was sie am besten können. Wer keine Gelegenheit hatte, diesem überzeugenden Gig beizuwohnen, kann sich ja die aktuelle Scheibe "Live In Atlanta" besorgen, die einen ungefähren Eindruck dessen zu vermitteln mag, wie es sich in Ludwigsburg zugetragen hat. (bj)

Es war ihr allererster (!) Auftritt als Band zusammen - das ICON-Project um Geoff Downes am Keyboard und John Wetton am Mikro. Die beiden Hauptsongschreiber, die den ASIA-Klassikern so maßgeblich ihren Stempel aufgedrückt haben (ohne natürlich die Klasse von Ausnahmemusikern wie Steve Howe und Carl Palmer zu schmälern!), hatten zwei weitere Virtuosen, nämlich John Mitchell (Gitarrist bei ARENA und auch bei KINO) sowie Steve Christie (Drummer bei JADIS) herangezogen und Anfang des Jahres eine Platte eingespielt, die die Fortführung des ASIA-Sounds von 1982-1985 bedeutete. Vor der Bühne wurde die Erwartungserhaltung etlicher in diversen ASIA-Shirts Wartender größer, als die Musiker merklich gespannt sich durch die RoFa ihren Weg zur Bühne bahnten. Ich hielt es für einen Joke, als John Mitchell Anfang des Monats Oktober nach der ARENA-Show meinte: "I better learn the songs then ...", als ich ihn auf das Festival ansprach. Und nun hat er eine Stunde vorm Auftritt einen Kopfhörer auf und lernt offensichtlich noch Lieder! Zum Intro des Übersongs "Let Me Go" ist die Nervosität weg, Geoff Downes hat sich mit einer deutlich abgespeckten Keyboard-Ausstattung wie immer im linken Bühnenteil ausgebreitet. John Wetton mit Bass erscheint und seine Stimme klingt erhaben, charismatisch und edel wie damals. John Mitchell steht rechts und der erste Song ist tadellos. Wohl allen Anwesenden war klar, dass diese Formation einige ASIA-Klassiker der ersten drei Alben spielen würde, und dies geschah reichlich mit "Don't Cry", "Go", "Sole Survivor", "Voice Of America", "Open Your Eyes", "The Smile Has Left Your Eyes" und natürlich "Heat Of The Moment" - mit kleineren Schnitzern, die ich aber nicht zu hoch bewerten möchte. Zurückgegriffen wird noch auf ein Stück von Wettons letzter Solo-CD "Rock Of Faith", nämlich "I Lay Down" - auch eine Wetton/Downes-Komposition. Vom "Icon"-Album wird nur noch das kurze wunderschöne (eigentlich nur ein Interlude) "Meet Me At Midnight" sowie "Hey Josephine" gespielt. Schade, "God Walks With Us" noch und minus ein alter Hit wäre m.E. hier interessanter gewesen.
Es entbehrt sicherlich nicht einer gewissen Ironie, wenn Geoff Downes die selben Songs mit zwei verschiedenen Formationen spielt und jetzt auch wieder mit ASIA on tour ist. Aber aus meiner Sicht war das ein überzeugender Auftritt. Wobei sicherlich auch ein nicht zu unterschätzender Sympathie-Bonus vorhanden ist, da ich mit gleich 3 der 4 Musiker - nur Steve nicht - dieses Jahr ausführliche Interviews führte und sie als nette zuvorkommende Zeitgenossen kennen lernte, was sie i.ü. auch heute wieder abstrahlten. (gl)

Man war über eine Stunde hinter dem Zeitplan und es sollten nun, weit nach 1.00 Uhr, noch PRIDE OF LIONS folgen. Nach über 13 Stunden in der RoFa (vorher fanden ja noch diverse Interviews statt) wurde noch während des in seinen Auszügen tatsächlich sensationellen Auftrittes die Rückfahrt gestartet, da ja Montag war. Somit kann von dem Auftritt von PRIDE OF LIONS, dem Projekt von Jim Peterik mit dem faszinierenden (zweiten) Sänger Toby Hitchcock nur rudimentär berichtet werden, und alleine die ersten drei Songs waren faszinierend. Was von allen bis zum Schluss Dagebliebenen bestätigt wurde. (gl)

So bleibt das Fazit, das man tatsächlich heute nur frohe Gesichter gesehen hat, alle Bands gut waren und die Zeichen der Zeit - entgegen der breiten Medienignoranz - ganz klar sagen, dass Melodic Rock alles andere als vorbei ist. Und demzufolge wird diese Veranstaltung auch in die zweite Runde gehen: Das UFOR 2 ist schon in Planung ...

Fotos: Bernd Joachim






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